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Navy News
Monitor PArnAíbA (U 17)
Die graue Eminenz der brasilianischen Marine
Christian König
Die Notwendigkeit, kriegerische Auseinandersetzungen auch auf Binnengewässern oder im unmittelbaren Küstenvorfeld auszutragen, führte während des Amerikanischen Bürgerkriegs zu einer neuen Kriegsschiffklasse.
Mit der USS Monitor lief den Nord- staaten am 30.1.1862 ein Fahrzeug zu, dessen Oberdeck von einem massiven
Panzerturm dominiert wurde. Im Panzer- turm waren zwei Glattrohr-Kanonen von Dahlgren im Kaliber 279 mm lafettiert, die massive, 68 kg wiegende Eisenkugeln ver- schießen konnten. Das von dem schwedi- schen Ingenieur John Ericsson in Brook- lyn entworfene und gebaute Fahrzeug hatte nur einen verschwindend geringen Freibord, was einen Hochsee-Einsatz von vornherein ausschloss.
Die gewünschte Überlegenheit, die man sich von der USS Monitor gegenüber her- kömmlichen Kriegsschiffen versprach, ließ sich beim ersten Gefecht indes nicht ausspielen. Denn die Südstaaten hatten aus der Dampffregatte MerriMAck durch Verzicht von Gewicht und geschickte Panzerung ebenfalls eine aussichtsrei- che, gepanzerte Plattform geschaffen, die mit gleich sechs Dahlgren-Kanonen im Kaliber 228 mm und weiterer, sekun- därer Artillerie ebenfalls ausgesprochen kampfkräftig war. Das erste Zusammen- treffen der beiden Monitore bei der zwei- tägigen Seeschlacht von Hampton Roads am 8.3.1862 war vor allem für die Konföde- rierten zunächst ein „turkey shot“ (Trut- hahnschießen). Die Artillerie der Fregatten USS cuMberlAnd und USS congress war gegen die gepanzerte CSS virginiA völ-
Der Monitor pArnAíbA (U-17) der Marinha do Brasil im Einsatz als Geleitfahrzeug während des Zweiten Weltkriegs
lig wirkungslos. Die Kanonenkugeln des Monitors hingegen ließen den Gegnern keine Chance. In der Mündung des Eli- zabeth River sinken beide Fregatten; die sich durch Flucht der drohenden Versen- kung zu entziehen suchende Schrauben- fregatte USS MinnesotA strandete. Am 9.3.1862 traten erstmals in der Seekriegs- schichte zwei iron clads, zwei Panzer- schiffe, gegeneinander an. Und offenbar- ten gleich die Grenzen der Idee: trotz stun- denlangem Beschuss konnten die Kano- nenkugeln keinen der beiden Monitore wirksam durchschlagen. Als Pulver und
Kugeln verschossen waren, erkannte man auf ein taktisches Unentschieden.
Der Name der USS Monitor indes gab einer neuen Kriegsschiffklasse ihren Namen. Kompakte, oftmals langsame, aber mit überlegener Artillerie und star- ker Panzerung ausgerüstete Fahrzeuge hießen fortan international Monitore. In aller Regel war ihr Einsatz auf Binnen- oder Küstengewässer beschränkt; in Flotten- verbänden konnten sie nicht mithalten. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs erleb- ten sie eine Blütezeit, wurden vor allem auf den großen europäischen Flüssen, in Mit-
30 Leinen los! 6/2025
80 Jahre später: Blick aus einem Helikopter auf den Helipad der pArnAíbA
Monitor pArnAíbA (u-17) der Marinha do Brasil
Fotos: via marinha.mil.br/Flickr