Page 21 - Studiosus Kundenmagazin 1.2019 Sri Lanka
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 Seit den 1970er Jahren ver-
 bietet in Sri Lanka ein Gesetz,
 Elefanten zu fangen, um sie
 für die Arbeit abzurichten.
 So sind nur noch rund 200 alt-
 gediente Arbeitselefanten
 inselweit im Einsatz. Dieje-
 nigen, die zu altersschwach
 sind, genießen nicht etwa
 den wohlverdienten Ruhe-
 stand, sondern müssen
 Touristen auf sich reiten
 lassen. Tierschützer befür-
 worten es, dass immer mehr
 Tourismusunternehmen das                             Gründer der gemeinnützigen Sri Lanka Wildlife Conservation Society ist
 Elefantenreiten aus ihrem                            Ravi Corea, der bei Colombo aufgewachsen ist und Naturschutzbiologie
 Programm streichen.                                  an der Columbia Universität in New York studiert hat. „Saving elephants
                                                      by helping people“ lautet das Motto der Organisation. „Tierschutz, ohne
 Studiosus bietet auf seinen                          die Einheimischen mit ins Boot zu holen, funktioniert nicht”, sagt er.
 Reisen seit Ende 2014 keine
 Ausritte auf Elefanten mehr
 an. Damit liegt das Unter-
 nehmen auf der Linie des
 Deutschen Reiseverbands
 DRV, der seinen Mitgliedern
 im Mai 2016 empfohlen hat,
 touristische Angebote, die   Volontäre der SLWCS bergen Habseligkeiten   Elefanten auf Distanz und liefern mit den
 Aktivitäten mit Elefanten   von Frau Sobana, beseitigen Scherben und   Früchten eine lukrative Einnahmequelle.“
 vorsehen, kritisch zu prüfen   Trümmer und mauern die Wände wieder zu.   Den Kauf der Pflanzen finanziert die SLWCS
           aus  Spenden.  Mittlerweile  haben  die
 und gegebenenfalls aus dem   Ein heimischen über 7000 Bäumchen  ge­
 Programm zu nehmen.  pflanzt, und mit dem Erfolg steigt die Nach­
           frage. „Inzwischen können wir gar nicht
           so viele Pflanzen liefern, wie die Dörfer
           haben wollen.“
 sri­lankische Farmer hortet Reisvorräte   rühren, schwärmen die Bienen aus. Schon
 für mindestens sechs Monate im Haus –   das Summen versetzt sie in Panik und treibt   Nach stundenlanger Arbeit in brütender
 für den Fall, dass es mit der Ernte Pro­  sie in die Flucht. In Kenia sind die Bienen­  Hitze ist die Wand von Frau Sobanas Haus
 bleme gibt. „Einfach in den Supermarkt zu   zäune eine äußerst effektive Methode, den   repariert. Nächste Woche, so vereinbart
 gehen und Reis portionsweise zu kaufen,   Konflikt zwischen Elefanten und Menschen   es Akila mit der alten Dame, kommen die
 das ist hier undenkbar. Die Familien essen   zu entschärfen. „Hier hat er leider versagt“,   Helfer wieder, um eine Hecke aus Oran­
 außerdem ausschließlich ihren eigenen   konstatiert Ökologe Chandima Fernando.   genpflanzen anzulegen. Während sich die
 Reis, auch wenn sie dafür ein hohes Risiko   „Vermutlich liegt es daran, dass unsere Bie­  Freiwilligen nachmittags ausruhen, holen
 eingehen.“  nen viel kleiner und viel weniger aggressiv   Sarath und Gamini die Kinder von der
 sind als die in Kenia. Ich fürchte, die afrika­  Schule ab. Unterwegs ruft plötzlich ein
 Während die Helfer die Trümmer beseitigen,   nische Erfolgsstory lässt sich nicht einfach   Junge, der einen Teil des Beifahrersitzes
 Zement mischen und Ziegelsteine heran­  auf Sri Lanka übertragen.“   ergattert hat: „Alia! Alia!“ Am Waldrand,
 schaffen, checkt das SLWCS­Team den   keine 50 Meter entfernt, bahnt sich ein
 Bienenzaun. An einem Seil, das Frau Soba­  Eine andere simple  wie geniale Idee   Bulle seinen Weg durchs hohe Gras. Ob er
 nas Farm in Richtung Dschungel schützen   funktioniert besser: das vielfach aus­  Elefanten mag? „Na klar“, sagt der 12­Jäh­
 soll, hängen Holzkisten voller Bienen. Die   gezeichnete „Project Orange Elephant“.   rige. „Wenn ich mal groß bin, möchte ich
 Idee eines solch lebenden Zauns stammt   „Wir haben herausgefunden, dass Elefan­  auch Elefanten beschützen. Und Busfahrer
 aus Kenia, wo er einerseits die Elefanten   ten  Zitrusfrüchte weder fressen noch ihren   werden, so wie Sarath.“ Der lächelt und   Warum spielen Elefanten im Buddhismus eine so
 von den Feldern und Dörfern fernhält und   Duft mögen“, sagt Fernando. „Also haben   ruft seine Kollegen von der SLWCS an. Sie   große Rolle? Der Legende nach soll Buddhas Mutter
 andererseits den Bauern ein zusätzliches   wir vor einigen Jahren begonnen, Hecken   sollen die Farmer in der Umgebung war­  Maya nach langer kinderloser Ehe von einem mit
 Einkommen durch den Verkauf von Honig   aus Orangen­ und Limettenbäumen als   nen, dass es eine unruhige Nacht werden   einer Lotusblüte geschmückten weißen Elefanten
 beschert. Wenn die Elefanten das Seil be ­  Schutzwälle zu pflanzen. Die halten die   könnte. Wieder einmal.   ■
                                                                   Buddha empfangen haben.
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