Page 43 - Geschichte des Kostüms
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                                                 ENGLAND


                       ZWEITES VIERTEL DES VIL JAHRHUNDERTS





                                                    12       3   4
                                                     5  6  7   8   9
                                        I.,  2., 4. Vornehme Dame.
                                        3. Vornehme Dame im Straßenkostüm.
                                        5. Bürgerfrau aus London.
                                        6. Frau des Lordmayors.
                                        7. Bürgerliches Mädchen.
                                        8. Handwerkerfrau,
                                        g. Bürgerfrau.

                     Nach Wenzel      Hollar,  Ornamentus    mulicbris  Anglicanus   (28  Blätter),  164O.
              Hollar lebte von löSy— 1645 und nochmals i652—         1677 in England, bei dem Grafen
              von Arundel und später im Hofdienst.      Sein englisches Kostümwerk geht den übrigen,
              festländischen voraus.
                     Die  spanische Tracht,   die  unter Königin Elisabeth noch England beherrscht
              hatte, zeigt sich fast völlig verschwunden.    Die englische Tracht dieser Zeit hält sich
              in Fühlung mit der französischen,     welche schon einen     führenden Einfluß zu üben
              begonnen hat, aber zum Teil auch mit der protestantisch-niederländischen.         Nur die
              Lordmayorfrau Fig.    6  trägt noch   die  Halskrause,  aus einem konservativen Motiv
              der Würde, während       dies  sonst  nur noch    alte Damen    tun.   An  die Stelle  der
              Krause  ist der Umlegekragen und Spitzenkragen getreten.       (Über diese vgl. Tfl.  200.)
              Die Bürgerfrauen tragen ihn    so, daß er den Hals bedeckt.     Die  einfachere Frau, die
              auf einen eigentlichen gesteiften Kragen verzichtet, legt ein Schuhertuch oder Halstuch
              um den Hals, den innerhalb des Hauses das Hemd und Mieder nicht ganz verhüllen.
              In den vornehmen Kreisen dagegen zieht die Freigabe des Halses durch die Krause,
              weil immer die Mode gegebenen Antrieben folgt, einen Ausschnitt nach sich,        teils mit
              der  Richtung auf die    Brust,  teils mehr wagerecht nach den Schultern, so daß der
              Kragen sich entsprechend weit öffnet.
                     Wie die Krausen,    sind die Hauben verschwunden, das Haar umgibt frei und
              halblang das Gesicht und fällt in die Stirn in mehr oder minder künstlichem Löckchen-
              Arrangement,   je nach der Sorgfalt, den der Stand der Trägerin hierfür aufzuwenden
              erlaubt. — Ohne Reifgestell trägt man wehe, stoffreiche Röcke.      Bei den Vornehmeren
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