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RUBRIK









































            eure eigene Propaganda, geniesst eure Freiheit und Bildung   Umgang mit China den Menschenrechten mehr Gewicht zu
            und denkt, das steht euch zu, weil ihr privilegiert seid. Aber   geben
            das seid ihr nicht. Ihr habt einfach Angst, über die echten   Das sieht man in China nicht gern. Die Grossmacht ist immer
            Streitpunkte zu reden.                            mehr daran gewöhnt, dass sich «Wirtschaftspartner»-Staaten,
                                                              in Sachen Menschenrechte zurückhalten, denn diese seien
          Die Reaktionen seitens der Schweizer Politik und der Medien   eine innenpolitische Angelegenheit Chinas. Ob Peking sei-
          auf die Kritik von AI Weiwei sind gemischt und reichen von   nem derzeitigen Missfallen gegenüber der kleinen Schweiz
          Zustimmung und Lob bis zu harten verbalen Angriffen auf   mit harten Massnahmen Ausdruck geben wird, etwas mit
          den Künstler und Menschenrechtler bis hin zu der Drohung   Strafzöllen oder anderen Handelshemmnissen ist im Moment
          eines Parlamentariers, Ai Weiwei gerichtlich zu belangen.    offen.  Und  ob der  eher  konservative Ständerat den neuen,
                                                              chinakritischen Kurs des Nationalrats unterstützen wird ist
                                                              mehr als fraglich.
          DIE SCHWEIZ UND IHRE CHINAPOLITIK
          Die Schweiz und und China pflegen eine eher ruhige, ausge-
          glichene Beziehung. Doch in letzter Zeit sehen Bundesrat und   AI WEIWEI
          Parlament die Lage in China kritischer. Ein neuer Wind weht
          vor allem im Parlament. Auch durch den Druck der Bevölke-  Ai Weiwei, geboren am 28. August 1957 in Pe-
          rung auf die Abgeordneten.                            king, ist der wohl bekannteste chinesische Kon-
          Das könnte dem Sonderstatus der Schweiz in China schaden.   zeptkünstler, Bildhauer und Kurator, der rund um
          Für China war bisher wichtig, dass die Schweiz die Volksrepu-  die Welt ausgestellt wird. Bekannt ist er aber vor
          blik als eines der ersten Länder anerkannte. So geniesst unser   allem als Menschenrechtler und Dissident, der
          Land immer wieder Vorzugsbehandlung durch das asiatische   nach regierungskritischen Äußerungen während
          Riesenreich, wie beim Freihandelsabkommen oder auch bei   der Proteste in China 2011 von April bis Juni 2011
          Chinas Superprojekt – der neuen Seidenstrasse.        inhaftiert und dann bis 2015 ein Reiseverbot zu
          Doch nun werden im Parlament die Statements deutlich:   beachten hatte. Bis 2019 lebte er in Berlin, danach
          Wenn es um die Einhaltung von Menschenrechten in China   im englischen Cambridge, bis er im Frühjahr 2021
          geht, soll die Schweiz dies auch einfordern. Man will nicht   in die portugiesische Kleinstadt Montemor-o-No-
          mehr still zusehen, was sich gegen die Uiguren in der Provinz   vo zog, wo er nach eigener Aussage fortan lange
          Xinjiang ereignet, wo rund eine Million Menschen in Umer-  leben möchte. Auch heute noch nimmt er kein
          ziehungslagern sitzt.                                 Blatt vor den Mund, wenn er politische Situationen
          Mit drei Beschlüssen, in denen es um Menschenrechte geht,   weltweit und insbesondere in China messerscharf
          hat die Aussenpolitische Kommission des Nationalrats nun   analysiert und kritisiert.
          deutliche Signale gesetzt. Der Bundesrat habe künftig im



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