Page 23 - Volksdorfer Zeitung Februar 2017
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fest : „ Als wir anno ´23 in Wen- senbalken einzogen, gab es nur drei Dinge – Wasser, Sonne und Wald. Dagegen gab es folgende Dinge überhaupt nicht : Stra- ßen und Straßenbeleuchtung, Post, Briefkästen und Telefon. Es gab keinen Arzt und keinen Laden. Unser Umzugswagen musste damals an der Berg- stedter Chaussee halten, und alle Möbel durch strömenden Regen den sump gen Grasweg (später : Ohlendorffs Tannen / J.K.) entlang geschleppt wer- den. Als wir kurz darauf Gäste erwarteten, legten wir Bretter bis zum Knick am Waldrand. In endlosen Mondnächten war es stockdunkel, und auch spä- ter auf dem in Schlangenlinien geführten Waldpfad zur Stati-
im Höhlenzeitalte,r auf Jagd und Fischfang aus und wurden abends von Frau oder Kindern an der Kleinbahn mit ihren Las- ten abgefangen.“
Die Kleinbahn
Ein Wort noch zu der von Gobert erwähnten Kleinbahn, die seit 1904 Alt-Rahlstedt mit Volksdorf verband und auf de- ren Fahrstrecke eine Station der Grasweg / Ohlendorffs Tannen an der Brücke zur Walddörfer- Bahn war. Gobert schildert die für heutige Zeit unvorstellbare Idylle folgendermaßen : „Da- für hielt die Kleinbahn, von den Kindern wegen ihres Oberdecks „Obenaufsitzbahn“ genannt, vor der Tür, und da sie die Stei- gung Hoisbüttel nur mühsam überwand, konnte man im- mer noch losrennen, wenn ein Warnruf aus der Küche sie an- kündigte. Der Schaffner klin- gelte auch niemals ab, solange er am Grasweg noch einen lau- fenden „Krieger“ erblickte.“
Boy Gobert
Nach dem 2. Weltkrieg wirk- te Gobert kurzfristig als Kultur- senator der Hansestadt. 1950 lehnte er das Angebot Max Brauers ab, erneut dieses Amt zu bekleiden. 1951 konnte er den Vorsitz im Hauptausschuss der Freiwilligen Selbstkontrol- le der deutschen Filmwirtschaft (FSK) übernehmen und wur- de – bis 1964 immer in diesem Amt bestätigt – eine zentrale Fi- gur des deutschen Filmwesens. 1957 erhielt Ascan Klee Gobert das Bundesverdienstkreuz.
Von seinen 4 Kindern soll hier nur der zweite Sohn kurz por- traitiert werden, dessen Karrie- re – nachdem er im Wensenbal- ken geboren, herangewachsen und das Gymnasium in Volks- dorf besucht hatte – sich noch weitaus steiler als die seines Va- ters entwickelte : Boy Christian Gobert.
Seinen Klassenkameraden  el Gobert jun. vor allem durch
sein ausgeprägtes Interesse am Puppenspiel auf, eine Fertig- keit, die er während der jährli- chen Wensenbalkener Kinder- feste häu g zum Besten gab. Während Vater Ascan mit der Künstlerexistenz eigentlich eher spielte, betrieb Boy Gobert die Sache ernsthaft. Nach ei- nem Schauspielstudium wurde er 1955 für den bundesrepubli- kanischen Film entdeckt, wo er überwiegend den Dandy gab. Er arbeitete daneben als The- aterschauspieler mit großen Rollen an großen Bühnen und leitete von 1969 bis 1980 er- folgreich das Hamburger Tha- lia-Theater als Intendant nach dem Motto „Ein Optimum an Kunst und Kasse“. 1981 nahm Gobert die österreichische Staatsbürgerschaft an. Er starb im Mai 1986 in seinem Haus in Wien-Neustift. Soweit die Fa- milie Gobert.
7 Die Serie wird in der März-Ausgabe fortgesetzt.
Der Siedlungsplan:
„Freundliche Häuser in ernte- bergenden Gärten fernab der lärmenden Stadt“
Es gab keine
Straßen und Straßen-
beleuchtung, Post,
Briefkästen und Telefon.
Es gab keinen Arzt
und keinen Laden.
Ascan Klee Gobert,
einer der ersten Anwohner und späterer Kultursenator, über den Anfang.
on Buckhorn rannte man gele- gentlich trotz aller Ortskennt- nis gegen einen Baum. Im ers- ten, durch die Sprünge der In-  ation erschwerten Sommer, setzte meine Frau die Kinder mindestens dreimal in der Wo- che in einen Blockwagen und zog sie zweieinhalb Kilometer nach Bergstedt zum Einholen und zurück. Im übrigen gingen die berufstätigen Männer, wie
Die Kleinbahn, von den Kindern wegen ihres Oberdecks „Obenaufsitzbahn“ genannt.
7 Eine ausführlichere Dar- stellung der Geschichte der Reichsheimstätten-Siedlung Wensenbalken ist dem gleich- namigen Buch : „WENSENBAL- KEN 1923-2013, auf der Suche nach einer kleinen Siedlung“ zu entnehmen. Es kostet 17.50 € und ist zu erhalten in der Buchhandlung I. von Behr in Volksdorf oder beim Autor Jens Koegel, Ohlendor s Tannen 56, 22359 Hamburg. E-Mail: jenskoegel@gmx.de
7 Eine weitere Informations- möglichkeit bietet die website : www.wensenbalken---archiv.de
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