Page 67 - Geschäftbericht 2020_web
P. 67
Klimawandelvorsorge und energiewende gestalten | 65
Drei Fragen an ...
Dr. andreas Ziolek
Herr Dr. Ziolek, Sie vertreten gemeinsam mit Dr. Ron Brinitzer (IHK
mittlerer Niederrhein) den Revierknoten „Energie und Industrie“im
Sturkturwandelprozess des Rheinischen Reviers. Sie sind hier für den
Bereich Energie verantwortlich. Was sind die Schwerpunkte Ihrer ar-
beit im Rheinischen Revier?
Das Kohlezeitalter ist vorbei, und das verändert für uns im Rheinischen
Revier alles. Wir stehen vor einer Jahrhundert-Herausforderung und die nehmen
wir an. Mehr noch: Wir verstehen sie als Jahrhundert-Chance. Und für mei-
nen Revierknoten kann ich Ihnen ganz genau sagen, was das heißt: Wir wollen
Nordrhein-Westfalen zum Energieland der Zukunft machen.
Wir arbeiten an einem Megathema, das auch global im Fokus steht: Von einer
über Jahrzehnte gewachsenen zentralen Struktur mit ganz wenigen, sehr großen
Kraftwerken erfolgt der Umbau zu einer vielfältigen, sehr kleinteiligen, dezen-
tralen Struktur mit neuen Funktionen und extremer Dynamik im laufenden
Betrieb. Ein Beispiel: Die Batterie in einem E-Auto wird in einem Moment zum
Fahren benutzt, danach als Stromspeicher, wenn gerade mal zu viel Wind weht, Dr. andreas ziolek
und später als Stromquelle, wenn in der Nacht die Sonne nicht scheint. Nur Leiter „Netzwerke, Energieinfra-
eines ist sicher: Strom muss 365 Tage im Jahr, unterbrechungsfrei mit 50 Herz struktur und Systemtransforma-
zu bezahlbaren Preisen und klimaschonend bereitgestellt werden. tion“ Energieagentur.NRW
Wo liegen für das Rheinische Revier aus Ihrer Sicht perspektivisch Leiter „Revierknoten Energie“
besondere potenziale im Energiebereich? Zukunftsagentur Rheinisches
Revier
Wasserstoff, hergestellt mit Strom aus Erneuerbaren Energien, wird im Rhei-
nischen Revier in mehrfacher Hinsicht eine zentrale Rolle spielen. Die Anwen-
dungsbereiche der Wasserstofftechnologien sind vielfältig. Sie reichen von der
Produktion, Speicherung, dem Transport und der Verwertung in der Industrie
über den Mobilitätssektor bis hin zur Energiewirtschaft. Als Demonstrationsre-
gion für die Transformation kann das Rheinische Revier mit seinen Unterneh-
men Kompetenzstandort für diese Technologien werden und diese umfassend
in die großtechnische Anwendung bringen. So entsteht zukunftsgerichtete
Qualifikation der Beschäftigten in den Unternehmen, neue Wertschöpfung und
Wettbewerbsfähigkeit und damit sichere Beschäftigung. Ein neues, zukunftsfähi-
ges Profil.
Welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, um diese
Chancen nutzen zu können?
Eine große Herausforderung ist die verständliche Darstellung des Zu-
kunftsszenarios des Rheinischen Reviers und des Wegs dahin, und zwar so, dass
BürgerInnen, Unternehmen und das soziale Umfeld mitgenommen werden und
alle ihre Rolle in den Strukturen der Zukunft erkennen können. Ohne diese Per-
spektive wird es keine Akzeptanz geben. Wir müssen anfangen, die Regularien
so zu vereinfachen, dass alle AkteurInnen sie E-I-N-F-A-C-H verstehen und ihre
Projekte umsetzen können. Nur dann passiert auch was!
Meine Vision ist ein moderner Lebensraum, eingebettet in eine moderne Infra-
struktur des täglichen Lebens, die auf junge und engagierte Fachkräfte mit ihren
Familien weltweit große Anziehung ausstrahlt. Insgesamt eine Region, in der
man gerne leben und arbeiten möchte. www.energieagentur.nrw