Page 43 - Protect-it_Ausgabe_59_2021
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 POPULISTISCHE ÖFFNUNG –



          EINER DER MASSIVSTEN AUSBRÜCHE IN EUROPA            inzwischen wieder ansteigen.
 TROTZ STEIGENDER ZAHLEN     tik aller Branchenverbände, Gewerkschaften und liberal bis   WIE VIEL RISIKO IST VERANTWORTBAR?
          Es sind der Druck der Strasse, die Jugendkrawalle, die Kri-
                                                              Das Offenlassen der Skigebiete kann man nachträglich als
          rechtspolitischen Parteien, die Ansagen des Fürsten aus Herr-
          liberg. Der Bundesrat zeigt sich inkonsequent und wenig stra-  «glückliches Durchwursteln» oder aber, in Behördensprache,
          tegisch, er lässt zuverlässige Führung vermissen und macht   als kalkulierbares Risiko bezeichnen. Ebenso die anfangs März
          seit Beginn zu viele Managementfehler, und ist auch schwach   2021 erfolgten moderaten Lockerungen, die es den Geschäf-
          in der Art zu kommunizieren.                        ten, unter strikten Auflagen erlaubte, wieder zu öffnen.
          Schon bei der ersten Öffnung, nach dem Schock im Frühling
          2020, hat der zu früh und zu schnell und zu wenig vorsich-  ÖFFNUNGS-SCHOCK
          tig Öffnungen zugelassen, wie die der Clubs und für grössere   Wagemut oder Leichtsinn? Der Bundesrat bezeichnet die neu
          Veranstaltungen. Was nützen die späte Einsicht und die vagen   erfolgte, massive Lockerung, wiederum als «kalkuliertes Risi-
          Entschuldigungen den vielen wieder Infizierten, den dadurch   ko» - und begeht, entgegen aller ernsthaften Ratschläge der
          zusätzlich Verstorbenen und den unzähligen Unternehmen,   wissenschaftlichen Fachleute, den gleichen Fehler, wie schon
          im darauffolgenden Lockdown besonders hart getroffen wur-  letzten Sommer. Unser Medienstar, Alain Berset, hat,   be-
          den.                                                züglich des vergangenen Sommers, mehrfach zugegeben, zu
          Denn im Herbst kam, aus heutiger Sicht wenig überraschend,   schnell gelockert zu haben, scheint aber dabei nichts gelernt
          die Quittung durch einen der massivsten Corona-Ausbrüche   zu haben. Er ist offensichtlich nicht krisenresistent und kann
          in ganz Europa, mit einer Sieben-Tage-Inzidenz, zeitweise   sich im Kollegium des Bundesrates nicht durchsetzen.
          über 650, überlasteten Krankenhäusern und steigender Angst
          in der Bevölkerung. Die nackte Verzweiflung bei vielen Un-  DILEMMA DER SCHWEIZER POLITIK
          ternehmen, am schlimmsten in der Gastronomie und der Un-  Klar, wir sind als Nachfahren der tapferen Eidgenossen ob-
          terhaltungsbranche und in kleinen und mittleren Betrieben,   rigkeitsskeptisch. Rasch fürchten wir, bei jeder beliebigen
          als die Regierung, zögerlich wie bisher erst vor Weihnachten   Anordnung, um unsere Freiheitsrechte. Und alle mischen
          endlich konsequent reagierte. Der angeordnete Shutdown hat   fleissig mit: die mächtigen Wirtschaftsverbände, immer auf
          zwar Wirkung gezeigt, brachten die Zahlen für Neuinfekti-  den kurzfristen Profit der eigen Klientel bedacht; die Gewerk-
          onen Intensivstationen-Belastung und  Todesfälle zurück in   schaften mit ihren üblichen Forderungen, selbst bei kriselnder
          jene überschaubare Grössen, mit der sich die Pandemie eini-  Wirtschaft: die Medien sowieso, im Rausch der Quotenjagd;
          germassen steuern liess. Ein Erfolg gewiss, obwohl die Zahlen   jede Partei, genau auf Linie ihrer Eigeninteressen und stets



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