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Deutsche Marine
Immer wieder kommt es zu zu Luft- raumverletzungen seitens der russi- schen Luftwaffe im Ostseeraum. Ganz neu: Das für die sichere Schiffsführung und Navigation so wichtige GPS-System wird durch russische Spezialisten emp- findlich gestört. Schiffe, die sich dar- auf verlassen, werden „blind“. Kurzum: Moskau betreibt das gegenüber der NATO und EU, was unter dem Fachbe- griff „hybride Kriegsführung“ zusam- mengefasst wird.
Das alles – und noch viel mehr – bildet gewissermaßen das übergroße, sich stündlich und auch mal täglich anpassende Lagebild beim ersten Besuch des Bundes- kanzlers bei der Deutschen Marine. Merz, der seinen Wehrdienst vor knapp 50 Jahren beim Heer geleistet hatte, wollte sich mit diesem Besuch aus erster Hand über die Leistungsstärke der Flotte und ihrer rund 15 300 Soldaten und Soldatin- nen einen persönlichen Eindruck verschaf- fen und dabei zugleich auch sehen, was in den zurückliegenden 15 Jahren alles am Bundeswehr-Standort Rostock neu geschaffen wurde.
Hohe Wertschätzung für die Marine
Die Warnow-Hansestadt bekennt sich klar zur Bundeswehr im Allgemeinen und der Marine im Besonderen. 1800 Soldaten und weitere 300 Zivilbeschäf- tigte sind inzwischen für die Streitkräfte tätig. Viele Millionen Euro flossen in den Bau neuer militärischer Infrastruk- tur. Dazu gehört auch und gerade das Marinekommando, dessen Liegenschaft Hanse-Kaserne kräftig modernisiert und ausgebaut wurde. Erst wenige Monate alt ist das auf dem weitläufigen Areal geschaffene „Commander Task Force Baltic“ (CTF Baltic), mit dem allein 180 Dienstposten direkt verbunden sind. Die Einrichtung versteht sich als nach offiziel- ler Darstellung als „Koordinierungs- und Führungselement zwischen den Schiffen auf taktischer Ebene und der operativen NATO-Führung in Großbritannien“. Seit Oktober 2024 ist das CTF Baltic tätig und hat in der Zeit wiederholt seine große Bedeutung für die Deutsche Marine, aber auch für das westliche Verteidigungsbünd- nis unter Beweis gestellt.
Und auch das gehört inzwischen zur Kerninfrastruktur der Deutschen Marine in Rostock: das Marinearsenal Warnow- werft, gelegen auf dem westlichen Ufer
Briefing aus erster Hand. Drohnentechnik wird erklärt
Von der Brücke
des Flusses. Im Sommer 2022 konnte der Bund das imposante Werftareal, zu dem ein großes Trockendock gehört, aus der Insolvenzmasse der in dem Jahr zusam- mengebrochenen MV Werften-Gruppe kaufen. Die Deutsche Marine kann dank der Anlage optimal technische Wartung der Schiffe und Boote betreiben, zugleich diese Einrichtung aber auch für NATO- Partner zur Verfügung stellen.
Merz´ Flottenbesuch war in einen straf- fen Zeitplan eingebettet. Noch am glei- chen Tag ging es nach Toulon in Frank- reich, wo der Kanzler sich zu wichtigen politischen Gesprächen mit dem fran- zösischen Staatspräsidenten Emanuel Macron verabredet hatte.
Programm an Bord
Bereits zu frühmorgendlicher Stunde hatte sich Merz in Begleitung des Ins-
pekteurs der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, im Rostocker Marine- kommando in das ganz große Lagebild einführen lassen. Gute zwei Stunden währte das Programm, das den Stempel- aufdruck „geheim“ führte. Angereichert mit vielen Fakten ging es von der Hanse- Kaserne dann per Hubschrauber direkt in das Seegebiet vor Rostock, wo die Deut- sche Marine ein Großaufgebot an Schif- fen und Booten zusammengezogen hatte. Für den Lift von Land auf See hatte die Marine ihren neuen „Seelöwen“, den Sea Lion NH-90 NTH vom MFG 5 aus Nord- holz, aufgeboten.
Bevor der Hubschrauber auf der BAyern punktgenau einschwebte, konnten die Journalisten sehen, was seitens eines
Kanzler Merz im Gespräch mit Fregattenkapitän Kübsch
Kriegsschiffes alles an Vorbereitungen getroffen werden muss, damit ein Hub- schrauber sicher landen und wieder star- ten kann. An Bord erwartet wurde der Kanzler-Heli durch den Kommandan- ten, Fregattenkapitän Michael Klöfkorn- Dorscht sowie den Kommandeur des
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