Page 5 - Strategie Sonderheft 2021
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Konsumenten würde jetzt einkaufen? Die weitverbreite-
te Kurzarbeit reduziert die Einkommen erheblich. Viele Mitarbeiter werden zusätzlich durch Ankündigungen von geplantem Stellenabbau verunsichert. Welche Unternehmen würden jetzt in Maschinen investieren?
Ein neues, zirkulares Wirtschaftsmodell kann hier helfen. Hier können Chancen liegen, durch langlebige Produkte und vielleicht durch technische Raffinesse neue Kaufinteres- senten zu begeistern. Zirkulare Prinzipien bieten Chancen in Richtung Modularität, Design von Produkten und neuen (digitalen) Prozessen, Reparierbarkeit, Wiederverwendungs- möglichkeiten. Das Sammeln, das Aufbereiten, die Share- Ökonomie, das 3 D-Drucken mit den Ersatzteilangeboten „on demand“, die digitalen Plattformen - also das Zusam- menbringen der Interessenten mit den Anbietern - sorgen vermehrt für völlig neue Geschäftsmodelle.
Für wirkliche Veränderung braucht es aber noch etwas ande- res: Das Stichwort heißt „Mindset“ - das gilt es zu hinterfra- gen. Wir können noch so viel über Agilität, Kreativität und In- novation reden, entscheidend für eine gemeinsame Zukunft und damit für unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Handeln ist unsere Denkweise. Das ist mit Mindset gemeint: Unsere grundsätzliche Einstellung, die der Zusammenarbeit in den verantwortlichen Teams zugrunde liegt.
Dieses Zusammenwirken der Kräfte kann selbstbezogen, egoistisch sein. In Unternehmen ist sie zusätzlich produkt- bzw. gewinnorientiert. Andererseits sprechen wir gerne von den „unsichtbaren“ Händen des Marktes. Aber auch bei Adam Smith, der damit bereits 1782 eine Art „Selbststeue- rung der Wirtschaft durch Angebot und Nachfrage“ erkannt hat, war eine „bestmögliche Güterversorgung“ immer gekop- pelt mit der Idee, gleichzeitig den Interessen der Gesellschaft zu dienen. Hätte er doch noch den Zusatz „..und der Natur“ zugefügt. Vielleicht wären wir dann heute auf besseren Pfaden unterwegs.
Wolfgang Mewes, einer der Kybernetiker der diese Verbin- dung gesehen und sie auf den Engpass-Ansatz seiner Stra- tegielehre übertragen hat, machte uns 200 Jahre später mit Fug und Recht darauf aufmerksam, dass nach Lösung eines Engpasses gleich der nächste vor der Tür steht. Er sagte aber auch klar: „Seht darauf, wie es die Natur macht!“ In diesem Sinne verstehen wir das L2C Circler Konzept auch als Umset- zungskonzept für die Mewes´sche Strategielehre.
Die Natur ist in allen Fällen ein gutes Vorbild. Sie produziert wenig bis gar keinen Abfall und existiert mit dieser Art des „Wirtschaftens“ schon länger. Dort funktioniert alles im Kreislauf. Viele Unternehmen arbeiten aber linear. Sie ent- nehmen Ressourcen um Produkte herzustellen. Diese werden von Konsumenten gekauft, genutzt und dann - meist achtlos - weggeworfen. Da liegen sie, oder schwimmen herum: Wertloser Abfall einer Gesellschaft, die mehr verbraucht, als ihr zusteht. Wir beginnen zu erkennen, dass dieses Verhal- ten unsere Substanz angreift. Als Ergebnis haben wir heute ständigen Wachstumszwang, verbrauchte Rohstoffe und Abfallberge. Dazu kommt eine gigantische Verschmutzung der Umwelt.
Die Problemstellungen sind durchaus grundsätzlicher Art und vielfältig. Raubbau an fossilen Rohstoffen zu treiben, um diese Wertstoffe zu verbrennen, das muss aufhören! Vor- teilhaft wäre es, dass wir unsere gesamte Produktionsweise auf „erneuerbaren“ Kohlenstoff umstellen. Das ginge schon, nur müssen wir dann auch das CO2 aus der Luft holen. Da lagert viel Biomasse, gleichzeitig ist das ein Knackpunkt.
Dazu gehören dann automatisch die Fragen nach einem vernünftigen Mobilitätskonzept sowie natürlich die Herstel- lungsform der Energie. Das Bauen gilt es ebenso zu be- trachten. Die Herstellung von Beton kostet viel Energie. Ein Denken in Richtung Kreislaufwirtschaft würde den „Norma- lo“ befähigen - neben dem großen industriellen Kohlenstoff- Kreislauf - auch kleinere verbraucherorientierte Kreisläufe mit zu gestalten. Thema: Einsammeln. Sortieren. Rückführen. Die besten Ideen sind immer die, wenn gar nicht erst was verbraucht wird. Keiner redet über die Bevölkerung an sich. Die darf eigentlich auch nicht weiter anwachsen.
Ein zentrales Thema für die praktische Arbeit dürfte damit wie folgt zu umreißen sein: Wie schaffen wir es, die Produk- tion auf eine „erneuerbare Kohlenstoff“ Basis umzustellen? Da bringt das L2C Circler Konzept Antworten für die Hiltis, Rotos, Torqueedos, Voiths und für die KMUs dieser Welt. Das sind die Kunden von den Kunststoff-Granulat-Produzenten mit aktiven Produkt/Projektmanagement-Stellen.
Lösungsansatz
Mit dem Circler Konzept wollen wir als L2C Innovators den Einstieg und Ausbau einer Kreislaufwirtschaft begleiten. Im Rahmen unserer Aktivitäten - zusammen mit der Wolf-