Page 11 - Leinen los! 11/2022
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Deutsche Marine
grandioses Wochenende unter anderem auch mit Besuch des Marine-Ehrenmals in Laboe inkl. Kranzniederlegung. Dort kam ich dann zum Open Ship der GoRch fock und ins Gespräch mit dem Kommandan- ten von Kielmansegg sowie dem Wacht- meister Oberstabsbootsmann Kreidl. Als sie erfuhren, dass ich als aktiver Reservist beordert im Unterstützungsgeschwader bin, legten sie mir nahe, doch zur GoRch fock in die Versorgung zu kommen. Ver- wundert, dass auf der GoRch fock Reser- visten tätig sind, und natürlich stolz und freudig habe ich dann umgehend Kon- takt mit der Marineschule Mürwik aufge- nommen. Nach Rücksprache mit meinem Arbeitgeber, Stadtwerke Düsseldorf AG, wurde ich zwei Monate für die GoRch fock freigestellt.
Reservedienstleistender auf der Gorch Fock
Zum 01.08.2022 trat ich dann meinen Dienst als Reservedienstleistender (RDL auf dem Segelschulschiff an. Am ersten Tag wurde ich komplett in BGA einge- kleidet, herzlich empfangen und meine Arbeitskraft wohlwollend erwartet. Die Auslaufvorbereitungen waren im vollen Gange und vom ersten Tag an habe ich
gehörigen. Ein wenig Anspannung war in der Offiziersriege zu bemerken, standen doch die LS2 an sowie auch für den Ersten Offizier die LS3. Natürlich beschäftigte uns auch die Frage, ob wir erstmals wie- der unter Vollzeug die „Weiße Lady“ auf See schicken können und der Lehrgang erfolgreich abgeschlossen wird.
In Fahrt
Die letzten Vorbereitungen in Kiel lie- fen problemlos, und so hieß es dann am 08.08. „GoRch fock ahoi“ und pünkt- lich um 10.00 Uhr „Leinen los“. Als Ver- sorger/Stammbesatzung war ich unter anderem für die Stelling eingesetzt. Beim Auslaufen begleitete uns noch die noRd- Rhein-westfalen, wobei einige tolle Auf- nahmen entstanden. Dann war es auch soweit, die GoRch fock konnte im vollen Glanze erstrahlen: Vollzeug! Zur Hanse Sail in Warnemünde standen zahlreiche Schaulustige an der Pier. Wir konnten uns als Besatzung bei den Empfängen sehr gut präsentieren und genossen den Hafenaufenthalt, bis es dann weiter nach Stettin ging. Auf der Überfahrt wurden etliche Rollen gefahren (Feuer im Schiff, Person über Bord, Bergerolle Rettungs- inseln besetzen) sowie für Segelcrew und Lehrgang etliche Segelmanöver, die täg- lich immer besser funktionierten. In der Versorgung bereiteten wir uns emsig auf die bevorstehende § 78-Prüfung vor. Die Smuts haben wahrlich gezaubert und nach anstrengenden Seetagen gab es auch Oberdeckskino.
In Helsinki angekommen wurden wir von den Finnen herzlich empfangen. Ob der angespannten politischen Situation und im Hinblick, dass Finnland den Nato-Bei- tritt anstrebt, war es für uns auch sehr inte- ressant. Natürlich besuchten wir eine fin- nische Sauna und waren vom Glanz der Innenstadt angetan. Freundschaften schlossen sich mit finnischen Soldaten, die wir zum Empfang an Bord begrüßen durf- ten. Auf dem Heimweg schlug das Wet- ter um, und die Temperaturen fielen auf 12 bis 14 Grad, aber wir konnten von Hel- sinki nach Kiel segeln. Man spürte, dass die Crew eingespielt war, ja sogar Back- bord gegen Steuerbord wurden Halsen/ Wenden gefahren und der Spaß und die Freude war der Besatzung anzusehen. Auch der I O konnte seine Leistung erbrin- gen, sich mit dem LS3 „freifahren“, Kapi- tänleutnant Hildebrand seinen LS2 erfolg- reich absolvieren.
Fazit
Für mich war es in der Versorgung wirk- lich wie vor 20 Jahren, ich habe mich von Anfang an voll integriert gefühlt, als wäre die Zeit nie vergangen. Sicherlich fehlt einem als Reservist dann doch fachspe- zifisch das Know-how, jedoch mit Tat- kraft, Motivation und Eigeninitiative konnte vieles wettgemacht werden. So konnte ich den Schiffsversorgungsoffi- zier (SVO) und den Schiffsversorgungs- meister (SVM) sehr gut unterstützen. Ja als Reservist ist vieles möglich und mach- bar, und sogar der Traum, abermals an Bord sein zu dürfen hat sich in meinem Falle erfüllt. Mit Lust und Elan bei den RK-Abenden und unabdingbar mit guten Kontakten ist für alle Reservisten ein brei- tes Spektrum der Bundeswehr respektive der Marine gegeben.
Zum „Besan Schot an“, rief der Komman- dant noch zum Abschluss der Tour und lobte den Erfolg dieser AAR.
Besonders stolz waren Kommandant und Crew auf die durchweg positive Reso- nanz in den drei besuchten Häfen. Die Hanse Sail in Rostock, das Tall Ship Tref- fen in Stettin und der Besuch in Finnlands Hauptstadt Helsinki, einem zukünftigen Nato-Partnerland. „Beeindruckt hat mich das große Interesse der Öffentlichkeit. In den drei Häfen waren im Rahmen von Open Ship insgesamt ca. 15 000 Besucher an Bord, die die GoRch fock sehen woll- ten“, so Kielmannsegg. Rund 100 Offizier- anwärterinnen und Offizieranwärter der Marine der Crew 2021 wurden im Rahmen ihrer seemännischen Basisausbildung auf dem Segelschulschiff ausgebildet und haben vor allem praktische Erfahrungen an Bord des Großseglers sammeln kön- nen, bevor es für sie an die Universitäten der Bundeswehr in Hamburg und Mün- chen in den akademischen Teil ihrer Aus- bildung geht.
Nach der Tour bin ich dann zum Unter- stützungsgeschwader in meine beorderte Stelle gewechselt und unterstütze hier mit eben solcher Freude und Elan Kapitänleut- nant Florian und den S4-Bereich für die § 78-Prüfung, die nun ansteht. Als Ruhrpott- Jung aus der RK Essen und RAG Marine bin ich dankbar, dass dies alles möglich war. Mit Entschlossenheit und Willen kann man als Reservist vieles erreichen, und auf der GoRch fock wurde mir als Reservist eine große Wertschätzung entgegen gebracht. Reserve bei der Marine ist eben auch hier ein wichtiger Baustein. 7
Kranzniederlegung im MEM in Laboe
mich direkt als vollwertiges Mitglied der Besatzung gefühlt. Die Motivation und Vorfreude der kompletten Besatzung war zu spüren, sollte es doch endlich wieder auf See gehen. Mit Warnemünde zur Hanse Sail sowie Stettin zur Baltic Sail standen zwei tolle Häfen auf dem Plan. Als Highlight folgte dann Helsinki in Finnland, wo die Bark seit 36 Jahren nicht mehr fest- gemacht hatte.
Die Umbauten an Bord waren für mich nicht auffällig, der Charakter nach dem Werftaufenthalt ist geblieben. Im Unterof- fizierdeck wurde ich klasse aufgenommen und integriert, ebenso in der Versorgung sowie durch alle anderen Besatzungsan-
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