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Mensch.Schifffahrt.Meer.
des Leuchtfeuers fuhr der Tanker falsch, rammte mehrere Felsen und schlug leck. Kapitän N. Tengberg und die 19 Seeleute an Bord kraxelten schleunigst in die Ret- tungsboote. Ihr Tankmotorschiff sank etwa 10 km vor der Küste bei Oxelösund in 70 m Wassertiefe, wo es auf der Backbord- seite zu liegen kam.
Ein anderes Sorgenkind ist die Bremsund, die am 11.12.1966 unter widrigen Bedin- gungen durch Havarie verloren ging. Der 361 BRT-Küstenfrachter war 43,60 m lang und rund 7,00 m breit (Tiefgang 3,40 m). Schon 1888 bei den Kieler Howaldtswer- ken gebaut, fuhr das Schiff unter ande- rem für den deutschen Reeder H. Diede- richsen als thea, später als SS viKFred für F. Olsson aus Karlstad. In den 1950er-Jah- ren tauschte man die Dampfmaschine des Frachters (Rufzeichen SGRW) gegen einen 480-PS-Selbstzünder von Alpha Diesels
sundes dicht unter Land zwischen Väster- vik und Oskarshamn auf ein Hindernis auf und begann rasch zu sinken. Die Besat- zung konnte sich retten, die Bremsund ver- schwand leise vor den Schären des östli- chen Schwedens. Heute liegt das Schiff in 27 bis 30 m Wassertiefe noch immer erstaunlich gut erhalten auf dem Mee- resgrund und gilt aufgrund der an Bord befindlichen Schmier- und Betriebsstoffe als akut umweltgefährdend.
Zehn Jahre nach der Bremsund ereilte das Schicksal ein weitaus jüngeres, viel moder- neres Schiff: die immen (IMO 7406758). Der 2999 GRT verdrängende Kombifrachter mit seinen beiden charakteristischen Abgaspfosten am Heck, den beiden Krä- nen und der vorne angeordneten Brücke entstand 1976 bei der Scheepswerf Wel- gelegen Amels & Zoon im niederländi- schen Makkum als Baunummer 351. Der
dessen Verlauf sie vom Kurs abkam. Mit entsetzlichen Folgen: ein Unterwasserhin- dernis schlitzte ihren Rumpf auf. Nördlich der schwedischen Insel Gotska Sandön sank der Frachter in 109 bis 115 m Wasser- tiefe. Zum Glück überlebte die Besatzung den Untergang ihres schönen Schiffes. Das Problem: Auch bei der immen waren die Bunker voll, und die Untergangspo- sition liegt nicht weit vom Nationalpark Gotska Sandön entfernt.
Alle drei Fahrzeuge wurden von Ocean Discovery dokumentiert. Die Firma gilt global als eines der führenden Unter- nehmen für 3-D-Scanning und Unter- wasser-Fotogrammetrie. Die umfangrei- chen Vorarbeiten begünstigen die Sanie- rung umweltgefährdender Wracks. Ein besonders großes Risiko konnte bereits teilweise entschärft werden. Im Auf- trag der Swedish Agency for Marine and Water Management (SwAM) gelang es der dänischen Firma JD-Contractor AS (www.jdcon.dk) und dem Arbeitsschiff vina, 299 000 l Kerosin und Diesel aus der lindesnäes abzupumpen. Dazu wurde der Rumpf des Tankers in einer kontrollierten Umgebung angebohrt und anschließend die hochgiftigen Flüssigkeiten zunächst zur vina und dann zu einem bereitste- henden Produktentanker weiterbeför- dert. Dafür charterte die Business Unit Skuld Copenhagen den 4812-GRT-Tan- ker henda der Reederei Henda Tankers bzw. Nakkas Denizcilik ve Ticaret AS, Istan- bul. Nach dem Abschluss des Einsatzes wurde das Kraftstoffgemisch zum Recyc- ling an Land gebracht; nicht mehr rück- gewinnbare Reste wurden der einschlägi- gen Abfallentsorgung zugeführt. Bei die- sem Einsatz entdeckte man auch ein 46 m langes Geisternetz, in dem bereits meh- rere Seehunde verendet waren. Es wurde ebenfalls der Verwertung zugeführt. Insgesamt betrachtet, offeriert das 3-D-Scannen neue Möglichkeiten in der Katastrophenuntersuchung und Meeres- archäologie, die noch vor wenigen Jahren bestenfalls als Wunschdenken bezeich- net worden wären. Die neue Technolo- gie liefert kosteneffizient und zeitig ein Gesamtbild der gesamten Wrackstelle und begünstigt detaillierte Untersu- chungen von Schäden und technischen Details. 7
Quellen: Historische Fotos via Digitalt- museum.no, 3D-Bilder ©Ocean Disco- very. Stort tack till Ingemar Lundgren från Ocean Discovery för hans stöd!
Der 1888 gebaute Küstenfrachter Bremsund ging 1966 in den schwedischen Schären verloren
Jede Niete ist erkennbar: Ortofoto der Bremsund in 27 m Wassertiefe
AS aus Frederikshavn. Das sparte Hei- zer, ließ die Besatzung auf sechs Perso- nen zusammenschmelzen. Mit 10 kn fuhr das Schiff in der Trampfahrt, wurde 1965 von Erik Bertill Andersson aus Skärhamn erworben und als Bremsund in Fahrt gehal- ten. Im Dezember 1966 fuhr das Schiff bei Minustemperaturen, tiefhängenden Wol- ken und vereinzelten Schneeregenschau- ern am nördlichen Eingang des Kalmar-
87,80 m lange und 12,80 m breite Neubau hatte maximal 7,60 m Tiefgang, wurde von einem 3800 PS leistenden 12-Zylinder- Normo-Dieselmotor angetrieben. Lange konnte man sich bei der Reederei Ahlmark O. F. & Co. im schwedischen Karlstad nicht an dem neuen Fahrzeug (Rufzeichen SFJA) erfreuen. Auf dem Weg von Örnskölds- vik nach Lübeck geriet die immen am 03.04.1977 in einen schweren Sturm, in
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