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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Aus tkMS wird TKMS
Die Kieler Werft steckt den Kurs für weiteres Wachstum ab
Eckhard-Herbert Arndt
Der Marineschiffbau in Deutschland hat eine lange und erfolgreiche Tradition. „Graue Schiffe“ made in Germany genießen weltweit einen guten Ruf und sind gefragt. Das gilt im Besonderen auch für U-Boote mit nicht-nuklearem Antrieb. Zu den ganz Großen auf diesem Gebiet gehört die Kieler Werft thysssenkrupp Marine Systems (tkMS), die weiterhin Teil des Essener Industriekonzerns ThyssenKrupp AG ist. Doch sie ist auf dem Weg zur weitgehenden Eigenständigkeit.
Einen ersten, wichtigen Schritt auf die- sem Weg vollzog die Werft mit Sitz in Kiel-Gaarden am 4. Juni, als im Beisein von
mehreren tausend Mitarbeitern, Vertre- tern der Politik und Verwaltung sowie der Deutschen Marine die neue „Marke“, neu- deutsch: „Branding“, vorgestellt wurde. Das Unternehmen heißt nun TKMS. Die Großbuchstaben stehen für eine Werft, die viele Pläne hat und die sich selbstbewusst als „Maritime Powerhouse“ versteht. Ein wichtiger nächster Schritt wird der Börsen- gang sein. Darüber hinaus soll der deut- sche Staat, also der Bund, für eine Betei- ligung gewonnen werden. Aus strategi- schen und sicherheitspolitischen Gründen. TKMS-CEO Oliver Burkhard, der seit gut drei Jahren an der Spitze von TKMS steht, hob zunächst vor Journalisten und später auch vor den Mitarbeitern auf dem weit- läufigen Werftgelände die große Bedeu- tung des mit dem 4. Juni vollzogenen „Re- Brandings“ hervor: „Unser neuer Marken- auftritt unterstützt uns dabei, noch stär- ker als selbstständigeres Unternehmen wahrgenommen zu werden, analog zu unserem Vorhaben, noch in diesem Jahr an der Börse platziert zu werden. Die bis- her weit verbreitete Abkürzung TKMS ist jetzt eine eigenständige Marke, die Tra- dition, Gegenwart und Zukunft miteinan- der verbindet.“ Er beschrieb das national und international tätige Unternehmen, das derzeit an den verschiedenen Produktions- standorten rund 8000 Beschäftigte zählt, als ein „integriertes Systemhaus“ in dem „wir als einziges deutsches Marineunter- nehmen alle maritimen Bereiche unter einem Dach vereinen“.
Burkhard geht davon aus, dass sich bis Ende Juni der Thyssen Krupp-Aufsichts- rat mit den Plänen der Verselbstständigung
Voller Zuversicht: TKMS-Vorstandschef Oliver Burkhard. Seine Botschaft in Kiel: „TKMS ist jetzt eine eigenständige Marke, die Tradition, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet.“
der Schiffbausparte des Industriekon- zerns beschäftigt. Die Entscheidung falle im Anschluss auf einer außerordentlichen Hauptversammlung. Das könnte durchaus noch im Verlauf dieses Sommers erfolgen, kann sich Burkhard vorstellen. Im Herbst könnte dann bereits eine Börsennotierung erfolgen. Es gehe mit einem solchen Schritt auch darum, durch eine Abspaltung leich- ter an Kapital zu kommen. Allerdings stellte der bei seinen Mitarbeitern geschätzte Vor- standschef auch klar: „Das ist keine wun- dersame Geldvermehrung.“
Was das Thema Bundesbeteiligung an der Werft betrifft, für das sich Burkhard in der jüngeren Vergangenheit bereits wiederholt ausgesprochen hatte, ist und bleibt das für ihn weiterhin „durchaus eine Option“. Er jedenfalls würde es „begrü- ßen“.
Für einen solchen Schritt hatte sich wenige Tage vor dem durchaus als historisch zu bezeichnenden Event an der Kieler Innen- förde auch Schleswig-Holsteins SPD-Land- tagsfraktionschefin Serpil Midyatli klar aus- gesprochen. „Es ist nicht nur ureigenes Interesse, sondern eine Notwendigkeit, dass der Staat sich an Unternehmen wie TKMS beteiligt“, stellte Midyatli klar. Sie begründete das auch und vor allem mit den weiter wachsenden geopolitischen Spannungen in Europa. Für die SPD-Poli- tikerin und Landtagsabgeordnete könne „der Staat Garant dafür sein, Unterneh- men auch in für sie herausfordernden Zei- ten wirtschaftlich über Wasser zu halten“. Eine staatliche Beteiligung wäre zudem ein wichtiges Signal für Kiel und ganz Schles- wig-Holstein.
Auf der Festveranstaltung auf dem gewaltigen Kieler Werft-Areal hatte Thyssenkrupp-Vorstandsmitglied Volk- mar Dinstuhl in seiner Rede ebenfalls die historische Dimension des Re-Branding- Events und der geplanten Verselbst- ständigung der Schiffbau-Sparte her- vorgehoben. Er sprach von einem logi- schen Schritt. Die neue Holding-Gesell- schaft, an der die Aktionäre im Zuge der Abspaltung zu 49 % beteiligt sein wer- den, solle dann an der Frankfurter Wert- papierbörse zum Börsenhandel zugelas- sen werden. Der Mutterkonzern werde aber die Mehrheit behalten. Dinstuhl bezeichnete TKMS „als echte Erfolgs- story“. Die Eigenständigkeit bietet nach seiner Überzeugung eine gute Aus- gangsposition für eine mögliche natio- nale oder europäische Konsolidierung der Branche. Dinstuhl weiter: „Deshalb führen wir auch Gespräche mit der Bun- desregierung.“
28 Leinen los! 7-8/2025
Fotos: Arndt