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alles auf den Standort Wilhelmshaven zu konzentrieren. Auslöser waren die Auswir- kungen der Finanzkrise von 2008/2009, die zu notwendigen Einsparmaßnahmen im Bundeshaushalt führten. Das wiederum hatte u.a. zur Folge, dass fast 50 % der Dienstposten im Marinearsenal reduziert wurde und letztendlich der Arsenalbetrieb in Kiel in Gänze aufgelöst wurde. Und jetzt bauen wir den Standort Kiel wieder auf. Es wird kein Arsenalbetrieb Kiel mehr sein, aber wir bauen dort wieder erhebliche Instandsetzungsfähigkeiten und -kapa- zitäten auf, weil wir nachweisen konnten, dass die Deutsche Marine diese Kapazi- täten zwingend benötigt.
Warum war angesichts dieses Aufwuch- ses von Wilhelmshaven und auch wieder von Kiel dann noch der Kauf der ehema- ligen Warnowwerft in Rostock-Warne- münde durch den Bund am 7. Juli ver- gangenen Jahres geboten?
Es ist richtig und wichtig, diese Frage zu stellen, weil sie zwingend im Raum steht. Wir haben in den letzten zehn Jahren lei- der schmerzhaft lernen müssen, dass es dem Marinearsenal als Auftraggeber für die Instandsetzungsleistungen der Schiffe und Boote gemeinsam mit den Partnern innerhalb und außerhalb der Bundeswehr nicht mehr gelungen ist, die Schiffe zeit- gerecht instandzusetzen.
Das ist jetzt keine Kritik, sondern erst mal eine rein sachliche Feststellung. Es ist schon vor Jahren untersucht und bewer- tet worden, worin die Ursachen für diese Verzögerungen und damit letztendlich auch Budgetüberschreitungen im Sinne
Motorenwechsel auf der Fregatte Hamburg mit Schwimmkran im Schwimmdock
von finanziellen Aufwendungen, die diese Instandsetzungen nach sich zogen, lagen. Und eine dieser Ursachen war eine deut- liche Schwäche im Personalkörper des Marinearsenals, im Management genauso wie im produktiven Anteil. Wir waren mit dieser Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht mehr in der Lage, auf Augenhöhe und in einer ausgewogenen Balance mit unseren Auftragnehmern diese Instandsetzungsvorhaben im Zeit-
und Kostenrahmen sowie in der erforder- lichen Qualität abzuwickeln.
Hier musste eine Kursänderung her. Die sicherheitspolitischen Veränderungen Anfang des vergangenen Jahres waren auch ein ganz maßgebliches „Triggersi- gnal“. Deutschland und alle NATO-Part- ner mussten sich nun mit der Frage aus- einandersetzen, welchen Beitrag sie für die kollektive Sicherheit des Bündnisses zu leisten haben.
Deutsche Marine
Zur Person
Dipl.-Ing. Rainer Sacher
Geboren 1965 in Berlin, diente Rainer Sacher von 1983 bis 1987 als Zeitoffizier in der Panzertruppe der Nationalen Volksarmee, stu- dierte von 1987 bis 1992 Schiff- bau an der Universität Rostock und arbeitete von 1992 bis 1993 in der Zahnradfabrik Getriebe Branden- burg GmbH. Von 1993 bis 1995 absolvierte er ein Referendariat im Fachgebiet Schiffbau/Schiffs- maschinenbau des Bundesam- tes für Wehrtechnik und Beschaf-
fung (BWB) in Koblenz und wurde 1996 Dezernent für Schiffbau an der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 71. Nach einer Verwendung an der Bundesakademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik in Mannheim als Fachgebietsleiter Systemtechnik See von 1998 bis 2002 wurde er in der WTD 71 Dezernatsleiter Schiffbau, 2006 Referent in der Projektabteilung See des BWB, dann Referent Interne Revision im Referat Org 3 des Bundesmi- nisteriums der Verteidigung, 2009 bis 2012 Bereichsleiter Betriebslenkung im Marinearsenalbetrieb Kiel, 2013 bis 2019 Leiter des Arsenalbetriebes Wilhelmshaven, anschließend bis 2021 Stellvertretender Leiter des Marine- arsenals und seit Januar 2021 dessen Leiter. Marinearsenal
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Foto: Susanne Krause-Weers
Foto: Bundeswehr


































































































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