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Navy News
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serschiffsgruppe (SNMG 1, die frühere Standing Naval Force Atlantic, Stanav- forlant) und eine Minenabwehrgruppe (SNMCMG 1, die frühere Standing Naval Force Channel, Stanavforchan, bzw. Mine Countermeasures Force North Western Europe, MCMFORNORTH), die sich um kleinere Überwasserkampfschiffe und Beiboote gruppiert.
Die schwedische Marine könnte, sobald sie die operativen Fähigkeiten und die formale Legitimation zur Integration erlangt hat, eines oder mehrere ihrer Kriegsschiffe in die Verbände entsen- den. Gleichzeitig bieten Übungen wie Baltops oder Northern Coasts reichlich Gelegenheit, mit anderen NATO-Mari- neeinheiten gemeinsame und kom- binierte Übungen durchzuführen. Die NATO wird wahrscheinlich auch von der schwedischen Marine eine regelmäßige, aber flexible Einbindung in NATO-Ver- bände verlangen. Dies sollte angesichts der Tatsache, dass Schweden in der Ost- see an vorderster Front steht, nicht über- raschen, und Schweden ist gut beraten, jede Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit anderen NATO-Marinen zu nutzen. Zumindest in der Ostsee und entlang ihrer Nordflanke ist in der NATO in mari- time Aktivitäten und in Kommandostruk- turen erhebliche Bewegung gekom- men. Deutschland drängt derweil mit Nachdruck auf Formate, die neue Kom- mando-, Kontroll- und Koordinierungs- funktionen im Ostseeraum bieten sol- len, was in anderen Mitgliedstaaten eine gewisse Missgunst hervorruft und die reale Gefahr birgt, dass die Wirksamkeit der NATO in der Region durch zu viele Stäbe und zu wenige Seetage nachhal- tig beeinträchtigt wird. Die schwedischen
Streitkräfte, die schon jetzt Schwierigkei- ten haben dürften, perspektivisch auch nur die wichtigsten NATO-Dienstposten in ganz Europa und in Nordamerika zu besetzen, werden sich anstrengen müs- sen, um sowohl die personellen als auch die operativen Anforderungen zu erfül- len. Die in den letzten Jahren fortgeschrit- tene schwedisch-finnische Marineinte- gration könnte hingegen eine einzigartige Gelegenheit für eine echte Lastenteilung zwischen zwei kleineren Streitkräften in der NATO bieten und die alte Formel vom „Pooling & Sharing“ mit Biss versehen. Mit dem Beitritt Schwedens und Finn- lands zur NATO wird wahrscheinlich auch
die Diskussion wieder aufkommen, ob die Ostsee ein „NATO-Meer“ sei. Der Hamburger Ostseeexperte Julian Pawlak hat es in einem kürzlich veröffentlichten Papier recht treffend formuliert:
„Die Ostsee als NATO-See zu bezeich- nen, ist in vielerlei Hinsicht fatal. Abge- sehen davon, dass die Ostsee nach die- ser Logik schon seit einiger Zeit eine ‚EU- See‘ wäre, suggeriert die Verwendung des Begriffs, dass die Ostsee mehr oder weni- ger ausschließlich von der NATO als Bin- nenmeer verwaltet werden könnte (was politisch gesehen auch fast stimmt), was zu dem Trugschluss führt, dass die vollstän- dige Kontrolle über das Meer gegeben sei (was sicherlich nicht der Fall ist).“ Seestrategen wissen, dass maritimes Territorium niemals so kontrolliert wer- den kann und wird, wie es Militärs an Land tun. Auch Mittelmeer und Atlan- tik wurden in der Vergangenheit wieder- holt als NATO-Meere bezeichnet – bis sie es mit dem Eindringen sowjetischer U-Boote und Seestreitkräfte im Kalten Krieg und in jüngerer Zeit durch die auf- strebende chinesische Marine nicht mehr waren. Eine selbstgefällige Beschrei- bung der Ostsee als NATO-See ist bes- tenfalls Pfeifen im Walde oder schlimms- tenfalls Wunschdenken und – so oder so – abträglich für einen ernstzunehmen- den sicherheitspolitischen Ansatz. Unge- achtet rechtlicher und etymologischer
U-Boot A-26 ist ein schwedisches Projekt für die Zukunft
Leinen los! 5/2023 23
Grafik: Saab
Grafik: tkMS