Page 22 - Volksdorfer Zeitung Februar 2017
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Reichs- bzw Krieger- heimstäten-Siedlung „Wensenbalken“
WENSENBALKEN
Auf der Suche nach
einer kleinen Siedlung
Eine Straße an der Grenze Volksdorfs mit neunzigjähriger Geschichte
Serie Teil 1 Von Jens Koegel
Autor, Archivar, Aktivist
„Wensenbalken“ – was
ist das ? Bedauerlicher- weise verbindet kaum jemand etwas mit diesem Namen, doch ich hoffe, dass ihn der geneig- te Leser nach freudig-erstaun- ter Aufnahme dieser Zeilen in einem neuen Licht sieht. Denn der „Wensenbalken“ ist mehr als eine kleine Straße an der Grenze Volksdorfs zu Berg- stedt. Er ist auch eine der letz- ten ehemaligen Krieger- bzw. Reichsheimstätten–Siedlungen und kann auf eine inzwischen gut neunzigjährige Geschich- te zurückblicken. Darüber hi- naus ist dieses bauliche Klein- od eine zu Unrecht fast verges- sene Hamburgensie. Diese Aus- sage klingt unhanseatisch über- trieben, soll aber im Folgenden belegt werden. Soviel sei aber bereits am Anfang dieser Rei- se in die Geschichte verraten: die schmucken Kaffeemühlen und Doppelhäuser, die entlang der Straßen Ohlendorffs Tan- nen, Heinrich von Ohlendorff-
Straße und vor allem am Lott- beker Platz den Besucher grü- ßen, sind mit ihrem Hamburger Backstein ein Teil der Initiative, die unter dem Motto vom „Ro- ten Hamburg“ das markante Gesicht der Hansestadt bewah- ren möchte. In diesen Häusern, von denen die ersten 1923 er- baut wurden, lebten Menschen und Persönlichkeiten, deren Namen weit über die Grenzen der kleinen Siedlung hinaus ei- nen guten Klang hatten, und die im Laufe dieser Berichtes, der als Serie erscheint, vorge- stellt werden sollen.
Die  ühen Jahre
„Wenn Se’n Balken haben, kön- nen Se’n Haus bauen,“ wit- zelte ein unbekannter Siedler über die Anfänge des Wensen- balkens. Und der Sohn einer ebenso munteren wie musika- lischen Familie vom Lottbeker Platz dichtete in seinem „Lob- gesang“ :
„Zu Anfang war hier nur Feld und Wald
Doch dieser Zustand
gab sich bald
Denn in den 20er Jahren Da konnt man schon Hochbahn fahren
Die Hochbahn brachte die Siedlerschar
Die von der Gegend begeistert war
Das Stoppelfeld war nicht zu retten
Man baute sich Kriegerheimstätten.“
Aber lassen wir einen der ersten Anwohner, den späteren Kul- tursenator und „elder states- man“ der Siedlung, der sich auch als Feuilletonist einen Na- men machte, Ascan Klee-Gobert (1894-1967) zu Wort kommen. 1957 hält Gobert in der Haus- postille der Siedlung, dem „Wensenbalkener Mitteilungs- blatt“, seine Eindrücke von den Schwierigkeiten der Anfänge so
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