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GEFAHR IN DER SUBSAHELZONE
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Die gosse Goldmine Mine von Boungou ist das Ziel der Terroristen.
onspolitiker haben sich bereits für Gespräche ausgesprochen. Flüchtlingskrisen der Welt, die in Europa aber bisher we-
Darunter auch Eddie Komboïgo, Spitzenkandidat der Partei nig Beachtung findet. Längst nicht alle Vertriebenen sind in
des einstigen Langzeitherrschers Compaoré. Camps untergebracht. Stattdessen haben viele Unterschlupf
«Es ist eine Vorgehensweise, die wir verstehen müssen: Was bei Verwandten gefunden. Die Versorgung mit Nahrungsmit-
soll mit den Angriffen auf unser Land erreicht werden? Wa- teln ist das grösste Problem. Die tausenden von Flüchtlings-
rum greifen diese Leute weder Frankreich, Grossbritannien, familien sind auf Spenden angewiesen. Kaum einer der Ver-
Deutschland noch den Tschad an? Aber warum den Sahel? triebenen findet in der Fremde einen Job. Kein Wunder, lebt
Dazu müssen wir mehr wissen.» doch in Burkina Faso sowieso schon jeder dritte unterhalb der
Armutsgrenze. Für die junge Bevölkerung gibt es wenig Pers-
Der Wunsch nach Verhandlungen hängt auch mit der Ent- pektiven. Und die Arbeit in der Heimat der Geflüchteten liegt
wicklung im Nachbarland Mali zusammen. Dort hatten be- brach, denn niemand bestellt die Felder.
reits 2012 verschiedene Terrorgruppen den Norden besetzt.
Trotz verschiedener internationaler Sicherungsmissionen, an KAMPF UM DIE GOLDMINEN
denen sich auch die Deutsche Bundeswehr beteiligt, sind der Seit 2012 eine neue Goldader im Nordosten des Landes ent-
Norden und das Zentrum bis heute instabil. In Mali herrscht deckt wurde, sind viele neue Minen entstanden. Die grosse
mittlerweile Konsens darüber, dass Gespräche mit den Terro- Mine von Boungou wurde zwischen 2017 und Mitte 2018
risten geführt werden müssen. Die militärische Lösung hat eingerichtet. Jetzt ist die Region ist besonders gefährdet. Min-
keinen Erfolg gebracht. destens 39 Menschen starben vor ein paar Wochen bei einem
In Burkina Faso hat Präsident Kaboré Treffen und Verhand- Überfall auf Busse, die Minenarbeiter nach Boungou bringen
lungen offiziell aber immer abgelehnt. sollten. 60 weitere wurden verletzt.
ASYMMETRISCHER KRIEG SORGT FÜR EINE MILLION Der Minenarbeiter Guiro Abdoul Kader wurde im Bus von
BINNENFLÜCHTLINGE den Angreifern im Schlaf überrascht: «Ich hörte, wie die
Durch den asymmetrischen Krieg verlassen immer mehr Scheiben zerbarsten. Im gleichen Moment bohrte sich eine
Menschen ihre Dörfer. Es ist inzwischen eine der grössten Kugel in meinen Rücken und ich ging zu Boden», erzählt er.
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