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[62Hund und Gesundheit
Beim kognitiven Dysfunktionssyndrom kommt es allerdings zu einigen Beson- derheiten. Betroffene Hunde schlafen meist mehr innerhalb von 24 Stunden, wobei aber der Nachtschlaf in der Regel deutlich reduziert und unruhiger ist. Vor allem bei Dämmerung oder Dunkel- heit kommt es dann oft dazu, dass die betroffenen Hunde rastlos und hechelnd oder winselnd auf und ab wandern. Dies scheint analog zum „Sundowner-Syn- drom“ bei menschlichen Alzheimerpati- enten abzulaufen. Der Schlafrhythmus ist in manchen Fällen bei erkrankten Hun- den unregelmäßig und es kommt zum Wechsel zwischen Insomnie (Schlaflo- sigkeit) und Hypersomnie (übermäßigem Schlafen).
• symptomenkomplex stubenunreinheit
Bei Hunden, die vorher stubenrein waren, kann ein weiteres Symptom für das kog- nitive Dysfunktionssyndrom sein, dass sie wieder unsauber werden. Meist sind diese Vorfälle an Unsauberkeit unregel- mäßig und unvorhersehbar. Typisch ist daher die Unsauberkeit im Haus direkt nach einem längeren Spaziergang. Zudem kann es dazu kommen, dass betroffene Hunde seltener oder gar nicht mehr sig- nalisieren, wenn sie hinausmüssen, und es auch dadurch immer wieder zu Unsau- berkeit kommt.
• symptomenkomplex veränderte aktivität
Im Zuge dieser Erkrankung zeigen die Hunde eine deutliche Veränderung in ihrer Aktivität. Als Faustregel lässt sich sagen, dass es zu einer Abnahme an gerichteter Aktivität kommt und zu einer Zunahme an ungerichteter Aktivität. Es kommt beispielsweise häufig dazu, dass
Wenn der Besitzer für den Hund zum Fremden wird – Wie man Altersdemenz erkennt und damit umgeht
 die Hunde ziellos umherwandern. Ein stereotyp wirkendes Auf-und-ab-Lau- fen ist ebenso typisch für die Erkran- kung wie das Durchwandern der Woh- nung, das immer wieder durch Episoden von „In-die-Leere-Starren“ unterbrochen wird. Die Hunde zeigen meist deutlich weniger Interesse an ihrer Umgebung. Auch die Reaktion auf bekannte Stimuli (zum Beispiel Rufen, Ball, Leckerchen, Türklingel) ist in der Regel deutlich reduziert.
belastungsprobe
Das kognitive Dysfunktionssyndrom beim Hund kann – gerade im Endstadium – eine enorme Belastung für den Besitzer dar- stellen. Der Hund, den er kannte, scheint nicht mehr zu existieren. Der Besitzer bekommt keine Reaktion mehr von sei- nem Hund, wird nicht begrüßt oder sogar verbellt, er kann nicht mehr wie gewohnt mit dem Hund kuscheln, hat mit Unsau- berkeit zu kämpfen und muss sich Sorgen machen, wie lange er noch eine adäquate Lebensqualität für seinen Hund aufrecht- erhalten kann. Eine Besitzerin fasste ein- mal in einem Satz ganz gut zusammen, wie sie die Persönlichkeit ihres einstmals besten Freundes, eines 15,5 Jahre alten Border Collies mit Hunde-Alzheimer, empfand: „Die Lichter sind an, aber nie- mand ist zu Hause.“ Diese Belastung der Mensch-Hund-Beziehung und die star- ken Einschränkungen im Alltag bringen die Besitzer oft schnell an ihre Grenzen. Daher ist es wichtig, dass der Besitzer von einem erfahrenen und feinfühligen Tier- arzt durch diese Krankheit und bis hin zur leider meist irgendwann unvermeidlich anstehenden Entscheidung zur Euthana- sie begleitet wird.
diagnose
Gerade im Anfangsstadium ist das kog- nitive Dysfunktionssyndrom nicht immer einfach zu erkennen, da man normale Alterungsprozesse von krankhaftem Geschehen abgrenzen muss. Es ist daher sinnvoll, dass der Haustierarzt im Rahmen der geriatrischen Vorsorgeuntersuchung auch die Symptomenkomplexe des kog- nitiven Dysfunktionssyndroms abfragt. Bei Auffälligkeiten sollte diese Abfrage dann monatlich wiederholt werden, um besser abschätzen zu können, wie sich die bestehende Problematik entwickelt, ob Symptome aus weiteren Leitsympto- menkomplexen dazukommen, und damit, ob es sich tatsächlich um das kognitive Dysfunktionssyndrom handelt oder nicht. Beim Hunde-Alzheimer kommt es zu einer schrittweisen Verschlechterung des Zustands mit immer mehr unterschied- lichen Symptomen, die bei den monat- lichen Untersuchungen schnell auffäl- lig werden. Da, wie bereits mehrfach erwähnt, Veränderungen in der Lernfähig- keit und im Schlaf-wach-Rhythmus nor- mal sind, ist es besonders wichtig, dass der Tierarzt bei der Diagnosestellung auf den Leitsymptomenkomplex „Desorien- tiertheit“ das meiste Gewicht legt. Zudem muss bei der monatlichen Erhebung der Symptome auch immer eine gründliche körperliche Untersuchung erfolgen. Dies ist vor allem deshalb wichtig, da einige Symptome, wie beispielsweise Ins-Leere- Starren, mangelnde Begrüßung des Besit- zers, reduzierter Enthusiasmus oder ziel- loses Umherwandern, zum Beispiel auch durch schmerzhafte Prozesse bedingt sein können. Da darüber hinaus eine plötzlich auftretende Stubenunreinheit viele kör- perliche, behebbare Ursachen haben kann, muss auch dahingehend eine gründli-
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