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Personal- und Sozialbericht 2017
Claudia Gutjahr, Gesamtbetriebsratsvorsitzende
Frauke Herrmann, Stellv. Gesamtbetriebsratsvorsitzende
zu ändern, bestehen in dem Sozialen Dialog, an dem sowohl beide Geschäftsleitungen als auch wir teilnehmen. Es werden trotzdem seitens AccorHotels viele Themen hinter unserem Rücken umgesetzt und somit bleibt es bisher nur bei dem Versuch, die Kommunikation zu verbessern.
Sie sind beide jeweils Vorsitzende und stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende. Wie kam es dazu?
Als wir zur neuen Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsit- zenden gewählt wurden, haben wir beschlossen, uns die Auf- gaben untereinander aufzuteilen. Während die eine alle zu- sätzlichen Termine des Gesamtbetriebsrats übernimmt, kümmert sich die andere um Anfragen und schriftliche Auf- gaben des Gesamtbetriebsrates, die häufig eine schnelle Be- arbeitung benötigen. Beide Positionen sind sehr wichtig und somit versuchen wir beide, unsere Aufgaben so gut wie mög- lich zu erledigen und für die Kollegen da zu sein und auf alle Herausforderungen zu achten.
In diesem Jahr stehen Betriebsratswahlen an! Welche Bedeutung haben diese Wahlen?
Das Betriebsverfassungsgesetz sieht vor, dass in allen Unter- nehmen mit mehr als fünf Mitarbeitern alle vier Jahre ein Betriebsrat gewählt wird. Um die Interessen der Kollegen ver- treten zu können, ist ein Betriebsrat notwendig. Somit wird es auch dieses Jahr wieder sehr spannend, ob die Wahlen für alle wie gewünscht verlaufen und ob wir im Gesamtbetriebs- rat wieder neue Kollegen begrüßen dürfen, aber vielleicht auch leider ehemalige verabschieden müssen. So wie jedes Mal wird es für alle eine aufregende Zeit werden.
AccorInvest hat zum 1.1.2018 auf sachgrundlose Befristun- gen von Arbeitsverträgen für Neueinstellungen in den deutschen Filialhotels aller Marken verzichtet und damit vor der Politik reagiert. Wie sehen Sie dieses Thema?
Das wichtigste Gut eines Hotels sind die Mitarbeiter. Leider entscheiden sich immer mehr Menschen gegen die Hotellerie und es wird immer schwieriger für die Kollegen, ihren Job mit so viel Leidenschaft zu meistern, wie es in der Vergangenheit immer der Fall war, dafür ist der Mangel an Mitarbeitern ein- fach zu groß. Viele unserer Kollegen werden immer häufiger krank, weil sie sehr überlastet sind. Der Arbeitgeber hat hier dafür zu sorgen, die Arbeit im Hotel wieder attraktiver werden zu lassen. Ein Leichtes ist es dann z.B., auf sachgrundlose Be- fristungen zu verzichten, damit der Mitarbeiter sich sicher fühlt. Seit sehr langer Zeit versucht der Gesamtbetriebsrat mit der Geschäftsleitung zu verhandeln, um auf sachgrundlose Befristungen zu verzichten.
Für die Marken im Midscale Bereich und die Marke ibis be- steht zum Glück schon seit längerem das Übereinkommen, keine sachgrundlosen Befristungen mehr zuzulassen. Wir sind sehr froh, dass das Unternehmen sich nun endlich dafür ausgesprochen hat, dies für alle Marken in Deutschland um- zusetzen, denn wir halten es für unabdingbar in der Zukunft. Vielleicht kann Accor hier nun auch ein Vorbild für weitere Unternehmen sein.
Thema Gesundheit
Da die Wirtschaft, die Politik und auch unser Unternehmen immer mehr auf Sparkurs gehen, werden die Menschen stär- ker belastet und kommen an ihre Grenzen. Burn Out wird auch bei uns im Unternehmen immer deutlicher zum Thema, da es zu wenige Mitarbeiter, aber immer mehr Arbeit gibt. Die heutige Technik wird jeden Tag komplizierter und die Mitarbeiter müssen immer
wieder neue Tools lernen,
natürlich neben ihrer nor-
malen Arbeit. Es wird im-
mer mehr von den Mitar-
beitern verlangt, aber keine
Hilfe geboten, um dies alles
leisten zu können. So hat
ein Rezeptionsmitarbeiter zum Beispiel mittlerweile nicht nur die komplette Rezeption zu leiten, die Gäste zu betreuen und sich mit jeglichem technischen Schnickschnack auseinander- zusetzen, sondern muss auch den Job eines Concierge über- nehmen, da das Unternehmen diese Arbeit in vielen Hotels für nicht mehr notwendig erachtet.
Der Gesamtbetriebsrat versucht durch Verhandlungen über diverse Themen, die Mitarbeiter zu schützen und ihnen zumindest eine kleine Stütze in ihrem Alltag zu sein. So konn- ten wir zum Beispiel ermöglichen, dass die Mitarbeiter in ihrer Freizeit vergünstigt einige Fitnessstudios benutzen können, um einen Ausgleich zu ihrer Arbeit zu haben und sich dieses auch leisten zu können.
Auch wenn wir die Strategie von Accor nicht ändern können, steht für uns die Gesundheit und Zufriedenheit der Kollegen an oberster Stelle und dafür werden wir auch weiterhin kämpfen.
„Wir konnten es ermög- lichen, dass die Mitarbeiter vergünstigt einige Fitness- studios nutzen können.“
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