Page 41 - Pohadka - Ein Märchen in Bildern, Worten und Musik
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anfänglichen Reiter-Motiv (Track 10) geformt. Auf die Textstelle bezogen, kann man diesen
               Abschnitt als den letzten Kampf der Liebenden gegen den bösen König deuten, den Marja
               und Ivan durch die dritte Verwandlung und mit der Kraft ihrer Liebe besiegen. Der König
               Koschtschej (in deutschen Märchen gleichzusetzten mit dem Teufel) scheitert am religiösen
               Symbol (Kirche, Mönch und Glockenturm) in das sich die Liebenden verwandeln.

               Track 15 (Der Ritt)
               Zum dritten und letzten Mal erklingt das Reiter-Motiv. Das Motiv wird immer langsamer und
               leiser, bis es sich schliesslich verliert. Marja und Ivan sind den Klauen des bösen Königs ent-
               kommen und reiten sorglos fort. Auch durch diesen zweiten Satz zieht sich das Gegensatzpaar
               des  rhythmisch  bewegten  Motivs  (Flucht)  und  der  lyrischen  Linie  (Innehalten  in  der  Ver-
               wandlung).

               Track 16 (Die Stadt)
               Den dritten Satz eröffnet das Cello allein mit einer tänzerischen (russischen)Volksweise. Das
               festliche Thema repräsentiert einerseits den Triumph der Liebenden über den bösen König,
               andererseits steht es für die Stadt, die Ivan und Marja im Abendrot vor sich sehen und deren
               Anziehung Ivan nicht wiederstehen kann. Tanzmusik dringt aus dieser Stadt – vielleicht wird
               gerade ein Fest gefeiert.

               Track 17 (Das Unglück)
               Wiederum erklingt  das  Stadt-Motiv  (Track 16), nun eine Quinte höher und lauter.  Ivan ist
               alleine losgeritten und befindet sich schon nahe der Stadt, wo die Tanzmelodie bereits lauter
               zu hören ist. Anschliessend erklingt der Anfang des Stadt-Motivs drei Mal in einer absteigen-
               den Sequenz. Es symbolisiert Marjas Warten, genauer gesagt, den ersten, den zweiten und
               den dritten Tag, die vergehen, ohne dass Ivan zurückkommt. Drückt das Absteigen der Musik
               Marjas schwindende Hoffnung des gemeinsamen Glücks aus?

               Track 18 (Das Verlangen)
               In der Cellostimme sind kurze aufsteigende Linien zu hören, die jedoch sofort wieder in sich
               zusammenfallen. Vier Anläufe braucht es, bis die Linie weitergeführt wird und somit „erfüllt“
               wird.  Diese  vier  Anläufe  könnten  die  reizvolle  Verlockung  (Knabe  mit  dem  Lockenkopf)
               wiederspiegeln,  die  jedes  Mal  stärker  wird,  bis  Ivan  ihr  nachgibt  und  den  Knaben  küsst.
               Durch die Erfüllung von Ivans Verlangen (Erfüllung der musikalischen Linie), bricht gleich-
               zeitig das Unglück über ihn und Marja herein. Es folgt erneut das Stadt-Motiv, welches dies-
               mal schicksalshaft, durch die akzentuierten Bässe im Klavier fast brutal gehämmert ertönt.

               Track 19 (Die Rettung)
               Zur Rettung der Situation hilft nur noch Marjas Zauberkraft: Im Klavier erklingt wiederum
               die Wellenbewegung, mit den kleinen, schnellen Noten. Das Cello spielt eine suggestive Me-
               lodie  mit  den  süssesten  Klangfarben.  Genauso,  wie  Marja  den  Koch  mit  ihrer  süssesten
               Stimme um die Zubereitung der Torte bittet.

               Track 20 (Die Erkenntnis)
               Die langgezogenen Töne im Cello, die dreimal chromatisch absteigen klingen wie schmerzli-
               che Seufzer. Ivan bemerkt seinen Fehler und gelangt zur bitteren Erkenntnis, dass er Marja
               verlassen hat. Es folgt eine aufsteigende, hoffnungsvolle Linie, die Cello und Klavier gemein-







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