Page 69 - SitzPlatzFuss GESUNDHEIT
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• Hirudin – Dieser nach dem Blutegel benannte Wirkstoff ist sehr viel effektiver in der Gerinnungshemmung als das bekannte Heparin. Deswegen werden Blutegel für die Gewinnung von Salben verwendet.
• Hirudin verhindert auch den schnellen Wundverschluss durch die Thrombinhemmung. Es wirkt nur kurz und dient damit v. a. dem Blutegel, der das Blut für sich selbst fließfähig hält.
• Calin – wirkt ebenfalls gerinnungshemmend, aber länger- fristig und ist damit verantwortlich für das lange Nachblu- ten der Bissstelle.
• Eglin – ist ebenfalls für die Gerinnungshemmung und zusätzlich für Entzündungshemmung zuständig.
• Hyaluronidase – wirkt antibiotisch, umgebendes Bindege- webe wird durch Hyaluronidase gelöst und die Wirkstoffe können so tiefer eindringen.
Weitere der ca. 30–100 Wirkstoffe wirken entzündungshem- mend, schmerzlindernd und teilweise wachstumsfördernd für Neuriten (Nervenzellfortsätze). Der heutigen Medizin ist es noch nicht gelungen, diesen einzigartigen Wirkstoffcocktail nachzubauen. Man kennt zwar einzelne Medikamente, die die einzelnen medizinischen Eigenschaften, wie Schmerzlin- derung, Gerinnungshemmung usw., abdecken, aber eine derartige Kombination, wie sie beim Blutegel zu finden ist, hat die heutige Medizin noch nicht zu bieten.
... UND NACH DER THERAPIE?
Unser Patient zeigt sich deutlich erleichtert, rennt erst mal eine Runde durch den Garten und holt sein Spielzeug. Dass er blutet, stört nur den Besitzer, der vorsorglich alles mit Handtüchern abgedeckt hat.
Der Blutegel ist als Fertigarzneimittel deklariert und muss als solches entsorgt werden. Dies geschieht meist durch Einfrieren. Der Blutegel fährt seinen Stoffwechsel als wechselwarmes Tier komplett herunter und verstirbt schließlich. Grundsätzlich gibt es aber auch die Möglichkeit, die kleinen Helfer an den Versender zurückzuschicken, wo sie dann in Rentnerteiche gesetzt werden.
Ein wiederholter Einsatz ist nicht gestattet, um auf jeden Fall zu verhindern, dass Pathogene übertragen werden. Ebenso ist es aufgrund des Infektionsrisikos verboten, Blutegel in heimischen Gewässern auszusetzen.
FAZIT
Es gibt viele Indikationen für einen Blutegeleinsatz, aber natürlich auch Kontraindikationen (z. B. Gewicht, Vorer-
krankungen, Einnahme bestimmter Medikamente ... oder vielleicht kann der Patientenbesitzer auch nicht ertragen, wenn sein Tier blutet), bei denen von einer Blutegeltherapie abzusehen ist oder zumindest gewissenhaft abgewogen werden muss, ob der Blutegel die optimale Therapie für den Patienten darstellt. Wie häufig Blutegel am Patienten eingesetzt werden und wie viele, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.
Deshalb sollte immer ein erfahrener Therapeut zurate gezogen werden ... und wer weiß, vielleicht bekommen Sie auch einmal Besuch von den kleinen Würmern mit der großen Wirkung.
Blutegeltherapie ist auf jeden Fall eine Faszination, bei der einmal mehr klar wird, dass die Natur das Prinzip des Gebens und Nehmens perfekt beherrscht.
MA ANNEGRET
CANZLER-GERHARD
... war in ihrer Familie, zu der natürlich auch Tiere gehören, immer „Zuständige für Gesundheitsfra- gen“. Dabei fand sie es spannend, mit welch einfachen natürlichen Mitteln eine Heilung erreicht werden kann. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig zu erkennen, wann die Schulmedizin von Nöten ist.
Nach ihrer anspruchsvollen Ausbildung, an einer der renommiertesten Tierheilpraktiker-Ausbildungsstätten Europas, ist sie als Tierheilpraktikerin mit ihrer Fahrpraxis unterwegs. Ihr Ziel ist es, den Tieren ein größtmögliches Maß an Lebensqualität zu ermöglichen. Dazu gehört für sie auch eine gute und respektvolle Zusammenarbeit mit Tierärzten.
Weitere Informationen:
www.tierheilpraxis-canzler-gerhard.net
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