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Navy News
Railgun-Geschützes noch gesteigert werden. Anvisiert werden die Verbesse- rung der Feuerkadenz, die Stabilität der Projektile nach dem Abschuss sowie die Erprobung neuer Werkstoffe, um die Lebensdauer des Laufs zu steigern. Die Mündungsgeschwindigkeit soll auf min- destens Mach 7 gesteigert werden. Das fertige System wird Projektile im Bereich zwei bis drei Kilogramm einsetzen, um die gewünschte Letalität zu gewährleis- ten. Die angestrebte Reichweite eines Ein- satzsystems wird auf mindestens 100 sm geschätzt. Auch nach Einführung der Waffe bei der Flotte wird die Weiterent- wicklung der Technologie erwartet; mit der Zeit könnte die Reichweite des Schie- nengeschützes auf bis zu 200 sm gestei- gert werden.
Da die japanischen Zerstörer über keine ausreichende Energieversorgung verfü- gen, soll die Schienenwaffe letztendlich auf den zu entwickelnden Zerstörern der 13DDX-Klasse installiert werden. Diese als
Flug- und Raketenabwehrschiffe konzipier- ten Zerstörer sollen mit einem extrem leis- tungsfähigen Energiesystem ausgestattet werden, das den Betrieb von Schienenwaf- fen, aber auch Richtenergiewaffen (Laser, Mikrowellen) und weitreichenden, hoch- auflösenden Sensoren ermöglicht. ATLA- Generaldirektor Vizeadmiral Shinichi Ima- yoshi erklärte im Mai 2024, dass die neue Schiffsklasse Anfang der 2030er-Jahre in Dienst gestellt werden soll.
Internationale Zusammenarbeit
Unter den westlichen Ländern ist Japan in Sachen Schienengeschützentwicklung am weitesten voran; soweit bekannt, zieht weltweit allenfalls Peking mit Tokio gleich. Völlig alleine steht Japan allerdings nicht. Der Austausch technologischer Daten und Testresultate erfolgt sowohl mit den Vereinigten Staaten als auch mit Europa. Hier profitieren ATLA und die japanische Marine einerseits von der Tatsache, dass
die US Navy 15 Jahre lang ein Railgun- Entwicklungsprogramm verfolgte und dabei mehr als 500 Mio. USD investierte. Mehrere Prototypen wurden über Jahre hinweg an Land getestet. Dabei wurden elektrische Pulsentladungen von 32 MJ eingesetzt, um 3,2 kg schwere Geschosse mit einer Mündungsgeschwindigkeit von Mach 7 abzufeuern; allerdings mussten die Rohre aufgrund des Verschleißes bereits nach 30 Schüssen ausgewechselt werden. Letztendlich entschied das Pen- tagon, dass die Überwindung der techni- schen Hürden – vor allem die Entwicklung ausdauernder Werkstoffe für die Schie- nen und des Rohrs sowie die Unterbrin- gung leistungsstarker integrierter Ener- giesysteme und Energiespeicher an Bord von Zerstörern – vorerst nicht realisier- bar sei. Das Railgun-Projekt wurde 2022 unterbrochen, um Ressourcen für die Entwicklung von Hyperschallwaffen frei- zusetzen. Japanische Ingenieure genie- ßen allerdings Zugang zu den umfassen-
Ein von der Firma BAE Systems für die US Navy entwickelter Railgun-Prototyp im Jahr 2017 auf dem Versuchsgelände Naval Surface Warfare Center, Dahlgren Division
28 Leinen los! 6/2025
Foto: US Navy