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Die Säugephase
Für das Ende des Metöstrus (Trächtigkeit oder Scheinträchtigkeit) ist ein Abfall des Progesteronwertes im
Blut charakteristisch, eine vorübergehende Erhöhung der Östrogene ermöglicht die Erweiterung des
Gebärmuttermundes und eine Erhöhung des Prolaktinspiegels, des Hormons, welches zunächst das
Einschießen des Kolostrums und dann der Milch einleitet.
Diese hormonellen Veränderungen sind bei einer tragenden und nicht tragenden Hündin vergleich-
bar, dies erklärt die Häufigkeit der Pseudo-Laktation. Dieses Phänomen beobachtet man auch bei
wildlebenden Hunden,es betrifft vor allem Hündinnen einer niedrigeren Rangstufe,die dann als
Ammen dienen,wenn die dominante Hündin während der Säugephase Probleme hat.Sie un-
terstreicht, wie bei vielen Säugetierarten,die Bedeutung der Psyche für dasAuslösen der
Milchbildung.
Die Säugephase bei der Hündin nerseits die Milch in die Gesäugeleiste drückt.
Dieser Mechanismus vollzieht sich natürlicher-
So kommt es bei Hündinnen, die sich in
weise proportional zur Anzahl der zu säugenden
ihrer Mutterschaft nicht wohl fühlen, das Welpen und ermöglicht so die Anpassung der
für sie ausgewählte Lager nicht akzeptie-
ren oder auch durch die Anästhesie bei ei- Milchproduktion an den Appetit der Welpen,
die auf eine gewisse Weise eine prioritäre
nem Kaiserschnitt klassischerweise zu einer Stellung vor der Gesundheit der Mutter ein-
Verzögerung beim Einschießen der Milch.
nehmen.
© Labat/Royal Canin Hier kann eine Veränderung der Umgebung Milchbildung
Abhilfe schaffen oder auch eine Behandlung mit
pflanzlich-homöopathischen Präparaten oder In den ersten beiden Tagen nach dem Wurf pro-
die Gabe bestimmter Mittel gegen Brechreiz,
duziert die Hündin ihre erste, Kolostrum ge-
die eine stimulierende Wirkung auf die Bildung
nannte, Milch. Sie hat nicht das Aussehen und
von Prolaktin im zentralen Nervensystem haben.
nicht die Zusammensetzung der klassischen
Milch. Sie ist gelblich und durchsichtig und
Wenn einmal der erste Welpe gefallen ist, läuft könnte zu diesem Zeitpunkt leicht mit Eiter
die Milchproduktion dank eines neurohormo-
verwechselt werden. Das Kolostrum ist sehr viel
nalen Reflexes selbstständig ab, das Saugen oder
reicher an Proteinen als die Milch. Außer seinen
die Massage der Zitzen stimuliert die Bildung ei- nahrhaften Qualitäten regt es den ersten
nes anderen Hormons, des Oxytozins, das sei-
Kotabsatz bei den Welpen an und versorgt sie
Durchschnittliche Zusammensetzung
der Milch der Hündin (nach Cloche,1987)
Trockenmasse (g/kg) 220 bis 250
Proteine (g) 55 bis 80
Fette (g) 50 bis 90
Laktose (g) 30 bis 40
Energie (kcal) 1 200 bis 1 500
Mineralstoffe (g) 9bis 13
davon Kalzium (g) 1,5 bis 3
und Phosphor (g) 1 bis 2,5
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