Page 10 - Demo
P. 10

AUS IHRER APOTHEKE
 Sie sind Schlafmediziner. In welchem Maße müs- sen Sie dabei quasi das Fach wechseln und zum Psychologen werden?
Die Hauptarbeit eines Schlafmediziners entfällt auf das Erkennen, Bewerten und Behandeln von körperlich bedingten Schlafstörungen bzw. auf die körperlichen Mitursachen von Schlafpro- blemen. Am meisten kommen Schnarcher mit und ohne Ein- und Durchschlafstörungen sowie Patienten mit Tagesmüdigkeit in die Praxis, von denen wiederum viele eine Schlafapnoe, also nächtliche Atemaussetzer, haben.
Schon normales Schnarchen kann aber im Kör- per des Schnarchers biologischen Stress auslösen, der dann zu häufigerem Wachwerden bei Nacht oder zu frühem Erwachen führt. Viele Leute den- ken, es sei nur der berufliche oder private Stress, der ihren Schlaf schlecht mache. Es verstecken sich aber oftmals recht einfach zu behandelnde körperliche Dinge dahinter, womit den Patienten leichter zu helfen ist als durch die oftmals auf- wändigen psychotherapeutischen Ansätze. Bei lebenstechnisch-psychischen Schlafstörungen muss dann oft der Therapeut ran. Aber der Schlaf sollte vorher immer auch von einem Schlafme- diziner einmal professionell untersucht werden. Auch die Gabe von Schlafmitteln ist aus der Hand eines hiermit erfahrenen Arztes oftmals für eine gewisse Zeit nötig und segensreich.
Depressionen und Schlafstörungen sind meist miteinander gekoppelt. Es gleicht der Frage nach dem Huhn und dem Ei, wenn man untersucht, ob Depressionen die Schlafstörungen auslösen oder ob Schlafprobleme zu Depressionen führen. Wie sehen Sie den Zusammenhang?
Beide Störungen kommen unabhängig vonein- ander vor, bedingen sich aber auch gegenseitig. Kaum eine Depression verläuft ohne gestörten Schlaf – meist erwachen die Patienten früh am Morgen und fühlen sich elend – und auch eine so genannte „Primäre Insomnie“ kann auf Dauer eine Depression auslösen. Es ist deshalb zur Ver- meidung oder Linderung einer Depression wich- tig, sich auch den Schlaf professionell, d.h. am besten mit einer großen Schlafverkabelung, einer so genannten Polysomnographie, anzuschauen. Oftmals kann der Ausbruch einer Depression durch das frühzeitige Behandeln einer Schlaf- störung – auch einer Schlafapnoe – verhindert oder zumindest abgemildert werden.
Bei Schlafstörungen, die nicht wie bei der Schlaf- apnoe organisch bedingt sind, wie würden Sie als Therapeut vorgehen?
Als erstes ist eine genaue Befragung der Patien- ten wichtig, um möglichst viele Details über Schlaf und Schlafrhythmus usw. zu erfahren. Dann werden die Patienten von uns mobil schlaf- verkabelt, d.h. wir analysieren viele Schlafpara- meter wie Atmung, Herzschlag, Sauerstoff, Hirn- ströme oder Muskelspannung. Oft ergänzt ein Blutbild, ein EKG und eine Lungenprüfung das Bild. Dann wird mit dem Patienten ausführlich die Art und Ausdehnung der Schlafstörung besprochen. Zunächst kommt dann oftmals ein Therapieversuch mit gut verträglichen Medika- menten zum Einsatz, gegebenenfalls kombiniert mit Akupunktur, Lichttherapie oder anderen Verfahren. Gespräche ergänzen die Behandlung. Liegt der Schlafstörung eine Depression oder Angststörung zugrunde, wird ein Psychothera- peut eingeschaltet.
 10
BILD: BARTEKSZEWCZYK – ISTOCK/THINKSTOCK

























































































   8   9   10   11   12