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rungsprozesse aufgezehrt werden. Die verzugsloseDurchführungvonInstand- setzungsmaßnahmen und somit auch die Erhöhung der materiellen Verfüg- barkeit muss gemeinsames Ziel aller Beteiligten sein.
Auch in personeller Hinsicht befindet sich die Marine trotz der Folgen der Covid-19-Pandemie auf Wachstums- kurs. Gleichwohl haben sich die Maß- nahmen zu deren Eindämmung in Tei- len negativ auf die Personalgewinnung und die Ausbildungslandschaft ausge- wirkt. Neben einem generell reduzier- ten Bewerberaufkommen haben auch verringerte Prüfkapazitäten der Perso- nalgewinnungsorganisation den Auf- wuchs beeinträchtigt. Es bedarf daher weiterer Maßnahmen und Anstrengun- gen, damit sich das bestehende Delta zwischen zunehmender Zahl der Dienst- posten und dem dafür entsprechend benötigten Personal bis 2027 schlie- ßen lässt.
Grund- und Individualausbildung waren insbesondere in der ersten Jahreshälfte erheblichen Auswirkungen der Pande- mie ausgesetzt. Abstandsgebot, eine reduzierte Zahl von Lehrgangsteilneh- mern und eingeschränkte Ausbildungs- möglichkeiten bei der präsenzunabhän- gigen Lehre beeinträchtigten hier den Lehrgangs- und Tagesablauf in nicht unerheblichem Maße. Die dabei gesam- melten Erfahrungen und Erkenntnisse helfenunsjedochbeiderEntwicklung von Konzepten, um für Situationen die- ser Art künftig besser gerüstet zu sein. Trotz der Einflüsse der Pandemie konnte im Herbst ein wesentlicher Meilen- stein des Projektes WIR SIND MARINE erreicht werden. Das Vorhaben hatte sich zum Ziel gesetzt, die Identität der Marine zu bestimmen und auszuformu- lieren. Dazu haben wir in einem über zwei Jahre laufenden Prozess herausge- arbeitet, wer wir sind, was uns ausmacht und wie wir sein wollen und haben uns auch kritisch der Frage gestellt, ob und inwieweit wir mit unserem aktuellen Erscheinungsbild, unseren Verhaltens- weisen und Ritualen, unseren Arbeits- methoden und Fähigkeiten und mit unseren Werten und Überzeugungen auch heute noch zeitgemäß sind und wo wir uns weiterentwickeln müssen. Die Ergebnisse wurden in einem „KOM- PASS Marine“ gebündelt, der unser Selbstverständnis und unsere Identi- tät beschreibt. Aus dem „KOMPASS
Marine“ lassen sich viel- fältige Handlungslinien für Vorgesetzte ableiten – zahlreiche Aspekte müs- sen jedoch durch jeden Einzelnen individuell für sich und den eigenen Wir- kungsbereich umgesetzt und gelebt werden. Dabei geht es vor allem um die richtige Einstellung und Haltung, die eine Orga- nisation prägen und sie erfolgreich machen. Dass die Deutsche Marine ungeachtet der zum Teil widrigen Rahmenbedin- gungen weiterhin leis- tungsfähig und voll ein- satzbereit ist, hat sie auch im zurückliegenden Jahr eindrucksvoll bewiesen. Obwohl die Belastung durch Einsätze und ein- satzgleiche Verpflichtun- gen so hoch wie nie zuvor war, ist es der Deutschen Marine trotz vielfältiger Auswirkungen der Pande- mie und des materiellen und personellen Optimie- rungsbedarfs gelungen, alle Einsatzverpflichtun- gen sowie die dazu erfor- derliche Einsatzausbil- dung vollumfänglich zu erfüllen.
Darüber hinaus unter- stützt die Marine im Rah- men der Amtshilfe zahlrei- che Städte und Kommu- nen bei der Bekämpfung der Pandemie. Neben der Einrichtung und Führung des Regionalen Führungs- stabes 1 NORD im Mari- nekommando in Rostock werden aus allen Dienst- stellen jeweils Manö- verelemente (Züge zur Unterstützung der Bevöl- kerung) bereitgestellt, die unter anderem in Alten- heimen, Gesundheits- ämtern und Testzentren eingesetzt sind. Mehrere Hundert Marineange- hörige leisten auf diese Weise einen wichtigen Beitrag bei der Bewälti-
Diese ungewöhnliche Aufnahme der Fregatte sachsen entstand auf der Holtenauer Hochbrücke
Deutsche Marine
Leinen los! 1-2/2021 9
Foto: Thomas Nägele