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58 | Region KÖLn/Bonn
Drei Fragen an ...
Harald Rau
Was waren die Beweggründe der Stadt Köln, einen Klimarat (2020) ins
Leben zu rufen?
Der Rat der Stadt Köln hat im Juli 2019 den Klimanotstand ausgerufen und
sich zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 bekannt. Köln
wies im Jahr 1990 eine Emission von über 12 Millionen Tonnen Treibhausgasen
(THG) auf, 2015 immer noch 10 Millionen Tonnen. Um das EU-Ziel (eine
Reduktion der THG um 60 Prozent bis 2030 gegenüber 1990) zu erreichen,
dürfte Köln zum Jahr 2030 die jährliche Obergrenze von 4,8 Millionen Tonnen
THG nicht mehr überschreiten. Dieses extrem ehrgeizige Ziel kann Köln nicht
allein durch die städtische Verwaltung oder die Kommunalpolitik erlangen. Es
erfordert ein Zusammenwirken aller Akteure, die erheblichen Einfluss auf die
Emission haben. Oberbürgermeisterin Reker hat deshalb den Klimarat ins Leben
gerufen und hierzu Persönlichkeiten eingeladen, die sich vorgenommen haben,
erstens in ihren Netzwerken für das Ziel der Klimaneutralität und das Zwischen-
ziel für 2030 einzutreten, zweitens einen Fahrplan und drittens Maßnahmen
und erforderliche politische Rahmenbedingungen vorzuschlagen. Der Klimarat
harald rau ist kein Entscheidungsgremium, sondern ein beratendes Gremium.
Beigeordneter Soziales, Umwelt,
Gesundheit und Wohnen Welche Ziele haben Sie sich gesteckt, und welche regionalen partnerIn-
Stadt Köln nen unterstützen Sie bei der Umsetzung?
Vorsitzender des Klimarats Als Umweltdezernent und Vorsitzender des Klimarats werbe und kämpfe ich
für die Kölner Klimaneutralität. Hier geht es um deutlich mehr als „nur“ um
Verhaltensänderungen einzelner Menschen. Der erforderliche Wandel, wie Ener-
gie-, Mobilitäts- und auch eine Ernährungswende, benötigt neben technischen
Innovationen auch Transformationen, die in viele Lebensbereiche hineinwirken.
Diese Transformationen werden mittelfristig zu einer erheblichen Steigerung
unserer Lebensqualität und unserer wirtschaftlichen Stärke führen. Für diese
Entwicklung zu werben, die Menschen zu inspirieren und daraus die nötige
Kraft zu gewinnen, sehe ich als meine wesentliche Aufgabe hinsichtlich des
Klimaschutzes – zusammen mit den Mitgliedern des Klimarats: Persönlichkeiten
aus städtischen Unternehmen, aus der Industrie, der Immobilienwirtschaft, der
städtischen Verwaltung, Forschungseinrichtungen und zivilgesellschaftlichen
Bewegungen. Die hohe Priorisierung des Klimaschutzes in der Kölner Kommu-
nalpolitik ist eine treibende Kraft.
Welche konkreten maßnahmen planen Sie für 2021?
Der Klimarat hat sich vorgenommen, 2020 die Ziele und den Fahrplan zur
Klimaneutralität vorzuzeichnen. Auf dieser Grundlage werden nun in den sechs
Projektgruppen des Klimarats konkrete Vorschläge für Maßnahmen für 2021
erarbeitet und den relevanten AkteurInnen unterbreitet. Da die „großen“ Maß-
nahmen noch nicht endgültig beschrieben, abgestimmt, beschlossen und finan-
ziert sind, kann ich sie noch nicht konkret benennen. Die städtischen Förder-
programme, wie etwa Altbausanierung oder die Förderung von Lastenfahrrädern
werden fortgesetzt. Wir werden sehr zeitnah massive Anstrengungen benötigen,
um die vielen Dachflächen für Photovoltaik zu nutzen, den Umweltverbund zu
ww.stadt-koeln.de stärken, also den Öffentlichen Nahverkehr, die Fahrrad- und FußgängerInnen-
mobilität zu fördern und den motorisierten Individualverkehr zurückzuführen.