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Mensch.Schifffahrt.Meer.
NordwiNd wieder unter Segeln Matrosen, Heizer, Skipper gesucht
Stephan Huck
Dienstag, 18. April 2023, strahlend blauer Himmel über dem dänischen Hvide Sande am Ringköbing Fjord. An der Pier von Hvide Sande Shipyard Steel and Service liegt die Ketsch NordwiNd, an Bord herrscht hek- tische Betriebsamkeit. Nach eineinhalbjähriger Restaurierung des für das Deutsche Marinemuseum in Wilhelmshaven fahrenden Traditionsseglers steht die Werftprobefahrt an, bereits eine Woche später wird das Boot im Rahmen der 25-Jahr-Feierlichkeiten des Deutschen Marinemuseums zurückerwartet.
Der Zeitplan ist eng. Und insbeson- dere unter Deck wartet noch jede Menge Arbeit, nach wie vor müssen die
meisten Verkleidungen remontiert und das neue Rigg getrimmt werden. Behende
tionen von Offizieranwärtern und -anwär- terinnen an der Marineschule Mürwik erste Seefahrterfahrungen hatten sam- meln können. Als modifizierter ehemali- ger Kriegsfischkutter, der größten jemals auf deutschen Werften gebauten Boots- serie, war das Boot zudem von schiffbau- lichem Interesse. Schließlich aber war es für das Museum von besonderem Reiz, dass das Boot zum Zeitpunkt der Außer- dienststellung in so gutem Zustand war, dass eine Fortsetzung des Fahrbetriebs im Rahmen der Regeln für Traditionsschiffe, wie sie in Deutschland die Gemeinsame Kommission für Historische Wasserfahr- zeuge (GSHW) festlegt, möglich schien und die Museumsarbeit somit um eine gleichermaßen partizipative wie erlebnis- orientierte Komponente erweitert wer- den konnte.
Seit 2008 setzt das Museumsteam die- ses Konzept mit einer ehrenamtlichen Crew, die von Stabskapitänleutnant a.D. Claus Patzelt und dem langjährigen Vor-
sitzenden des Stiftungsvorstandes, Kon- teradmiral a.D. Gottfried Hoch, koordi- niert wird, in die Tat um. Seitdem brachte es die nordWind auf rund 70 Seetage pro Jahr. Sie befuhr die Jade und die Nord- see bis nach Helgoland, war im Sommer auf der Ostsee während der Kieler Woche und der Hanse Sail zu sehen.
Diese intensive Nutzung ging an dem his- torischen Fahrzeug nicht spurlos vorüber. Die jährlichen Aufwendungen für Instand- setzungen, die vor allem in den Winter- monaten außerhalb der Saison durch das Museum getätigt werden mussten, um eine sichere Teilnahme am Seeverkehr gewährleisten zu können, nahmen kon- tinuierlich zu.
Um 2018 wurde klar, dass eine längere Fortführung des Nutzungskonzeptes, das sich seit einem Jahrzehnt zum inte- gralen Bestandteil der Museumsarbeit entwickelt hatte, nur nach einer grundle- genden Restaurierung des Bootes mög- lich sein würde. Das Museum beantragte
Die NordWINd ist an Land, die Masten sind gezogen
schwingt sich Georg Albinius, der von der Werft beauftragte Takler, auf den Groß- baum, um eine Taljenführung zu verän- dern.
Nachdem die Deutsche Marine die nord- Wind im Jahr 2006 hatte außer Dienst stel- len müssen, war das Boot von der Stiftung Deutsches Marinemuseum mit Spenden- geldern erworben worden. Denn mit einer 50-jährigen Dienstzeit in der Bundes- und Deutschen Marine handelte es sich um die Einheit mit der – zum damaligen Zeitpunkt – längsten Dienstzeit, auf welcher Genera-
Die Schäden am Kiel waren gravierend. Außerdem war es nicht einfach, das passende Eichenholz zu beschaffen
16 Leinen los! 12/2023
Foto: Deutsches Marinemuseum
Foto: Detlev Löll


































































































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