Page 15 - SitzPlatzFuss GESUNDHEIT
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                                 geschehen und somit auf die Stärke des empfundenen Schmerzes beim Hund haben können.
Folgende Faktoren senken die Schmerzschwelle und füh- ren zu stärkerer Schmerzwahrnehmung beim Hund:
• Stress
• Angst
• Langeweile
• Isolation
• Schlaflosigkeit • Depression
• Traurigkeit
Folgende Faktoren heben die Schmerzschwelle und führen zu verminderter Schmerzwahrnehmung beim Hund:
• Soziale Kontakte
• Ablenkung, Bewegung
• Beschäftigung, Spiel
• Geeignete Therapieanwendungen
ZIELE DER SCHMERZBEHANDLUNG
Jedes Tier, das unter Schmerzen leidet, sollte bestmöglich behandelt werden, und so gehört zu den vielen Gebieten der modernen Tiermedizin auch ein professionelles Schmerzma- nagement. Eine optimale Schmerztherapie erfordert im Vor- feld immer eine genaue Diagnosestellung, eine Lokalisierung des Schmerzortes, eine individuelle Schmerzeinschätzung, eine Dokumentation und auch eine Anpassung der Therapie im Verlauf der Erkrankung. Weiterhin müssen andere vorlie- gende Erkrankungen und das Alter des Hundes berücksichtigt werden. Für die Behandlung von Schmerzen stehen grundsätz- lich medikamentöse und nicht medikamentöse Möglichkeiten zur Verfügung. Die Auswahl eines geeigneten Medikaments sollte ausnahmslos durch einen Tierarzt erfolgen. Denn die wichtigste Frage ist zunächst: Welcher Schmerz muss wie behandelt werden?
Oberstes Ziel einer jeden Behandlung sollte immer die Beseitigung der Schmerzursache sein. Ist dies nicht möglich, wie beispielsweise bei fortschreitenden unheilbaren Erkran- kungen, bei denen die Schmerzen nicht komplett ausgeschal- tet werden können, geht es darum, sie zumindest so weit ein- zudämmen, dass sie für das Tier erträglich sind. Unverständlich bleibt für mich die Ablehnung mancher Hundebesitzer einer schulmedizinischen Schmerzmedikation gegenüber. Sicherlich können diese Medikamente Nebenwirkungen haben, aber Schmerzfreiheit hat etwas mit Lebensqualität zu tun, und es macht Sinn, einem Schmerzpatienten zunächst einmal rein schulmedizinisch die Schmerzen zu lindern, um dann die The-
rapie mit alternativen Maßnahmen zu ergänzen und zu verbes- sern. Danach können der Einsatz von Physiotherapie, Osteo- pathie, Homöopathie, Akupunktur, Lasertherapie etc., Futterergänzungsmitteln und einer eventuellen Gewichtsre- duktion die Schmerz lindern. Auch eine gezielte Veränderung der Haltungs- und Umgebungsbedingungen, einschließlich der Bewegung und artgerechten Auslastung, können das Schmerzgeschehen positiv beeinflussen. Denn nichts ist schlimmer, als einen Hund einfach in seinem Korb liegen zu lassen. Wenn der Hund den ganzen Tag nur lustlos rumliegt und döst, ist sicherlich nicht Müdigkeit oder zunehmendes Alter der Grund, meistens steckt eine unerkannte chronische Schmerzproblematik dahinter.
Ziele der Schmerztherapie sind:
• Linderung der Schmerzen
• Senkung des Leidensdrucks
(im Sinne des Tierschutzgesetzes)
• Verbesserung der Lebensqualität und der Lebensfreude • Vermeidung von weiteren Folgen bzw. Schäden
• Vermeidung der Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses
Sich nur auf eine Therapie zu beschränken, ist bei chronischen Schmerzen oft nicht ausreichend. Die medikamentöse Schmerztherapie kann mit allen anderen ganzheitlichen Schmerztherapien ergänzt werden. Durch eine auf das Krank- heitsbild abgestimmte Behandlung mit verschiedenen Thera- pieverfahren kann häufig die medikamentöse Schmerzbehand- lung gesenkt oder sogar ganz eingestellt werden, bei gleichzeitiger Zunahme des Therapieerfolgs.
RENATE ALBRECHT...
      ... ist ausgebildete und zertifizierte Hundephysiotherapeutin, Tier- heilpraktikerin und Tierpsychologin. Sie ist seit 1997 außerdem als Hundetrainerin, Sachverständige und Wesensgutachterin sowie als Züchterin für Bordeauxdoggen im Verband für das Deutsche Hun- dewesen tätig. Renate Albrecht war bereits in verschiedenen Fern- sehsendungen im In- und Ausland mit ihrer Arbeit zu sehen und publizierte in Fachzeitschriften zu gesundheitlichen und erzie- herischen Themen bei Hunden. Sie arbeitet als Hundephysio- therapeutin in der Tierklinik Nienburg. Gemeinsam mit Michaela Ender hat sie 2015 im Müller Rüschlikon Verlag das Buch „Schmer- zen beim Hund“ veröffentlicht.
Weitere Informationen: www.dogs-in-motion-physio.de
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