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SCHLAF – ERHOLUNGSPAUSE FÜR DEN KÖRPER
 Es gibt recht unterschiedliche Meinungen über die optimale Schlafdauer. Viele sagen, sie- ben Stunden seien das Mini- mum. Was meinen Sie: Wie viel Schlaf muss sein?
Tatsächlich brauchen etwa 90
Prozent aller Deutschen zwi-
schen sieben und acht Stun-
den Schlaf, um sich am nächs-
ten Tag wach, fit und erholt zu
fühlen. Die durchschnittliche
Schlafdauer hat in den letzten Jahrzehnten um etwa 30 Minuten pro Nacht abgenommen. Letzt- lich gibt es ein individuelles Schlafbedürfnis, das mit den Jahreszeiten etwas variiert, im Prinzip aber für die meisten von uns konstant ist. Und im Mittel bewegt sich das zwischen siehen und acht Stunden.
Die bloße Dauer des Schlafs sagt nicht unbedingt etwas über die Qualität aus. Macht es einen qua- litativen Unterschied, ob ich nach einem langen Abend erst nach Mitternacht ins Bett komme, oder ob ich bereits abends um zehn am Kopf- kissen horche?
Es gibt genetisch unterschiedliche „Chrono- typen“, Menschen also mit unterschiedlichen „inneren Uhren“. Die ausgeprägtesten unter ihnen sind die frühen Frühtypen, die so genann- ten „Lerchen“, und die späten Spättypen, die „Eulen“. Die meisten von uns sind Mischtypen. Für den Frühtyp ist der Schlaf vor Mitternacht wichtig, weil der Frühtyp eher am Abend müde und dafür früher morgens wach wird. Die Spät- typen gehen schon aufgrund ihrer inneren Uhr lieber später ins Bett und schlafen dafür län- ger. Für die Eulen unter uns ist das Feiern bis tief in die Nacht also nicht so belastend wie für die Lerchen.
Schlafmediziner sagen, es soll- ten mehrere Stunden zwischen dem Abendessen und dem Zubettgehen liegen, damit das Einschlafen nicht erschwert wird. In vielen südlichen Län- dern wird aber traditionell spät zu Abend gegessen. Müsste das nicht kollektiv zu Schlafproble- men führen?
Wie wir schlafen und auch wie
wir Schlaf erleben und bewer- ten, hängt neben den körperlich-physiologischen Grundbedingungen auch stark von der soziokul- turellen Einbettung ab, in der der Schlaf jeweils angesiedelt wird. So wird ein Südländer von Kin- desbeinen daran gewöhnt, später abends zu essen, aber auch in der Regel später abends ins Bett zu gehen. Auch liegt die mediterrane Kost dem Süd- länder oftmals nicht so schwer im Magen wie ein
Schweinebraten uns.
Nach einem stressigen Arbeitstag „erholen“ sich viele mit Unterhaltungsmedien wie Fernsehen, Tablet und Smartphone, spielen Computerspiele oder hören Musik. Welchen Einfluss hat das auf das Schlafbedürfnis?
Alle Monitore und Bildschirme, egal ob von Smartphone, PC oder Fernseher, strahlen ver- mehrt Licht aus dem energiereichen blauen Wellenbereich ab. Dieses Licht unterdrückt die Bildung des Dunkelheitshormons Melato- nin in der Zirbeldrüse und stellt die innere Uhr vermehrt auf Wachheit und Aktivität, was vor dem Zubettgehen natürlich kontraproduktiv ist. Hinzu kommt, dass insbesondere unser Großhirn am Computer und Handy gefordert ist, welches sich aber gerade durch das langsame Herunter- fahren des „Inputs“ durch die Sinnesorgane auf den Schlaf vorbereiten möchte.
Dr. Michael Feld
führt eine Praxis für Allgemein- und Schlafmedizin in Köln.
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