Page 44 - Geschichte des Kostüms
P. 44
meist so, daß mindestens zwei Röcke sich präsentieren sollen und hiernach im Stotf
gewählt und mit Streifen besetzt werden, wobei dann durch das Aufnehmen des
oberen Kleides die unteren gezeigt werden. Der Zweiheit oder Mehrheit der Röcke
entsprechen gerne die Leibchen. Ein oberes Leibchen wird durch kurze Schöße zum
vollständigeren gemacht und trägt an den — sich verkürzenden — Ärmeln die dem
Kragen entsprechenden Manschetten. Die Schürze ist bei den bürgerlichen Ständen
sehr beliebt, schwindet dagegen bei den vornehmeren. Die Frau von Fig. 8 hat unter
die Schuhe noch Trippen gezogen, da sie keinen Weg scheuen darf.
Anstatt der älteren Haube werden namentlich von den einfacheren Ständen
kleine, bequeme Häubchen oder Käppchen getragen. Die vornehmeren Damen gehen
gerne in Haaren, oder sie wählen auch den modischen halbweichen und breitkräm-
pigen Hut, der jedoch noch immer keine ganz ständige Frauentracht ist. Bei
Kälte und schlechtem Wetter wird auch wohl eine warme richtige Schutzkappe
getragen, die sich bei Fig. 3 mit der Maske verbindet.
Die Maske kommt von Frankreich her auf, aus Motiven des Schutzes und
zugleich der Vornehmheit resp. des feineren Anstandes. Sie galt als ein Kennzeichen
des Verzichts auf die Eitelkeit, entweder im allgemeinen oder aus besonderem Anlaß,
so daß es zum Beispiel das Geziemende war, wenn die vornehmen Frauen an kirch-
lichen Aufzügen mit der Maske teilnahmen. Demnach ist die Maske ein Zugeständnis
an die ältere spanische* Auffassung über zurückhaltend strenge Erscheinung, ein
Kompromiß mit ihr, angesichts der sonst viel größeren Freiheit der Frau in der neuen
Tracht, Übrigens wurde die Maske auch von vornehmen Männern als ein modisches
Anstandsstück getragen. Sie verbreitete und erhielt sich nicht am wenigsten in hallen.