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Die Ursache ist immer noch unklar
Im Fall des untergegangenen Frachters Verity ermitteln (Stand 42. Woche) die Hamburger Staatsanwaltschaft und die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU). Die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und Gefährdung des Schiffsverkehrs, die BSU hat mit den Untersuchungen zur Ursache der Kollision begonnen. Dies geschieht gemeinsam mit den beiden Flaggenstaa- ten Bahamas und Großbritannien.
Noch ist völlig unklar, was an diesem Morgen geschah. Die Kollision ereignete sich an einer Stelle, an der sich zwei viel genutzte Schifffahrtsrouten in der Deut- schen Bucht kreuzen. Die Verity kam aus Bremerhaven und war auf dem Weg ins englische Immingham. Die PoLesie war auf demWegvonHamburgnachLaCoruna in Spanien. Für die Zeit des Unglücks wur- den unter anderem Verkehrsdaten gesi-
Bewährungsprobe für den Sea Lion
Sicher hätten sich alle Beteiligten einen anderen Anlass als Premiere gewünscht, aber das Unglück in der Deutschen Bucht war für den neuen Hubschrau- ber der Deutschen Marine, den NH-90 NTH Sea Lion, eine solche und zugleich eine erste Bewährungsprobe. Und, um es gleich vorwegzunehmen, er hat sie bestanden.
In einer Publikation der Bundeswehr wird über den Einsatz aus Sicht der beteilig- ten Marineflieger berichtet. Danach traf ein Sea Lion nach den Rettungskreuzern der Seenotretter zuerst an der Unglücks- stelle ein. Um 5:30 Uhr alarmiert, war der Helikopter von der Marinefliegerba- sis Nordholz gestartet. Schnell waren weitere Sea Lion und Sea King hinzu- gekommen.InsgesamtwarenimLaufe des Tages drei Sea Lion und Sea King abwechselnd im Einsatz; zeitweise flogen
Seit Juli dieses Jahres unterstützen NH-90 NTH Sea Lion den SAR-Dienst an der Nord- und Ostseeküste
seit ihrer Indienststellung ihr erster großer Rettungseinsatz. Der Komman- deur der Marineflieger, Kapitän zur See Broder Nielsen, erläuterte, dass eine besondere Fähigkeit die Marineflieger von den meisten zivilen Rettungsflie- gern abhöbe, nämlich ihre Einsatzfähig- keit bei Nacht und bei extrem schlech- tem Wetter. Die Hubschrauber seien mit hochauflösenden Kameras und ande- ren Sensoren ausgerüstet, mit denen sie die Wasseroberfläche systematisch nach Vermissten absuchen können. Der Sea Lion verfügt für diesen Zweck über ein Seeraumüberwachungsradar, das 360 Grad abdeckt, sowie einen kombi- nierten Video- und Infrarotsensor unter dem vorderen Rumpf. Fregattenkapitän Jan H. gehört zu den Marinefliegern, die den Sea Lion bei seiner Einführung übernommen haben. Vorher war er den Sea King geflogen. Er berich- tet, dass ihm der akute Rettungseinsatz bewiesen habe, welche Steigerung der Leistungsfähigkeit, neben den moderne- ren Sensoren, der neue Mehrzweckhub- schrauber mit sich gebracht habe. „Die Leistung ist im Vergleich zum Sea King deutlich besser“, betont er.
Seit Juli dieses Jahres wird der neu in die Flotte eingeführte Sea Lion noch zusam- men mit dem rund fünfzig Jahre älte- ren Sea King als Reserve im Rettungs- dienst der Marine eingesetzt. Im nächs- ten Jahr soll der Sea Lion den SAR-Dienst der Marine komplett übernehmen. Seine Bewährungsprobe nach der Kollision in der Deutschen Bucht hat er hervorragend bestanden. 7
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Das Suchmuster auf der Konsole des Operateurs in der Kabine eines der beteiligten Sea Lion-Hubschraubers
chert. Auch die 22 Besatzungsmitglieder der PoLesie, die inzwischen in Cuxhaven festgemacht und die Kollision weitgehend unbeschadet überstanden hat, sollen ein- gehend befragt werden.
Die Umweltschäden halten sich aktuell in Grenzen. Nach Angaben des Havariekom- mandos in Cuxhaven sind bislang rund 90 l Dieselkraftstoff aus dem Wrack der Verity ins Wasser gelangt. Was mit dem Wrack geschieht, ist ebenso unklar wie die Ursache der Kollision selbst. Das Havarie- kommando arbeitet an einer sogenann- ten Bergungsverfügung für die Verity. Der Eigentümer, ein polnisches Unternehmen, muss sich um die Bergung des Schiffes kümmern.
drei Marinehubschrauber gleichzeitig an der Unglücksstelle beziehungsweise im Suchgebiet. „Wir waren um viertel nach sechs vor Ort“, berichtet Sea Lion- Pilot Fregattenkapitän Jan H. „Mit Hilfe unserer Nachtsichtbrillen haben wir recht schnell einen der Schiffbrüchigen gefunden und ihn mit dem Netz an Bord gewinscht. Er hat echt Glück gehabt.“ Der unterkühlte Seemann wurde mit dem Hubschrauber sofort an Land zur medizi- nischen Versorgung gebracht.
Die beteiligten Hubschrauber mussten zusammen mit den Schiffen und Boo- ten Hunderte Quadratmeilen absuchen, wobei die drei Sea Lion zusammen rund 18 Stunden im Einsatz waren. Das war
Leinen los! 12/2023 19
Screenshot: Bundeswehr
Foto: DGzRS


































































































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