Page 18 - LL_12_2023
P. 18
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Alarm in der Nordsee Schwere Schiffskollision vor Helgoland
Hans Jürgen Witthöft
Am frühen Morgen des 24. Okto- ber gegen 5:00 Uhr kam es in der Deutschen Bucht zu einer folgenschwe- ren Schiffskollision. Etwa 12 sm südwest- lich von Helgoland und 17 sm nordöst- lich der Insel Langeoog stießen bei Dun- kelheit und schwerem Wetter mit bis zu drei Meter hohen Wellen der unter der Flagge der Bahamas fahrende Bulkcar- rier PoLesie (24 055 GT) und das unter bri- tischer Flagge fahrende Küstenmotor- schiff Verity (2601 GT) zusammen. Das kleinere Schiff wurde dabei offenbar so schwer getroffen, dass es innerhalb von zwanzig Minuten sank. Fünf Seeleute der siebenköpfigen Besatzung der Verity kamen ums Leben. Einer der Seeleute
war kurz nach der Kollision tot geborgen worden. Zwei konnten aus dem Wasser gerettet werden. Die Besatzung der deutlich größeren PoLesie nahm keinen Schaden.
Das Geschehen entwickelte sich rasch zu einer Großlage. Das Havariekommando Cuxhaven übernahm die Gesamtein- satzleitung, die Zuständigkeit und Ver- antwortung für die Suche und Rettung Schiffbrüchiger blieb bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchi- ger (DGzRS). Die Rettungsleitstelle See der DGzRS in Bremen berechnet Such- gebiete, Suchkurse etc. und lenkt alle zur Verfügung stehenden Schiffe und Luftfahrzeuge, solange es um SAR- Maßnahmen geht. Die Seenotrettungs-
kreuzer hermann marWede und Bernhard gruBen, der Not- schlepper nordic, der Lot- sentender Wangerooge, das Wasserschutzpoli- zeiboot syLt sowie ein SAR-Hubschrauber der Deutschen Marine waren rasch an der Unglücksstelle. Wei- tere Schiffe und ins- gesamt acht Heli- kopter, darunter fünf
SAR-Hubschrauber der Marine kamen hinzu. Per Hubschrauber wurden Rettungssanitäter auf der hermann marWede abgesetzt.
Der Einsatz konzentrierte sich auf die Suche nach Überlebenden der Besatzung der Verity. Vier Seeleute wurden noch vermisst. Die hermann marWede koor- dinierte die Suche vor Ort. Das Havarie- kommando ließ das Seegebiet zusätzlich von zwei mit besonderen Sensoren aus- gestatteten Flugzeugen des Typs Do 228 überfliegen. Und auch das von Hamburg kommende Kreuzfahrtschiff iona der bri- tischen Reederei P&O Cruises beteiligte sich. An Bord hätten Menschen medizi- nisch versorgt werden können.
Nach zwanzig Stunden wurde die Suche als aussichtslos abgebrochen. Zuvor hatte noch ein ferngesteuerter Tauchroboter keine Lebenszeichen mehr in dem Wrack der untergegangenen Verity entdecken können. Es hätten keine Leichen erkannt werden können, erklärte das Havariekom- mando. Die Sicht sei nicht schlecht gewe- sen, das Gerät habe sogar in die Brücke der Verity filmen können. „Wir haben es mit ver- einten Kräften geschafft, zwei Menschen zu retten“, resümierte der Leiter des Hava- riekommandos, Ronny Renner, auf einer abschließenden Pressekonferenz. Er sprach allen Einsatzkräften seinen Dank aus.
Zahlreiche Schiffe beteiligten sich an der Suche nach den vermissten Seeleuten der VerIty
18 Leinen los! 12/2023
Der Seenotkreuzer HermANN mArWede übernahm die Koordination vor Ort
Foto: DGzRS
Foto: DGzRS