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Historisches Kalenderblatt 6/2023
In den Jahren 1988/1989 stellten mit den Namen ihrer Vorgänger die drei Flottendienstboote der oste-Klasse
in Dienst. Das Typschiff oste, am 21. November 1986 auf Kiel gelegt und am 15. Mai 1987 vom Stapel gelaufen, setzte vor 35 Jahren am 30. Juni 1988 Flagge und Wimpel. Die Schwesterschiffe oKer und alster folgten am 24. November 1988 und 5. Oktober 1989.
A 52 Oste schräg von vorn
Das Flottendienstboot-Trio Oste, aLster und Oker (v.l.) im Heimathafen Eckernförde
Die neuen von Anfang an als Flotten- dienstboote konzipierten und als Klasse 423bezeichnetenEinheitenwurdennach Handelsschiffstandard gebaut. In ihrer Ausrüstung machten sie einen Sprung nach vorn und wurden mit dem neues- tenStandderErfassungstechnikausge- rüstet. Die Höchstgeschwindigkeit von 20knerlaubtzudemeinbesseresPositi- onieren in der Aufklärungsrolle. Zunächst noch ausschließlich im alten Szenario in der Ostsee eingesetzt, kamen
ab Mitte der 1990er-Jahre weitere Aufgaben auf die Boote zu. Auch im internati- onalen Krisenmanagement nehmen Aufklärung und Früherkennung eine bedeu- tende Rolle ein. Unter den geänderten Bedingungen der asymmetrischen Bedro- hungslage sind sie daher als hocheffiziente Frühwarn-, Fernmelde- und Aufklä- rungseinheiten weiterhin gefragt. Die Flottendienst- boote können sowohl auf sich allein gestellt als auch im Wirk- und Kommunikati- onsverbund mit anderen Ein- heiten operieren. Mit ihren hochmodernen, elektro- magnetischen, hydroakusti- schen und elektro-optischen Ortungsgeräten, überwa- chen sie alle gängigen Fre- quenzbänder und Übertra- gungsarten. Im Einzelnen lassen sich unter anderem folgende Aufklärungsver- fahren durchführen:
y Radaraufklärung
(RADINT, radar intelligence)
yFernmeldeaufklärung
(COMINT, communication intelligence)
y Optronische Aufklärung (OPTRINT, optronic intelligence)
yAkustischeAufklärung (ACINT, acoustic intelligence)
yOptischeAufklärung (VISINT, visual intelligence)
Die Flottendienstboote wurden bereits mehr- fach mit großem Erfolg für Aufgaben der Informationsgewinnung in Krisengebieten eingesetzt. Mit ihrem Fahrbereich von über 5200 sm sind sie sowohl für Aufklärungsein- sätze in geografisch weit entfernten Seege- bieten geeignet als auch für lang andauernde Operationen verwendbar.
Nach Auflösung des Flottendienstge- schwaders erfolgte im Januar 1993 ein Wechsel zum Marinefernmeldestab 70. Mittlerweile unterstehen sie dem Kom- mando Strategische Aufklärung der Bun- deswehr, werden von der Marine betrie- ben und sind administrativ dem 1. Uboot- geschwader angegliedert. Nach Auflö- sung des Marinestützpunktes Flensburg und nach vorübergehender Zwischensta- tion in Kiel liegen oste, oKer und alster heute in Eckernförde.
Mittlerweile sind die Boote der oste- Klasse in die Jahre gekommen und bedür- fen der Ablösung. Die Bremer Lürssen Werft (NVL) erhielt daher am 23. Juni 2021 einen Vertrag über den Entwurf und den Bau von drei neuen als Klasse 424 bezeich- neten Flottendienstbooten zur seege- stützten signalerfassenden Aufklärung inklusive einer Ausbildungs- und Referenz- anlage. Im Jahr 2027 soll die erste neue Ein- heit in Dienst gestellt werden. 7
Flottendienstboote der Oste-Klasse
Bootsnamen
oste, oKer, alster
Bordnummer
A52,A53,A50
Typbezeichnung
Klasse 423
Bauwerft
Flensburger Schiffbau- gesellschaft, Flensburg
Verdrängung
2375 t
Länge × Breite × Tiefgang
83,35 × 14,60 × 6,20 m
Besatzungsstärke
42 (Stammpersonal),
30 (Erfassungspersonal)
Antrieb
2 × Dieselmotor/
2 × Elektro-Fahrmotor
Antriebsleistung
2×4427PS/2×600kW
Wellen/Ruder
2/2
Geschwindigkeit
20 kn
Fahrstrecke
5000 sm bei 18 kn
Elektronik
Radar, Navigations- und Fernmeldeanlagen, umfangreiche elektronische Erfassungsanlagen
40 Leinen los! 6/2023
Fotos: hkr (2)


































































































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