Page 58 - Geschichte des Kostüms
P. 58
In den Trachten macht sich bereits das Streben nach Unabhängigkeit von
fremden, besonders spanischen Einflüssen gehend, das den Holländern nach dem
Gewinn ihrer politischen Freiheit und bei dem Wachsen ihres Wohlstandes eigen-
tümlich geworden war. Im Gegensatz zu den engen spanischen Kniehosen traten
bei den Männern weite, bauschige Beinkleider, und im Einklang damit statt der
gepolsterten weite bequeme Ärmel. Neben dem Mühlsteinkragen wurde der gefahete
oder glatte Überfallkragen getragen. Es war Sitte, daß die Männer die Kopf-
bedeckung, einen spitzen, breitkrempigen, weichen Filzhut von schwarzer oder hell-
grauer Farbe, auch im Hause nicht ablegten. Die Frauen waren für die französische
Mode empfänglicher als die Männer, verhielten sich aber unter dem Einfluß des
durch strenges Festhalten an dem protestantischen Bekenntnis ausgebildeten Gefühls
lür Wohlanstand und Sittsamkeit entschieden ablehnend gegen Entblößung von
Hals und Schultern. Neben der Steinkrause (Krulle) kam um diese Zeit bereits der
von Frankreich eingeführte, auf Draht gesteifte, von den Schultern über dem Rücken
emporsteigende Spitzenkragen auf.