Page 4 - Strategie Sonderheft 2021
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Aufgaben und Problemstellungen
Durch die Pandemie haben viele Menschen erfahren, dass Sicherheit nicht garantiert ist. Bilder aus den Krankenhäusern sowie die begleitenden Nachrichten zerrten an den Nerven. Die Ordnungssysteme, unter denen wir uns zusammen ge- funden und in den letzten 75 Jahren gelebt haben, sind durch eine äußere Störung außer Funktion gesetzt worden. Die Wirtschaft, das gesellschaftliche Leben kam zum Erliegen. Kein Flugzeug, keine Kreuzfahrten, leere Züge und kein quirli- ges Leben in den Städten. Stattdessen heißt die Botschaft: Läden zu. Statt Ausgangssperre sagen wir heute Lockdown.
Die zwei Seiten einer Medaille
Jeder Mensch hofft nun individuell: Die einen, dass wir bald wieder zur Normalität zurückkehren. Die anderen hoffen, dass die auslösende Pandemie ein Startpunkt für das „neue Normale“ sein wird.
Viele der Betroffenen haben mit den persönlichen, gesundheitlichen oder auch finanziellen Folgen zu kämpfen. Die Gewinner hingegen erfreuen sich auf
der materiellen Ebene an Zuwachsraten beispielsweise beim Onlinehandel. Eine Wahrheit erfährt wieder Be- stätigung: Wo es Verlierer gibt, sind die Gewinner nicht weit - und umgekehrt!
Eine zentrale Frage betrifft die Vorhersehbarkeit solcher Ereignisse. Wer sich mit Strategie beschäftigt, ist zwar auch kein Hellseher, aber solche Zeitgenossen diskutieren eher mal über Chancen UND Risiken aktu- eller Situationen und Entwicklungen. So gesehen, sind Strategiegespräche extrem hilfreich.
Anders Wirtschaften
Die Idee vom mündigen, eigenverantwortlichen Bürger wird diskutiert. Was tun, wenn das System gestört ist? Was muss ich als Person tun, was muss der Staat tun, wofür ist wer und wann verantwortlich?
Ob nun Corona oder Klima, beide Krisen sind durch unser wirtschaftliches Handeln mit verursacht. Die Schwere der zu erwartenden Schäden sind in beiden Fällen nicht absehbar. Corona wirkt schneller, direkter und persönlicher. Das Klima- problem wirkt zeitlich versetzt.
Weitere Fragen stellen sich:
• Wie gehen wir mit dieser Situation mit diesen neuen Rah- menbedingungen um?
• Kann es sein, dass wir gerade beginnen, unser Zusammen- leben neu zu verhandeln?
• Braucht Europa, brauchen wir als Industriegesellschaft die andiskutierten massiven Konjunkturprogramme zur Wieder- belebung einer gestrigen Wirtschaft?
Wer in den Ferienhochburgen des In- und Auslands unter- wegs war fragt sich, was passiert mit den Angestellten in diesen Regionen? TUI, Bahn, Hoteliers, die Fluglinien, die Busunternehmen, Taxifahrer, die Besatzungen der Kreuzfah- rer: Da kommen einige Millionen Jobs zusammen. Fazit: Wir alle sollten an einem Plan arbeiten, der den Übergang zur Gesellschaft von morgen ermöglicht.
Zumindest wären Investitionen gut, die Geld mit zielfüh- renden Auflagen verbindet. Hier kann die Politik durchaus helfen, die richtigen Akzente zu setzen: Siehe Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft „Der europäische Grüne Deal“.
Globale Versorgungsketten offenbaren ihre Brüchigkeit und eine nie dagewesende Abhängigkeit der Marktteilnehmer. Neujustierung ist angesagt.
Die Krise zeigte, dass der Grenzverkehr nach Grenz- schließung bzw. Wiedereinführung der Kontrollen den europäischen Binnenmarkt massisv störte. 100 km lange LKW-Schlangen an den Grenzen zu Polen oder an den Tran- sitländern legten die Schwachstellen unserer Zusammenar- beit in Europa schonungslos offen. Die Versorgung mit Geld, Energie und mit Lebensmitteln konnte dennoch aufrecht erhalten werden. Wer sich eine Steigerung der Krise vorstel- len mag, kann an diesen Stellen beginnen.
Die Frage nach den Möglichkeiten, der Wirtschaft aus der Krise zu helfen, wurde gestellt und teilweise mit nicht rückzahlbaren Direkthilfen beantwortet. Die Politik handelte schnell und unbürokratisch. Gleichzeitig nutzten Geschäfte- macher jeglicher Coleur die Situation für ihre betrügerischen Machenschaften. Weitere Fragen stellen sich: Wer von den
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