Page 64 - Strategie Sonderheft 2021
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  Society 4.0 - Gefangen im Wachstumsmantra?
Einmal im Jahr kommen Mitglieder des Bundesverbandes StrategieForum e.V. zum „BarCamp“ zusammen. Dort können die Teilnehmer über ihre Erfolge sprechen oder kollegiale Beratung für zukünftige Pläne oder Projekte bekommen. Es gibt natürlich auch Vorträge bekannter Personen zu aktuellen Themen. Bisher waren diese Treffen immer gelungene Präsenzveranstaltungen. In diesem Jahr haben wir es Online versucht.
BarCamps sind eher offen gestaltete Treffen ohne besonde- res Programm aber mit vielen Möglichkeiten, sich das eige- ne Programm zu gestalten. Vorteil: Jeder Teilnehmer kann sich mit eigenen Themen einbringen. Dadurch entstehen im Stundentakt interessante Beiträge mit interessanten Inhalten aus der Lebenswelt der Teilnehmer.
Zum abendlichen „get together“ sitzt nun jeder Teilnehmer zu Hause und hat das eigene Getränk vor sich. Unter der Leitung von Peter Käpernick - der solche Moderatoren- rollen gerne übernimmt - wollen die Beteiligten darüber sprechen, wie sie sich die Gesellschaft im Jahre 2030 vor- stellen. Wo geht es also hin? Wo sollte es hingehen? Wie wollen wir leben?
Wir wollen aus heutiger Sicht unsere Wünsche diskutie- ren und darüber „vor“denken, wie es weitergehen soll. Um diesen Prozess etwas abzukürzen werden wir der Ein- schätzung auf der linken Chart-Seite folgen (Bild: nächste Seite). 12 Felder liegen ausgewählt und bewertet vor: Das Spektrum reicht von Klima (CO2 Fußabdruck) über „Sichere Arbeitsplätze“ bis zur „Kreislaufwirtschaft“ und zur „Roh- stoffverfügbarkeit“. Die roten Streifen sagen soviel wie:
• Rohstoffverfügbarkeit liegt bei 60 - ist gibt (scheinbar?) noch etwas auszubeuten.
• Kreislaufwirtschaft liegt bei 30 - da ist nicht viel passiert.
• Politikverdrossenheit liegt bei 70 - schon recht hoch.
• Wertezustimmungsrate liegt ebenfalls bei 70 - noch recht hoch.
• Individualverkehr liegt bei 90 - da ist nicht mehr viel Potenzial.
• Freies Reisen + Kunst + Kultur mit 80 - die Welt ist gerne unterwegs.
• Garantierte Altersvorsorge liegt bei 60 - das sieht so sicher nicht aus.
• Sichere Arbeitsplätze liegt bei 50 - das bröckelt gewaltig. • Intaktes Gesundheitssystem liegt bei 70 - warten wir die 2. Welle ab.
• Bezahlbares Wohnen liegt bei 80 - zeigt dringenden Handlungsbedarf oder Fehleinschätzung?
• Gesundheitsförderliche Ernährung bei 50 - ist vegan die Lösung?
• CO2 Fußabdruck tangiert das Klima, sollte neutral sein, liegt aber bei 90 - Riskant nichts zu tun?
Auf der rechten Seite überlegen wir gemeinsam, wie wir uns die „Society 4.0“ vorstellen und wie wir damit auch unsere Haltung einschätzen. Es kommt eigentlich nur darauf an, dass wir Einigkeit erzielen. Wir werden für jedes Handlungsfeld 5 (fünf) Minuten einsetzen. Dann macht die Gruppe ein Kreuz. Fertig. Am Ende steht ein Profil mit den Tendenzen.
• 3 ist ± neutral. Alles soll so bleiben.
• Ein „+“ bedeutet „mehr davon“. Zwei „++“ bedeutet „viel mehr davon“.
• Ein „-“ bedeutet „weniger“ und zwei „-“ bedeutet „viel weniger“ davon.
Zwischen durch gibt es noch die unausbleiblichen Über- raschungseffekte: z.B. Die Pandemie II (Covid19 Mutati- on) bleibt uns erhalten. Was schmeißt dieses Risiko dann durcheinander? Oder: Was passiert wenn es keine Autos mehr in den Städten fahren dürfen? OK. OK. Die Zeit reicht nicht. Aber: Die ganz grundsätzliche Frage ist ja immer, was bringen solche Gespräche. Weder die Regierung noch die Grünen haben einen wirklichen Plan. Wir aber auch nicht....oder doch? Deshalb:
Nach dieser Stunde (12x5 Minuten) werden wir zwei Fra- gen erörtern:
1. Was ist meine Rolle darin in diesem Kontext? 2. Gibt es Konsequenzen für meine Arbeit?
Zur Einstimmung 2 Leserbriefe aus der Tageszeitung vom 21.10. zu einem Artikel von Ulrike Herrmann (TAZ) vom Wochenende zur Idee eines „grünen Wachstums“ (Studie für Fridays for Future vom Wuppertal Institut).
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