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Geschichte
Verdichter zur Drucklufterzeugung
plex mit Wohnblocks, Küche/Speise- saal, Wasserwerk, Hubschrauber-Lan- deplatz usw. kostete 147,8 Mio. Mark.
Außenanlagen
Den eigentlichen Bunker umgab eine Drei- fachumzäunung. Den elektrischen Mittel- zaun aus Vanadium-Drähten (3 mm) speiste eine 15-kV-Hochspannung in Kombina- tion mit einer Induktionsmeldeanlage. Zum Gelände 5001 gehörten: ein Mann- schaftsbunker Typ MB-3 für 30 Mann mit Verbindung zu bewaffneten Organen, 15 kleinere Fertigteilbunker Typ FB 3 und FB 75 für 110 Personen zur Sicherung und Ver- teidigung, 5 Postentürme, 10 Postenhäu- ser sowie 20 betonierte MG-Nester. Es gab 3 Neubaublöcke für Unterkünfte von 600 Personen, 1 Wirtschaftsgebäude für 900Essensteilnehmer,1Dienstleistungs- und Duschgebäude, 2 Wohnbaracken für Wartung- und Instandsetzungspersonal. Ferner existierten ein Beobachtungspunkt mit Kernstrahlungs-, chemischem und bio- logischem Dienst, Wachgebäude, Lager- komplex, Antennenfeld, Heizhaus, Was- serwerk, Sporthalle mit Sportgarten, Klär- anlage, Tankstelle mit Fasslager sowie 3 Munitionslager. Neben dem Stabsge- bäude befand sich der Kfz-Garagen-Bun- ker für 10 gepanzerte Fahrzeuge der Marke „SPW de Luxe“ mit Sitzpolsterung, Fede- rung, Luftfilter.
Betriebssysteme
Zu den technischen Systemen des Bunker- betriebes gehörten u.a.: Trink-, Brauch-, Schmutz-, Kühl- und Löschwasser, Frisch- luftanlagen, Verdichter, Klimablöcke, Transformatoren, Dieselgeneratoran- lage, Abgasableitung über Schornstein eines Pseudo-Heizhauses, Anlage zur unterbrechungsfreien Stromversorgung aller Systeme mit Akku-Raum, Feuerlösch- anlage auf Halon- und Mittelschaumba-
Urkunde „beste Schleusen“
sis, 315 Ionisations-Brandmelder sowie Betriebszentrale zur Kontrolle aller Ein- und Ausgänge, Schleusen, Betriebsräume mit Türsteuerung. Die Bevorratung an Betriebsmitteln gewährleistete den aut- arken Betrieb für 2 Wochen. Aggregate zur Lebenssicherung waren doppelt vor- handen.
Entsorgung
Der Leistungsumfang umfasste die Demontage und Entsorgung von nicht umweltverträglichen Materialien und abschließende Stilllegung der Bunkeran- lage. Monteure entfernten unter Spezial- anzügen mit Atemschutz im Unterdruck- regime tonnenweise Asbest und Gips- karton sowie Ionisations-Brandwarnmel- der mit dem radioaktiven Krypton-85. Demontiert wurde Elektronikschrott, Schaltschränke, Messgeräte, Blei-Akkus, Kondensatoren mit PCB-haltigem Dielek- trikum, Hunderte Leuchtstoffröhren mit metallischem Quecksilber und Luftrege- nerierpatronen.
Den Entsorgungsweg nahmen Aktiv- kohle aus Hunderten Luftfiltern, chrom- haltiges Material aus der Lüftungs- und Klimatechnik, Textilstoffe, Fußboden-
Ordner „Kriegstagebuch“
beläge (Teppiche, Linoleum), Medika- mente und Chemikalien. Auf der Entsor- gungsliste standen Materialien, die flüs- sige oder gasförmige Stoffe enthielten (Formaldehyd in Holz- und Pressspan- platten), Betriebs- und Hilfsstoffe von 5 Dieselmotoren und 2 Transformatoren, Kältemittel und Verdichter-Öl, Feuer- löschmittel (FCKW-haltig), Akku-Säure, Lösungsmittel und Glysantin. Die Die- selmotoren mit Generator, Akkus und Erdantennen fanden den Weg der Wie- derverwendung. Uhren im Holzdesign, Möbelstücke, Teppiche, TV, Geschirr, Lampen gingen an Interessenten. Die blau-weißen „Ernstfall-Pyjamas“ in Ori- ginalverpackung erhielten soziale Ein- richtungen. An die Oberfläche führende Schächte und Kanäle wurden mit Mager- beton verfüllt, Leitungen gekappt und dieZugangstürenverschweißt.
Resümee
Nur wenige Personen hatten die Möglich- keit, den „Honi-Bunker“ vor seiner Schlie- ßung zu besichtigen. Was der Autor 1993 im Bunker vorfand, hätte gut zur Aufarbei- tung von DDR-Geschichte beitragen kön- nen. Das belegt ein Ordner mit der Auf- schrift „Kriegstagebuch“. 2003 wurde der Bunker zum technischen Denkmal erklärt, ohne ihn zu sichern. 2008 bot sich für Bürger die Möglichkeit, die Hauptfüh- rungsstelle zu besichtigen. Dem Betrach- ter boten sich Spuren von Kabeldiebstahl, Teile-Demontage und Verwüstungen. Metalldiebe hatten sich Zugang ins Bun- kerinnere verschafft. „Militaria-Fans“ such- ten nach Sammlerstücken. Selbst E-Steck- dosen blieben nicht verschont. Das Vor- haben, den Bunker als Besichtigungs-und Bildungsstätte für „hohe Bau- und Inge- nieurskunst" einzurichten, scheiterte 2015. Überlegenswert scheint, ehemalige Bun- kerobjekte der DDR als Schutzbauten ein- zubeziehen. 7
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