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Geschichte
Die Anfänge
Am 21. November 1968 bestätigte der Nationale Verteidigungsrat (NVR) den Bau geschützter Führungsstellen der Par- tei-, Staats- und NVA-Führung. Vorgese- hen waren 61 Schutzbauwerke, darunter 34 für die NVA. Die Hauptführungsstelle 5001 hatte Priorität. Im November 1973 lag das konstruktive und funktionelle Konzept des Bauwerkes vor. Zuvor schloss die DDR mit der Sowjetunion ein Abkommen über technische Leistungen beim Bau geschütz-
Einer von 4 Tiefwasserbrunnen reichte vom Basisfundament 70 m in die Erde. Unter dem Spezialbaukombinat Schwedt (Gene- ralauftragnehmer) waren ca. 30 Firmen am Bau der Bunkeranlage beteiligt. Verbaut wurden ca. 60 000 m3 Beton, 6000 t Bau- stahl für Bewehrungen, 4000 t Stahl für Tragwerke/Großcontainer. Der umbaute Raum des Bunkers betrug 96 000m3. Die Betonierung der 3300 m2 umfassenden und 2,80 m dicken Bodenplatte war im Oktober 1978 fertig. Es folgten die Seiten- wände (1,65 m) aus Stahlbeton. Das Kern-
schengeschoss mit Kiesfüllung und dar- über eine 3,85 m hohe Zerschellschicht aus Stahlbeton. Diese sollte Bombertref- fer „abfangen“ und Trümmer in der Kies- schicht aufnehmen.
Bauwerk
Der Bunker mit 3 Etagen war für 350 Per- sonen konzipiert. Vom Kellergeschoss des Stabsgebäudes führte ein 180 m lan- ger betonierter Verbindungstunnel mit 30 Grad Absenkung zum 1. Bunkerge- schoss. Das Stabsgebäude mit 3 Eta- gen hatte eine mittlere Sonderetage für den NVR-Krisenstab und eine Honecker- Suite (Wohnraum, Bad, Küche) mit Bespre- chungsraum. Der Autor hatte 1993 Gele- genheit, für einige Wochen in der Suite zu übernachten. Mich überkam ein Hauch von Nostalgie: Holztäfelung an Wänden und Decke, exzellente Fenstervorhänge, Ein- bauschränke, Sitzecke mit Polstersessel und geräuschgedämpfte Türen.
Im 1. Bunkergeschoss befanden sich 44 Räume für den Vorsitzenden des NVR, der operativen Gruppen des NVR, ZK der SED, Ministerrates, MfNV, MdI, MfS, der Chefs für Planung, Produktion, Finanzen/ Banken, Versorgung und Bildung/Recht. Das Geschoss hatte einen Medizin- und Verpflegungsbereich, Sanitär-Räume sowie 37 diverse Räume inkl. lufttechni- sche Anlagen.
Das 2. Geschoss mit dem Führungs-, Lage- und Informationszentrum war mit Datenübertragungs- und Verarbeitungs- systemen, rechnergestützten Terminals, Bildschirmsystem mit interner Fernseh- kommunikation sowie einer Funk-, Fern- schreib- und Fernsprechzentrale ausge- stattet. Die Raumliste für das 2. Geschoss enthielt 20 Zimmer für den operativen Bereich, 8 Räume für Nachrichten, 5 Sani- tär-Räume, 22 Räume mit lufttechnischen
Schnittdarstellung Bauwerk 5001
ter Führungsbauten. Das dem MfNV unter- stellte Projektierungsbüro Süd in Dresden fertigte die Projektunterlagen. Bauplanung und Fertigung von 5001 lagen in Zustän- digkeit der Verwaltung Spezialbauwesen im MfNV, in Person von Hauptingenieur KKpt-Ing. Wolfgang Schubert (Jg. 1936, Crew 1955). Von 1956 bis 1961 studierte er an der Ingenieur-technischen Militär- hochschule in Leningrad. Bis 1964 war er im Kommando der Volksmarine Oberof- fizier für Hafen-und Stützpunktbau. Dann wechselte Schubert als Oberoffizier für Schutzbauwerke zum MfNV. 1966 leitete er die Abteilung Spezialbauwesen, 1969 wurde er Hauptingenieur und Stellvertre- ter der Verwaltung Spezialbauwesen im MfNV, 1979 dann deren Chef.
Bauphase ab 1976
1976 begann die Baustellenerschließung und der Aushub von ca. 800 000 m3 Erde. Das monolithische Bauwerk aus Stahlbe- ton entstand in offener Baugrube. Die Bau- werksgründung lag bei 46,51 m über NN.
Bauwerk 5001 mit Anordnung der drei Ebenen mit Räumen
bauwerk war 66,30 m lang, 48,90 m breit und 24,50 m hoch bzw. tief. Die vorgefer- tigte Containerkonstruktion wurde 1981 über die offene Decke ins Bauwerk einge- lassen. Dann begann die Installation von ca. 36 000 t Anlagen. Das Bauwerk umgab oberhalb ein bis zu 15,60 m überragender Betonkragen. Er sollte die Detonationswir- kung von betonbrechenden Bomben und Raketen auf das Bauwerk abmildern. Der Bunkerkoloss (140 000 t) mit druckresis- tenter Beton-Umfassung (1,65 m) war mit Stahlplatten (8 mm) umkleidet. Über der Bunkerdecke lagen ein 1,80 m hohes Zwi-
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