Page 33 - ProtectIT_Ausgabe_58_Dez_2020
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RUBRIK
DAS SPIKE-PROTEIN
Das Coronavirus Sars-CoV-2 benötigt die Spikeprotei-
ne auf seiner Oberfläche, um an spezifische Rezeptoren
auf der Oberfläche menschlicher Zellen anzudocken, um
dann die Zellen zu infizieren. Diese auf einem bewegli-
chen Stil sitzenden, stachelförmigen Strukturen stehen
im Mittelpunkt der Entwicklung von Impfstoffen, denn
sie lösen eine Immunantwort beim Menschen aus. Der
bewegliche Stil ermöglicht es den Spike-Proteinen, die
Oberfläche einer Zelle besser abtasten zu können, um die
Andockstellen darauf zu finden. Die Stiele, mit denen Sie
auf der Virusoberfläche verankert sind, sind mit einem
Schutzmantel umgeben, damit sie von einer Immunab-
wehr nicht so leicht erkannt werden.
es dennoch eine Nebenwirkung geben: Bei Menschen, die
mehrfach geimpft werden müssen (mehr als 3 Mal), kann es den USA arbeiten. In jeder Zelle wird für die Herstellung von
theoretisch vorkommen, dass das Immunsystem eine Antwort Proteinen zunächst eine Abschrift (bzw. Kopie) des jeweiligen
gegen das harmlose Trägervirus aufbaut. Das Schlimmste, was Gens ab der im Zellkern gelagerten DNA erstellt, die dann
dann passieren könnte, ist, dass dann gar keine Immunant- als „Messenger RNA“, „Boten-RNA“ oder kurz „mRNA“
wort auf das Sars-CoV-2 mehr erfolgt, da ja den Träger selbst bezeichnet wird. Diese mRNA verlässt den Zellkern, gelangt
ausgeschaltet wurde und damit auch das Spike-Protein; die an kleine runde Strukturen, die als Ribosomen bezeichnet
Impfung verliert ihre Wirkung. Dem so Geimpften schadet werden und dort wird anhand des RNA-Codes das jeweilige
dies nicht, ausser dass er eben nicht geschützt ist, obwohl er Protein produziert.
dies wahrscheinlich glaubt.
Im Fall des Sars-Coronavirus-2 ist die Wahl wieder auf das
Spike-Protein gefallen. Doch statt das Protein selbst zu verab-
IMPFSTOFF AUS DEUTSCHLAND: RNA-ANSATZ reichen oder mit Viren zu arbeiten, wird hier einfach nur die
entsprechende mRNA, die von einer Fettschicht eingeschlos-
VON BIONTECH sen ist, verabreicht. Die umgebende Schicht verschmilzt mit
Ein völlig neues, andersartiges Impfstoff-Wirkprinzip, ver- der Fettschicht, die die menschliche Zelle umgibt, gelangt so
zichtet auf Viren als auch auf gentechnisch vorproduzierte in das Innere, ebenfalls zu den Ribosomen der Zelle, und die
Proteine. Es handelt sich um den mRNA-Ansatz, mit dem Produktion des Proteins wird gestartet, worauf sofort die Ab-
Unternehmen, wie das deutsche BionTech oder Moderna aus wehrproteine durch andere Zellen hergestellt werden.
Der mRNA-Ansatz ist so präsent, weil er neu ist und weil
er unglaublich schnell ist. Für die Produktion eines solchen
mRNA-Impfstoffes braucht man im Prinzip „nichts weiter“
als die passende Technologie, die vor ein paar Jahren entwi-
ckelt worden ist und Information über die Sequenz des Virus,
gegen das man impfen will. Letztere wurde bereits im Januar
2020 von chinesischen Forschern im Internet veröffentlicht
und bereits im März ist der erste von BionTech produzierte
mRNA-Impfstoff in eine Phase-I-Studie gegangen.
Der theoretische Nachteil für diesen Ansatz ist, dass es keine
Erfahrungen gibt. Es gibt keine Impfstoffe unter den zuge-
lassenen Impfstoffen, die nach diesem Prinzip funktionieren.
Deswegen muss man dabei sehr genau die Wirksamkeit und
Sicherheit dieser mRNA-Impfstoffe untersuchen. Die jetzt
gegen Sars-CoV-2 eingesetzten sind Vorreiter, die ersten, die
in grossem Massstab getestet und produziert werden sollen.
Der russische Impfstoff in Phase III, wird aber ev. bereits verab-
reicht (durch Verkürzung der Tests).
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