Page 16 - Demo
P. 16
AUS IHRER APOTHEKE
Besonders auffällig ist die so genannte REM-Phase (abge- kürzt von „rapid eye move- ment“), in der sich die Augen rasch bewegen. Menschen, die in dieser Phase geweckt werden, berichten von intensiven, visu- ellen Träumen. Früher wurde vermutet, dass Menschen (wie auch Säugetiere und Vögel) aus- schließlich während der REM- Phase träumen. Heute weiß man jedoch, dass Träume in allen Schlafphasen vorkommen. Gegenüber dem REM-Schlaf ändert sich aber die Qualität des Traums: Die Trauminhalte des REM-Schlafs erscheinen bizar- rer, emotionaler und aktionsge- ladener als die in den übrigen Schlafphasen.
Untersuchungen von Hirnströ- men deuten darauf hin, dass das Träumen sehr eng mit dem Lernen und der Verfestigung von Erfahrungen verknüpft ist. Die Aufeinanderfolge von REM-Schlaf und Tiefschlafpha- sen scheint unterschiedliche Etappen des Verarbeitens zu kennzeichnen. Während in der REM-Phase Bilder und Themen wild und scheinbar ohne Logik durcheinanderpurzeln, ist das Gehirn während der Tiefschlaf- phasen offenbar mit dem Umor- ganisieren und Festschreiben von Inhalten beschäftigt.
Eine solche Erklärung erscheint einleuchtend. Tag für Tag pras- seln Sinneseindrücke auf uns ein, die mit unseren vorhande- nen Erfahrungen und Gefüh- len sinnvoll verbunden werden müssen. Dazu müssen aber auch in unserem Gehirn so genannte „neuronale Netze“ aktiviert und neu geknüpft werden. Um einen Vergleich zur Computer- technik zu ziehen: Neue Daten müssen erst einem geeigneten Speicherplatz zugewiesen wer- den, während Unwichtiges und Überflüssiges herausgefiltert und gelöscht wird.
Der REM-Schlaf ist anschei- nend eine Phase des Filterns, der Neuvernetzung – und damit des Lernens. Dass es dabei auch sehr kreativ zugehen kann, zei- gen die zahlreichen Beispiele von Wissenschaftlern und Künstlern, die durch den Traum zu neuen Erkenntnissen und Ideen gelangt sind. Mit manchmal lukrativen Ergeb- nissen: So hatte Beatle Paul McCartney beim Aufwachen die Melodie des Songs „Yester- day“ im Ohr. Der „meistge- spielte Popsong aller Zeiten“ brachte dem Komponisten Mil- lionen ein und illustriert das Sprichwort: „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“.
16
BILD: FONA2/ISTOCK – THINKSTOCK