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           Ein architektonisches Meisterwerk in Alphadis Geburtstadt   Alphadi lässt sich von Islamisten nicht entmutigen, obwohl
           Timbuktu ist die Sankóre-Moschee mit ihrem 14 Meter   sie bereits mehrfach seine Ateliers zerstört haben wie hier
           hohen, pyramidenförmigen Minarett.                in Niamey.





           Alphadi hat eine Stiftung       ine staubige Straße in der nigrischen   und Wohlstand. Dieser Wohlstand spiegel-
           gegründet, die sich verschie-   Hauptstadt Niamey. Frauen balan-  te sich im Auftreten der Familie wider: „Zu
           denen Aufgaben widmet.     Ecieren  Brennholz  auf  dem  Kopf,   Hochzeiten trugen meine Eltern zwei Kilo
           Malische Flüchtlinge, die    vorbei an parkenden Autos. Ein streunen-  Gold auf dem Kopf, unglaubliche Schmuck-
                                                                            stücke und wundervolle Gewänder.“
                                      der Hund flüchtet sich in den Schatten,
           vor Vergewaltigungen und   40 Grad sind es dort dennoch. „Alphadi“
           Morden aus dem von Rebellen   steht auf einem unscheinbaren Schild über    Alphadis Sinn für Ästhetik wurde nicht nur
           besetzten Norden des Landes   einem Laden in dieser Straße. Darunter sind    zu Hause, sondern auch durch indische
           in die Nachbarstaaten oder    neben Telefon- und Faxnummer weitere    Filme geprägt, die im einzigen Kino von
           in den Süden des Landes    Filialen aufgelistet: das malische Bamako,   Timbuktu liefen. Die Handlung war zweit-
           geflohen sind, bekommen    die Hauptstadt der Elfenbeinküste Abidjan   rangig. Was ihn begeisterte, waren die
                                                                            glamourösen Kleider und die glitzernden
                                      und – Paris.
           in Absprache mit dem UN-                                         Juwelen. Als Teenager sei er verrückt nach
           Flüchtlingshilfswerk UNHCR   Kaum zu glauben, dass der Designer Alphadi,    Schönheit gewesen. In dieser Zeit begann                                                           Model bei der Dakar Fashion Week im Senegal:
           Getreide, um den Hunger    der unter diesem Künstlernamen seine Kol-  er, seiner Mutter beim Schminken zu helfen                                                               Mit seinen Entwürfen bekennt Alphadi Farbe.
           zu lindern. Speziell für   lektionen Seite an Seite mit Yves St.  Lau-  oder Puppenkleider für seine Schwestern
           Mädchen und Frauen baut    rent oder Paco Rabanne über die Laufstege   zu nähen. Zu Hause war das kein Problem.
           die Stiftung eine Schule, in   dieser  Welt  schickt,  von  hier  aus  sein   Aber dass der Sohn Mode designer werden
                                      Modeimperium lenkt. Für „normale“ afri-
                                                                            wollte, lehnten die Mutter und der sonst so
           der die  Schülerinnen etwas   kanische Frauen ist das Label unerschwing-  moderne Vater kategorisch ab.
           über Themen wie Mangel-    lich. Der 62-Jährige kleidet afrikanische
           ernährung, Gesundheit und   Präsidentengattinnen ein, aber auch vermö-  Alphadi respektiert zunächst die Wün -         Eiffelturms. Modejournalisten, Kritiker, Pro-  nur für Aids, Kriege und Korruption steht.“   Das malische Timbuktu ist
           Verhütung lernen.          gende Europäerinnen und Amerikanerinnen   sche seiner Eltern und absolviert ein             minente und Kollegen – sie alle feiern ihn   Allerdings  hat  der  Modemacher  auch   eine Oase am Rand der
                                      wie die Schauspielerin Isabelle Adjani oder   Tourismusstudium in Paris. Tagsüber be-       als einen der bedeutendsten Modeschöpfer     Feinde. Haute Couture, tiefe Dekolletés   Sahara. Seit Anfang des
                                      die Politikerin Hillary Clinton.      sucht er die Schule, abends Fashion shows             außerhalb Europas.                    und figurbetonte Korsagen stehen im kras-  14. Jahrhunderts ist die Stadt
                                                                            angesagter Couturiers  – und schließ lich                                                   sen Widerspruch zum Islam. Zumindest
                                      1000 Kilometer nordwestlich, in der mali-  die Modeschule „Atelier Chardon-Savard“.         Auch in der Heimat sind viele Menschen   zu dem Glauben radikaler Muslime, die   ein bedeutendes Handels-
                                      schen Oasenstadt Timbuktu am Rand der    1980 geht er nach Niamey und arbeitet für          stolz auf seinen Erfolg, sehen in Alphadi   Alphadis Boutique bereits einmal in Brand   und Bildungszentrum.
                                      Sahara, wurde Alphadi als Seidnaly Sidha-  den Tourismusdirektor des Handelsministe-        einen Botschafter für den ganzen Kontinent.    steckten und ein anderes Mal die Werkstatt   Die Djinger-ber-Moschee,
                                      med geboren. Hier verbrachte der Sohn   riums. Nur ein Intermezzo, denn die Mode            Zwar könnten die Länder und Völker Afri-  verwüsteten. „Nackte Körper und offen ge-  die Sankóre-Moschee und
                                      eines Prinzen einen Teil seiner Kindheit.   lässt ihn nicht los. Er bringt seine Ideen      kas nicht unterschiedlicher sein, doch für   tragene Haare – wer gläubig ist, verdammt   die Sidi-Yahia-Moschee sowie
                                      „Mein  Vater  war  der  erste  im  ganzen   zu Papier, knüpft Kontakte zu Webern und        ihn gibt es keine Grenzen. In der Mode   das“, schimpft einer seiner Kritiker. „Mit   Friedhöfe und Mausoleen,
                                      Land, der elektrisches Licht hatte“, erzählt     Silberschmieden in Niger und pflegt die    sieht er die Möglichkeit, Länder wie zum   seiner Arbeit beschmutzt er den Niger.“
                                      Alphadi in dem Dokumentarfilm „Alphadi   während seines Studiums gewonnenen                 Beispiel Niger, Senegal oder Mauretanien    Alphadi reagiert, zumindest äußerlich, ge-  die das Stadtbild prägen,
                                      und die Farben der Wüste“ von Roberto   Kontakte  mit  renommierten  Designern              miteinander zu verbinden. „Was aber noch   lassen. „Die Religion war immer tolerant.     zählen seit 1988 zum Welt-
                                      Lugones. Als Händler versorgte der Vater   in Paris. Sieben Jahre später präsentiert        viel wichtiger ist“, meint einer seiner Mit-  Die Aggression kommt von denjenigen, die   erbe der UNESCO
                                      die französische Armee mit allem, was sie   er seine Entwürfe bei einem Open-Air-           arbeiter, „Alphadi gibt uns Selbstbewusst-  nichts verstanden haben, die intolerant sind
                                      brauchte – und brachte es so zu Ansehen   Defilée auf dem Trocadero zu Füßen des            sein. Er erinnert uns daran, dass Afrika nicht   und sich für bessere Muslime halten.“*
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