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Navy News
Abzug 1992 bis 1994
Einheiten der Flotte verlegten mit eige- ner Kraft oder Schlepperhilfe in die Stütz- punkte Baltijsk/Kaliningrad sowie nach Kronstadt/Leningrad. In der Rückfüh- rungsaktion kamen auch Hilfsschiffe (212 Fahrten) und Schiffe des Bergungs- und Rettungsdienstes (62 Fahrten) zum Ein- satz. 270 000 t materiell-technische Güter sowie 7892 Kfz und Spezialtechnik wurden abtransportiert. Landungsschiffe absol- vierten 138 Fahrten, beladen mit 2797 Kfz und Spezialtechnik sowie 12 659 t materi- ell-technischen Gütern. Der Transport per Eisenbahn erfolgte mit 4948 Güterwagen. Im Verlauf der dreijährigen Abzugs- phase übersiedelten 18 095 Militäran- gehörige (4077 Offiziere, 3607 Fähnri- che, 10 411 Unteroffiziere und Matro- sen) nach Russland. 350 Einheiten und Truppenteile wurden zurückgeführt, umgebildet oder aufgelöst. Abgezo- gen wurden 17 U-Boote, 19 Raketen- schiffe und -boote, 19 U-Jagdschiffe, 4 Torpedoschnellboote, 33 Minensu- cher sowie 172 Hilfsschiffe.
Kleines Raketenschiff mytischtschiJ (ehemals uragan) in See,
29. März 2019
Die Rückführung von Personal, Tech- nik, Munition, Ausrüstung und Lager- beständen endete 7 Monate vorfristig am 31. Mai 1994. Die Baltische Flotte zog sich aus 14 von 16 Marinestützpunkten zurück. Sie hinterließ 80 % ihrer Basie- rungspunkte, 61 % aller Kais, 75 % der Werftkapazitäten, 30 % der Tanklager, 30 % der Flugplätze und 47 % der Woh- nungs- und Kasernenfläche. In 136 Mili- tärstädten wurden 2299 Gebäude frei gezogen und den örtlichen Organen übergeben. 81 Leuchtfeuer übernah- men die Seehydrographischen Dienste der baltischen Länder.
Die Flottenführung unter Admiral Wla- dimir Grigorjewitsch Jegorow unter- nahm große Anstrengungen, um den Zerfall der Baltischen Flotte in diesen Jahren aufzuhalten bzw. so gut wie möglich abzufedern. Die Aufnahme des Personals verschärfte im Kaliningrader und Leningrader Gebiet die Wohnungs- situation. Militärangehörige „wohnten“ mit ihren Familien vorübergehend an Bord von Kampf- und Hilfsschiffen. 1996 verfügte die Baltische Flotte an operati-
ven Kräften über 9 U-Boote, 3 Kreuzer, 2 Zerstörer, 18 Fregatten und 56 klei- nere Einheiten.
Erneuerung
Mit Beginn der 2000er-Jahre begann die schrittweise Zuführung neuer Kampf- und Hilfsschiffe (u.a. Küstenschutzschiffe, Kor- vetten, kleine Raketenschiffe verschiede- ner Projekte, Minensuch- und Räumkräfte sowie Landungsschiffe und Boote). Hinzu kamen neue Land- und seegestützte Raketensysteme. Die Ausrüstung der Fliegerkräfte (SU 24, SU 27, Hubschrau- ber verschiedener Typen) wird kontinu- ierlich modernisiert.
Zum Bestand der 152. Raketenbrigade gehören z.B. Raketen vom Typ iSkander-M. Das 25. Küstenraketenregiment verfügt über die Komplexe BAL und Bastion. Die Luftverteidigung des Gebietes ist tief gestaffelt und besteht aus Truppenteilen der Luftverteidigung des Landes (S 300 und S 400) sowie Einheiten der Truppen- luftabwehr (Panzir M, TOR M2, S 350 und weiterer Modifikationen). Im Gefechtsfall werden die Luftabwehrmöglichkeiten der Schiffe zugeschaltet.
Kräfte des Funkelektronischen Kampfes unterstützen mit modernen Mitteln die Verteidigungsfähigkeit des Kaliningra- der Gebietes. Für gegnerische Kräfte ist es schwer, die Zone der „Anti-Access, Area Denial“ (A2AD) zu durchbrechen. Hierbei handelt es sich um eine militärische Stra- tegie zur Kontrolle des Zugangs zum und innerhalb des Einsatzgebietes. A2 betrifft die Bewegung in Richtung des Einsatzge- bietes, während AD die Bewegung inner- halb des Einsatzgebietes beinhaltet. Ele- mente dieses Systems werden geprobt.
Die Baltische Flotte 2024
Die Baltische Flotte verfügt heute über etwa 55 Kriegsschiffe. Dazu gehören der Zerstörer naStojtScHiWyj (Flaggschiff, Projekt 956), 2 Fregatten (Projekt 11540), 1 U-Boot 877 (kiLo-Klasse) und 26 Kor- vetten u.a. der Projekte (20380, 22800, 1234, 21631, 12411 und 1331M (parcHim II- Klasse). Zum Bestand gehören 2 Minen- räumboote (12700), 8 Minensuchboote (1265, 10750), 6 Landungsschiffe (775, 1232.2) und 9 Landungsboote (21820, 11770, 1176).
Die Hauptkräfte der Baltischen Flotte sind in der Region Baltijsk/Kaliningrad stationiert, mit ca. 26 000 Soldaten. Der
Das Kleine Raketenschiff serPuchoW des Projektes 21631 auf der IMDS-2019
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