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Deutsche Marine
Dazu gehört nach meinem Verständ- nis auch ein starkes Marinearsenal. So wurde im Zuge der Dokumentation für den Erwerb der Warnowwerft in Rostock auch ein Konzept durch die damalige Bun- desministerin der Verteidigung gebilligt, in dem präzise beschrieben ist, wie sich das Marinearsenal für den Instandset- zungsbedarf der Deutschen Marine unter den Rahmenbedingungen von Krise und Krieg geografisch, personell und mate- riell aufzustellen hat. Das bedeutet z.B., dass wir sowohl in der Nordsee als auch in der Ostsee Instandsetzungsfähigkeiten und -kapazitäten mit entsprechender In- frastruktur vorhalten müssen, die redun- dant, resilient und durchhaltefähig sind. Das muss man dann natürlich auch im Bündnisrahmen sehen. Unsere Redun- danzen in der Instandhaltung betrach- ten wir z.B. sehr wohl auch vor dem Hin- tergrund, wie wir dort mit NATO-Part- nern kooperieren können. Da denke ich beispielhaft an die U-Boot-Kooperation mit Norwegen im Projekt U 212 CD. Bis 1989 wurden auch U-Boote der norwe-
gischen Marine hier in Wilhelmshaven instandgesetzt, andersherum sind deut- sche U-Boote in Haakonsvern repariert worden, um genau diese Fähigkeiten auch in Friedenszeiten für einen mög- lichen Ernstfall, der hoffentlich nie ein- tritt, trainieren zu können.
Vor diesem Hintergrund stellt sich nun- mehr die Frage nach dem Erwerb der War- nowwerft ganz anders. Denn es ist ja nicht nur die Liegenschaft erworben worden, es sind ja auch mit dem Erwerb noch fast 500 Arbeitsplätze in Rostock dazu gekommen und die haben wir zu etwa 90 % besetzt; eine Quote, die ich nach so kurzer Zeit für mehr als beachtlich bewerte.
Um das zusammenzufassen: Der Erwerb der Warnowwerft in Rostock ist eine sinn- volle Stärkung in einem komplementären Ansatz zu unseren Standorten Wilhelms- haven und Kiel, also kein konkurrierender, sondern ein ergänzender Ansatz im Sinne von notwendigen Fähigkeiten und Kapa- zitäten, die keine Auswirkungen auf die erforderlichen Baumaßnahmen hier in Wil- helmshaven haben.
Sie setzen ja auch die Wilhelmshavener Fregatte Hessen im Arsenalbetrieb War- nowwerft instand.
Ja, Ende September ist die hessen in Ros- tock eingelaufen.
Das heißt also, das ist Nord- und Ost- see-übergreifend und es ist auch NATO- übergreifend, wenn Sie dort, wie unlängst, britische Patrouillenboote reparieren.
Host Nation Support ist hier das Stichwort. Wenn NATO-Einheiten z.B. in der Ostsee operieren und einen Instandhaltungsbe- darf haben, gibt es Verfahren innerhalb der NATO, wie Einheiten eine Instandhal- tung beantragen können, ggf. auch sehr kurzfristig. Das MArs unterstützt hier und hilft natürlich schon allein mit einem Liege- platz und mit der Möglichkeit, so ein eng- lisches Patrouillenboot mit Krankapazitä- ten, wie wir sie jetzt in Rostock haben, aus dem Wasser zu heben. Das war ein Leich- tes – für uns Routine – um der Besatzung schnell zu helfen. Ansonsten hätten sie mit dem Boot nach Großbritannien zurückver-
Die Korvette LudwigsHafen am rHein in Kiel
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Foto: Susanne Krause-Weers