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Terrorismus  Azeton, Wasserstoffperoxid oder Nitrate: Diese
                 Substanzen, die in Ladenregalen zu finden sind, scheinen
                 harmlos zu sein. Aber sie gehören zum Bausatz von Terroristen.
                 Die Bombenanschläge der letzten Jahre in Europa machen
                 deutlich, welches Gewaltpotenzial mit diesen Substanzen
                 verbunden ist. Das Gesetz, das den Zugang von Privatpersonen
                 zu solchen Substanzen beschränken soll, wird schon bald auf
                 politischer Ebene diskutiert. Und die Sensibilisierung der Akteure
                 zeigt Wirkung: Verkäuferinnen und Verkäufer, die sich der
                 Problematik bewusst sind, sind wachsamer, damit diese
                 Substanzen nicht in falsche Hände geraten.



        Bomben aus dem Regal







        Als ein Mann, der nicht zu ihrer Stamm-  noch frei verkäuflich. Die EU hat die
        kundschaft zählt, 1,5 Liter Wasserstoff-  Verwendung und den Verkauf
        peroxid mit einer Konzentration von   solcher Stoffe bereits 2014 gesetzlich
        35 Prozent bei ihr kaufen will, reagiert die   geregelt. Diese sogenannten
        Geschäftsführerin einer Bündner Apo-  Vorläuferstoffe für Explosivstoffe
        theke nahe der deutschen Grenze genau   sind in Produkten des täglichen
        richtig. Sie fragt nach, wozu diese Substanz   Gebrauchs enthalten, und die
        gebraucht wird, und nimmt die Personalien   Gefahr, dass sich Terroristen in der
        des Kunden auf. Der gebürtige Deutsche   Schweiz damit eindecken, ist real.
        ist extra in die Schweiz gereist, um sich   Deshalb schickte der Bundesrat
        dieses Produkt zu beschaffen, da es in   Ende 2017 einen Gesetzesentwurf in
        seiner Heimat nicht verkauft werden darf.   die Vernehmlassung, der den Zugang   Drittel waren eingehende
        Der Mann erklärt ganz plausibel, er sei   zu Vorläuferstoffen für Privatpersonen   Überprüfungen nötig. Die
        Jäger und brauche den Stoff zum Bleichen   einschränkt (siehe Box).     Zusammenarbeit zwischen
        der Hörner. Er bekommt das Produkt, aber   Parallel dazu wurde die Branche sen-  fedpol und ihren Partnern, den
        kurz darauf kontaktiert die Apothekerin   sibilisiert und jeder verdächtige Verkauf,   Kantonspolizeien, der Eidge-
        fedpol und meldet den Verkauf, damit   jeder Verlust oder Diebstahl von Vorläu-  nössischen Zollverwaltung
        die nötigen Überprüfungen vorgenom-  ferstoffen kann fedpol gemeldet werden.   und ausländischen Behörden,
        men werden können. Zum Glück erweist   Diese Sofortmassnahmen erlauben ein   ist intensiver geworden.
        sich dieser Fall als unproblematisch.  pragmatisches Handeln. Die betroffenen   Zurück zum Fall der
                                            Branchen – Apotheken, Drogerien und   Bündner Apothekerin: Sie hat
        Sensibilisierung der betroffenen Akteure  der Fachhandel – sind wachsamer.   sich nach diesem Vorfall
        Diese Geschichte ist zwar ein Einzelfall,   Und es funktioniert: Nachdem diese   entschlossen, solche Substan-
        aber eben auch typisch: Die Schweiz ist   Sofortmassnahmen 2016 eingeführt   zen nur noch an ihre Stamm-
        aktuell ein attraktiver Markt für solche   worden sind, hat fedpol bis Ende 2018   kundschaft zu verkaufen und
        Substanzen. In unseren Nachbarländern   insgesamt 48 Meldungen zu verdächtigen   fedpol weiterhin über jede suspekte
        sind sie teilweise verboten, hier aber immer   Transaktionen erhalten. Bei über einem   Anfrage zu informieren.














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