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10_12_Kino_D_BF33 09.08.2006 15:42 Uhr Seite 10
BUSINESS
Kino Deutschland
München – Das Thema Verkür-
zung des Kinoauswertungs-
fensters hat in der Vergangen-
heit oft die Gemüter in der Bran-
che erhitzt. In letzter Zeit ist es
eher ruhig geworden, obwohl
die Thematik bei den großen
Kinoketten nach wie vor als
heißes Eisen gehandelt wird.
Erscheint ein Film früher als vier
Monate nach Kinostart auf DVD,
setzen ihn die großen Unter-
nehmen nicht mehr ein.
120 Tage als Voraussetzung für Filmeinsatz unterstreicht Kinopolis-Manager Hans-Jür-
gen Jochum. Auch UCI-Chef Ralf Schilling
weigert sich, Filme zum Einsatz zu bringen,
„Ein Kampf gegen die die Vier-Monats-Frist unterlaufen. Dass es
eine Schnittmenge zwischen DVD-Nutzern
und Kinogängern gibt, davon ist Cinemaxx-
Windmühlen“ Vorstand Hans-Joachim Flebbe überzeugt.
„Auch wenn einige Verleihfirmen Umfragen
in Auftrag gegeben haben, die die Unschäd-
lichkeit des verkürzten Fensters aufzeigen
chlagworte wie „Kannibalisierung oder drei Monaten als Disc beziehungsweise sollen. Ich bin überzeugt, dass diese Umfra-
des Kinomarkts durch den DVD- Kassette angeboten werden. Als erstes öf- gen nicht die Realität widerspiegeln“, unter-
SMarkt“ oder „fatale Folgen für die Ki- fentliches Warnsignal hat sich der Kinover- streicht Flebbe und macht klar: „Wenn man
nobranche“ hörte man von Seiten der Kino- band HDF Kino im Frühjahr 2004 entschlos- das Kino als Auswertungszweig erhalten will,
betreiber, wenn man sie in der Vergangen- sen, auf seiner Homepage fortlaufend Fall- ist es völlig klar, dass wir Kinoleute für das
heit zum Thema Kinoauswertungsfenster beispiele zusammenzutragen, die den Status größtmögliche Auswertungsfenster kämp-
befragte. Nicht weniger scharfe Worte finden quo der Auswertungspolitik der Verleiher fen – im Grunde auch für unsere Verleihpart-
sie auch jetzt zu diesem nach wie vor brisan- dokumentieren sollen. Dort lässt sich er- ner. Und meiner Meinung nach muss die
ten Thema, das in den letzten Monaten eher kennen, dass der Trend eindeutig hin zur Sechs-Monats-Frist gewahrt werden. Wir
selten in den Medien öffentlich zur Sprache Verkürzung der Auswertungsfrist zwischen hatten mit den Verleihern ein Gentlemen’s
kam. Die Problematik besteht jedoch nach Kinostart eines Films und seines Erscheinens Agreement über sechs Monate. Leider wurde
wie vor, denn immer häufiger erscheinen Ki- auf DVD/Video geht. dieser Zeitraum in
nofilme bereits nach nur vier Monaten in Die großen Kinoun- letzter Zeit immer
den Regalen der Videotheken beziehungs- ternehmen Greater „Unter vier Monaten mehr aufgeweicht
weise Verkaufsmärkte. Die Kinobetreiber in Union (Cinestar), Ci- ist indiskutabel“ durch Ausnahmefäl-
Deutschland sehen durch das Gebaren der nemaxx, Kinopolis le: Oftmals liegen nur
amerikanischen Studios, die sich verstärkt auf und UCI haben be- noch vier oder fünf
die Vermarktung der erfolgreichen und der- reits reagiert: Filme, deren Auswertungsfens- Monate zwischen Kino- und DVD-Start. Wenn
zeit (noch) umsatzträchtigeren Silberscheibe ter vier Monate beziehungsweise 120 Tage wir Kinoleute jetzt schon diese Tatsache still-
konzentrieren, in ihrer Existenz massiv ge- unterschreitet, werden nicht mehr einge- schweigend dulden und akzeptieren, kann
fährdet. Die schleichende Verkürzung von setzt. „Fakt ist, dass man uns die sechs Mona- ich nur sagen: Diese Verkürzung halte ich
den einst als Gentlemen’s Agreement verein- te Auswertungszeit einfach geklaut hat. Da nicht für richtig und für wirtschaftlich absolut 1
barten sechs Monaten Auswertungsfrist hin haben wir nicht schnell genug reagiert. Jetzt nicht vertretbar. Ein Kinofenster unter vier
zu nun mittlerweile gängigen fünf bis vier müssen wir darum kämpfen, wenigstens die Monaten plus x Wochen ist für Cinemaxx
Monaten bringt die Kinobranche in Aufruhr – vier Monate zu halten. Unter vier Monaten nicht diskutabel und wird dazu führen, dass
ganz zu schweigen von den hie und da auf- spielen wir einfach nicht mehr mit. Das hat die wir den betreffenden Film – egal wie erfolg-
tretenden „Ausreißern“, die bereits nach zwei Verleiherseite auch ganz deutlich gemerkt“, reich er einzuschätzen ist – nicht spielen wer-
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