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Deutsche Marine
NCAGS und AWNIS
Die NCAGS ist zuständig für die Zusammenarbeit mit sowie die Bera- tung und Unterstützung der Handels- schifffahrt. Dazu gehört zum Beispiel, dass Reedereien und Schiffsversi- cherer zur Sicherheitslage in Krisen- gebieten beraten werden. Generell soll durch NCAGS sichergestellt wer- den, dass der Seeverkehr fließt und Handelsschiffe vor Gefahren durch Angriffe, wie die der Huthi-Milizen im Roten Meer, und Piraterie geschützt werden. Damit NCAGS funktioniert, ist die Kooperation mit den Berei- chen AWNIS und der Zivil-Militäri- schen Zusammenarbeit von essen- zieller Bedeutung. AWNIS soll dabei die Zusammenstellung, Koordinie- rung und zeitgerechte Veröffentli- chung von Informationen zur nauti- schen Sicherheit und zum Schutz von Leben auf See sowohl für militärische Befehlshaber (eingestuft) als auch für die Zivilschifffahrt (offen) in einem Operationsgebiet gewährleisten. Neben dem NATO Shipping Centre im britischen Northwood haben die NATO-Mitgliedstaaten eigene nati- onale NCAGS- und AWNIS-Dienst- stellen eingerichtet oder bauen diese gerade auf. In Deutschland ist NCAGS zusammen mit AWNIS im Dezernat Marineschifffahrtleitung in Hamburg abgebildet. Das Dezernat gehört zur Abteilung Operation des Marine- kommandos.
Konteradmiral Jens Nemeyer eröffnet als Vertreter des Marinekommandos das Treffen der NATO Shipping Working Group 2025 in Hamburg
Freiheit der Seefahrt
Die NSWG spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um Sicherheit, Koordina- tion und Widerstandsfähigkeit der mariti- men Logistik und der Handelsschifffahrt innerhalb des NATO-Bündnisses geht. Denn die Gewährleistung eines störungs- freien Seeverkehrs ist sowohl für die Welt- wirtschaft als auch für militärische Opera- tionen wichtig. Die NSWG bietet den Mit- gliedstaaten eine Plattform, um Informati- onen zu teilen, standardisierte Verfahren und Vorschriften zu entwickeln und ihre Bemühungen zum Schutz der Handels- schifffahrt gegenüber Gefahren wie Pira- terie, Terrorismus und militärische Konflikte zu koordinieren.
Die jährliche Tagung der NSWG ist inner- halb der NATO die größte ihrer Art. Dort tauschen sich die Vertreterinnen und Ver- treter der NCAGS- und AWNIS-Dienststel- len in ihren jeweiligen Fachgebieten aus und vernetzen sich. Einige Länder befin- den sich hier noch im Aufbau und profi- tieren so von der Erfahrung anderer Nati- onen und des NSC.
Austragung und Organisation des Tref- fens werden jedes Jahr von einer ande-
ren Nation übernommen. 2025 fand das Treffen vom 5. bis 9. Mai in Hamburg mit 51 Delegierten aus 21 Nationen statt. In Deutschland ist die Marineschifffahrt- leitung verantwortlich für NCAGS und AWNIS und organisierte das Treffen der NSWG. Im NATO-Verbund hat Deutsch- land eine der größten Dienststellen für NCAGS und AWNIS.
Multinationale Ausbildung
Das Personal in diesen Dienststellen besteht in vielen Ländern nur zu einem geringen Teil aus aktiven Soldatinnen und Soldaten. Für das Fachwissen über die Handelsschifffahrt greift eine Mehr- zahl der Nationen auf Reservistinnen und Reservisten zurück. Im Falle der Marineschifffahrtleitung der Bundes- wehr sind es etwa 120 Reservedienst- leistende, die das aktive Personal unter- stützen. Diese kommen aus der zivilen Seefahrt und erhalten zusätzlich eine militärische Ausbildung. Dazu gehö- ren teils internationale Lehrgänge. Das bedeutet beispielsweise, dass ein deut- scher Reservist zur AWNIS-Ausbildung nach Belgien geht und eine Reservis-
tin aus den USA ihre Ausbildung zum Schutz von Handelsschiffen in Deutsch- land absolviert.
Eine Untergruppe der NSWG bespricht sich spezifisch zu den Themen Einsätze, Übungen und Ausbildung von NCAGS und AWNIS. Vergangene Einsätze und Übungen werden ausgewertet. Die dar- aus gewonnenen Erkenntnisse werden genutzt, um die Ausbildung zu verbessern und gegebenenfalls zu erweitern.
In einer immer komplexeren und umstritte- neren maritimen Umgebung ist die NSWG essenziell, um sichere und effiziente See- handelsrouten aufrechtzuerhalten. Die Arbeit der NSWG untermauert die kol- lektive Verteidigungsstrategie der NATO und sichert den Erhalt wichtiger maritimer Lieferketten. 7
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