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Nicht mehr geheim DDR-Regierungsbunker FILIGRAN
Ingo Pfeiffer
Die ehemalige geschützte „Hauptführungsstelle der Partei (SED)- und Staatsführung (DDR)“ mit der Objekt- Nr. 5001 und Tarnnamen FILIGRAN bzw. PERLE gehörte zum „Führungskomplex 5000“ bei Berlin. Der Autor war 1993/94 als Prokurist des Unternehmens an den Arbeiten zur Stilllegung des unterirdischen Bauwerkes involviert. 18 Jahre zuvor lagen Planung und Bau in Zuständigkeit eines Marineoffiziers. Die Technik des gigan- tischen Bauwerkes versetzte mich in Erstaunen. Mittlerweile wächst märkisches Gras über das mit Erde auf- geschüttete Bauwerk nahe des Ortes Prenden, 25 km nordöstlich von Berlin.
Im Januar 1990 wurden die vom Minis- terium für Staatssicherheit (MfS) betrie- benen und gesicherten 5 Anlagen des
„Führungskomplex 5000“ dem Ministe- rium für Nationale Verteidigung (MfNV) unterstellt.
Entscheidung zur Schließung
Zu den im Kreis Bernau liegenden Schutz- bauten gehörten die Hauptführungsstelle FILIGRAN in Prenden (5001), Sendestelle in Marienwerder (5002), Führungsstelle des MfS in Biesenthal (5005), mobile Sen- destelle mit 40 m ausfahrbarem Mast in Altenhof (5021) und der Anlaufpunkt in Wandlitz-Waldfrieden mit Landeplatz für Hubschrauber (5020).
Im Februar 1990 konfiszierte ein Kom- mando der Westgruppe der russischen
Truppen (WGT ab 1989) in einer Blitz- aktion die geheime Chiffrier- und SAS- Technik aus 5001. Herbei handelte es sich um geheime Nachrichtengeräte (russ. SAS) und sowjetische WTsch-Technik mit geheimer Kanalfernsprech-Chiffrierung zwischen Berlin und Moskau sowie nach Wünsdorf, dem Oberbefehlshaber der sowjetischen Streitkräfte in der DDR. Die Aktion des „Waffenbruders“ überraschte das Bunker-Personal.
Lediglich in FILIGRAN verblieb der Bereich Nachrichten mit Personal und Technik in Zuständigkeit des Ministeriums des Innern (MdI). Bis Oktober 1990 wurde der deutsch-deutsche Fernschreib- und Funkverkehr über die Nachrichtenzen- trale 5001 abgewickelt. 50 Fernmeldek- räfte bearbeiteten täglich 800 Fernschrei- ben. Unter dem letzten Bunker-Komman-
Dr. Ingo Pfeiffer im Jahr 1993 als Proku- rist des Unternehmens
danten, Oberstleutnant Siegfried Rose, verblieben ca. 30 Mann zur Wartung und Instandsetzung. Rose führte Vertreter des Bundeskanzleramtes und MdI durch den Bunker, mit dem Resultat: „Nicht nutz- bar, da zu klein!“. Am 21. November 1990 besuchte Bundesminister der Verteidi- gung, Dr. Gerhard Stoltenberg, das Bau- werk. Danach fiel die Entscheidung: „Die Bundesregierung hat für das Areal mit seinen logistischen Einrichtungen keine Verwendung“. Unternehmen interessier- ten sich für den Bunker. Die Betriebs- und Unterhaltskosten von 12 Mio. DM im Jahr schreckten ab. Rose entwickelte 1991 als Zivilist ein Projekt zur Umwandlung der Kommandozentrale in ein „Museum des Kalten Krieges“. Die Stadt Berlin als Lie- genschafts-Eigentümer lehnte sein Projekt ab. Schließlich vergab die Wehrbereichs- verwaltung VII in Strausberg 1992 den Auf- trag zur Stilllegung von 5001. Lediglich das Wasserwerk versorgt bis heute die umlie- genden Ortschaften mit Trinkwasser.
Geschichte
FILIGRAN mit Dreifachumzäunung und 15-kV-Hochspannungs-Anlage
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Fotos: Ingo Pfeiffer

