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eingesparten Zertifikate verkauft und schließlich in einem anderen Land einge setzt werden. Einen Effekt auf die weltwei ten CO2Emissionen – und diese sind mit Blick auf den Klimawandel entscheidend – hat ein reduzierter Stromverbrauch durch energieeffiziente Kälteanlagen in Deutsch land somit nicht. Darüber hinaus hat der Bundesrechnungshof kürzlich auf hohe Mitnahmeeffekte bei diesem Förderpro gramm hingewiesen. Zudem sei der Einsatz der Fördermittel nicht wirtschaftlich, da die Förderung nur zu einer geringen Treibhaus gasminderung je eingesetztem Euro Förder mittel führe. Dies treffe insbesondere auf kleinere Anlagen zu, wie sie etwa in Super märkten zum Einsatz kommen. Die kritisierte Ineffizienz kann auch dem zuständigen Bun desumweltministerium nicht verborgen ge blieben sein: Ein Bericht zur Evaluierung ver schiedener Förderprogramme der Jahre 2015 bis 2017, den das BMU selbst in Auftrag ge geben hat, kommt nämlich zu dem Schluss, dass über das KälteKlimaFörderprogramm
99 Euro Fördermittel eingesetzt werden mussten, um – über die Wirkdauer dieser Maßnahmen – netto eine Tonne CO2 zu ver meiden. Zum Vergleich: Ein oben angespro chenes Emissionszertifikat für eine Tonne CO2 kostet an der Energiebörse derzeit rund 40 Euro. Wer CO2Emissionen wirksam vermei den möchte, könnte diese Zertifikate kaufen und stilllegen. Auf diese Weise hätte – bei gleichen Kosten – in etwa das Zweieinhalb fache an CO2Emissionen vermieden werden können – und zwar ohne dass diese in einem anderen Land ausgestoßen werden können. Trotz der Kritik hält das BMU am Programm fest und ging im August 2020 bereits in die Verlängerung – für weitere drei Jahre. Laut einem Ministeriumssprecher ist geplant, pro Jahr rund 25 Mio. Euro für das Programm auszugeben. Neu ist übrigens, dass seit De zember 2020 auch besonders kleine Anlagen zum Beispiel in Metzgereien, Bäckereien, Tankstellen und Dorfläden bezuschusst wer den. Die Fördermitteleffizienz des Pro gramms dürfte dies weiter schmälern.
Aktion Frühjahrsputz 57
Munition erzeugt Schuldenexplosion
Die Bundeswehr füllt ihre Waffenarsenale auf – randvoll: Vor allem handelt es sich um Handwaffenmunition, aber auch um Muniti on für den Kampfpanzer „Leopard“ und den Schützenpanzer „Puma“ oder um Munition zum Selbstschutz verschiedener Luftfahrzeu ge – hierfür stehen 2021 zusätzliche 80 Mio. Euro zur Verfügung, 2022 sogar weitere
110 Mio. Euro. Doch sollte ein Bedarf an so viel Munition angezweifelt werden – sonst wäre ein bedarfsorientierter Munitionskauf im regulären Haushaltsverfahren mit Sicher
heit berücksichtigt und mit Steuermitteln gegenfinanziert worden, nicht aber über eine kurzfristige OnTopFinanzierung mit neuen Schulden. Damit ist klar: Die Aufmunitionie rung der Bundeswehrlager im Umfang von knapp 200 Mio. Euro ist politisch motiviert, um unter dem Vorwand der Pandemie bekämpfung Vorräte im großen Stil zu schaf fen. Für den krisengebeutelten Bundeshaus halt bedeutet das eine Menge Sprengkraft, dessen finanzielle Folgen im Eifer des Ge fechts leider auf der Strecke geblieben sind.
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