Page 38 - Leinen los! 1-2/2024
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Historisches Kalenderblatt 1-2/2024
Vor 100 Jahren, am 15. Januar 1924, Der Schulkreuzer Berlin gehörte zu den sie- diesem Tag stellte der Kleine Kreuzer wie-
verließ der zum Schulkreuzer umge- baute Kleine Kreuzer Berlin seinen Heimat- hafen Kiel und begann eine längere Aus- landsreise. Es war das erste Mal nach dem Krieg, dass ein Schiff der Reichsmarine auf große Fahrt ging. Die Seereise führte nach Ponta Delgada/Azoren, Santa Cruz/Tene- riffa, Las Palmas/Gran Canaria, Funchal/ Madeira und Cartagena auf dem spani- schen Festland. Am 18. März 1924 war die Berlin in Kiel zurück. Zuvor hatte der Schul- kreuzer in den Jahren 1922 und 1923 auf kürzeren Reisen bereits Häfen in den Nie- derlanden, Norwegen, Island und auf den Faröer-Inseln besucht.
ben Kleinen Kreuzern der BreMen-Klasse der Kaiserlichen Marine. Die Einheiten stell- ten in den Jahren 1904 bis 1907 in Dienst und fanden Verwendung im Flotten- und teilweise auch im Auslandsdienst.
Der Kleine Kreuzer Berlin kam unmittelbar nach seiner Indienststellung als Begleit- schiff der Kaiserlichen Yacht hohenzol- lern zum Einsatz. Erst ab Anfang August 1905 gehörte er offiziell zur Flotte. Bis zum Jahr 1911 war das Schiff in den allgemeinen Flottendienst eingebunden. Ab Juni 1911 war die Berlin im Auslandsdienst vor der westafrikanischen Küste eingesetzt. Sie löste vor Agadir das während der Marokko-
Kleiner Kreuzer berLin
Krise dort stationierte Kanonenboot pan- ther ab. Ende November begann die Rück- reise. Mit der Rückkehr nach Kiel wurde die Berlin wieder in den damals üblichen allge- meinen Flottendienst eingebunden. Am 29. Oktober 1912 stellte der Kleine Kreu- zer außer Dienst und wurde in die Reserve überführt.
Am 17. August 1914 – nach Kriegsbeginn – erfolgte die erneute Indienststellung. Die Berlin kam in der Nord- und Ostsee im Rahmen des Küstenschutzes beim Siche- rungs- und Aufklärungsdienst zum Einsatz. Dies währte bis zum 11. Februar 1917. An
der außer Dienst. Nach einer Zeit als Auf- lieger in Danzig übernahm die Berlin ab dem 26. April 1918 mit reduzierter Besat- zung die Funktion eines Tenders für den Befehlshaber der Sicherung der Ostsee. Nach dem Krieg zeigten die alliierten Sie- germächte kein Interesse an dem alten und technisch längst überholten Schiff. Es wurde in die Reichsmarine übernom- men, im Dezember 1919 wieder fahrbereit gemacht und diente dann als Ausbildungs- schiff für „Heizerrekruten“. Nachdem es für eine zukünftige Verwendung als Schul- kreuzer vorgesehen war, stellte die Ber- lin am 10. Juni 1921 wieder außer Dienst, wurde in der Reichswerft/Marinewerft in Wilhelmshaven grundüberholt und umge- baut. Dabei erhielt sie unter anderem auch einen modernen Kreuzerbug.
Am 2. Juli 1922 konnten wieder Flagge und Wimpel gesetzt werden. Die nun als Schulkreuzer klassifizierte Berlin unter- stand der Inspektion des Bildungswe- sens der Reichsmarine. Den oben erwähn- ten ersten Auslandsreisen folgten zahlrei- che weitere, die das Schiff bis nach Mittel- und Südamerika führten. Vom 1. Dezember 1927 bis zum 7. März 1929 war der Schul- kreuzer Berlin auf Weltreise. Mit seiner Rückkehr endete seine aktive Dienstzeit. Das Schiff stellte am 27. März 1929 in Kiel endgültig außer Dienst.
Die Berlin blieb ohne weitere Verwen- dung in Reserve liegen. Am 10. Oktober 1935 erfolgte die Streichung aus der Liste der Kriegsschiffe. Als Wohnschiff verblieb die Berlin in Kiel. Nach dem Zweiten Welt- krieg wurde der ehemalige Schulkreuzer von den Engländern mit Gasmunition beladen und am 31. Mai 1947 im Skager- rak versenkt. 7
Die berLin im Kieler Hafen
Kleiner Kreuzer/Schulkreuzer berLin
Bauwerft
Kaiserliche Werft, Danzig
Kiellegung
1. April 1902
Stapellauf
22. September 1903
Indienststellung
4. April 1905
Verdrängung
3792 t/Kaiserliche Marine 3821 t/Reichsmarine
Länge x Breite x Tiefgang
111,10 × 13,30 × 5,51 m/ Kaiserliche Marine
113,80 × 13,30 × 5,63 m/ Reichsmarine
Besatzungsstärke
288 bis 349 Mann
Antrieb
2 × Expansions- dampfmaschine
Antriebsleistung
2×5000PS
Wellen/Ruder
2/1
Geschwindigkeit
22 kn
Fahrstrecke
4270 sm bei 12 kn
Bewaffnung
Kaiserliche Marine:
10 × 10,5-cm-Geschütz 2 × 45-cm-Torpedorohr
Reichsmarine:
8 × 10,5-cm-Geschütz 2 × 50-cm-Torpedorohr
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Foto: Bundesarchiv/Bild 102-07600/CC-BY-SA 3.0
Foto: Archiv hkr


































































































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