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Deutsche Marine
Northern Coach 20
U 212 A: Wachoffizier- und Kommandantenschüler im Prüfungsstress
Paul-Patrick Schröder
Vom 30. Mai bis zum 12. Juni fand unter dem Manövernamen Nor- thern Coach 20 die diesjährige Schüler- fahrt des 1. Ubootgeschwaders statt. Die Boote U 34, U 36, Tender Main und der Schlepper FehMarn verlegten dazu in das Seegebiet des Skagerraks östlich Kristi- ansand, um unter Ausnutzung der dorti- gen Wassertiefen von den Wachoffizier- und Kommandantenschülern alles abzu- verlangen. Die Schüler, die in der rund einjährigen typspezifischen Ausbildung für den Typ 212 A Theorie gebüffelt ha- ben, mussten nun ihr Wissen in der Praxis an Bord anwenden und wurden entspre- chend geprüft. Hinzu kamen noch die Sehrohrübungen, die sogenannten „Per- exe“: Hier mussten die Schüler zeigen, dass sie das Lagebild auf Sehrohrtiefe aufbauen, halten und entsprechende Maßnahmen zur sicheren Teilnahme am Seeverkehr durchführen können. All dies unter den strengen Augen von Bootsfüh- rung, Besatzung und Prüfstabsoffizier. Als „Spielpartner“ für diese Übungen fungierten Main und FehMarn, die vom auf der Main eingeschifften Stab gelenkt wurden und so in verschiedenen Szena- rien den Schülern auf den Leib rückten.
Die an Northern Coach 20 beteiligten Einheiten im Skagerrak
Und manchmal auch sehr nahe, wenn über Funk vom U-Boot die Aufforde- rung „Aufwärts!“ kam. Damit wurde der Schwierigkeitsgrad gesteigert. All dies natürlich unter sicherer Bewachung ei- nes erfahrenen U-Bootoffiziers und unter den unbestechlichen Augen des Radars, welches die gespiegelten Entfernungs- messungen kontrollierte. Kam eine der beteiligten Einheiten dem U-Boot zu na- he und lief in den sogenannten Gefah- renkreis – entweder, weil der Schüler sich nicht gut genug aus der Situation heraus- manövrieren konnte oder weil mit dem Befehl „Keller“ die Reaktion und richti- ges Verhalten provoziert wurden – muss- te das U-Boot auf Sicherheitstiefe gehen. Und danach schnellstmöglich wieder die Vorbereitungen und Maßnahmen tref- fen, auf Sehrohrtiefe aufzutauchen – denn das Ende des Durchlaufs ist erst mit dem erlösenden Befehl „Finex“ er- reicht. Kein Wunder also, dass die Schü- ler an ihre physischen und psychischen Grenzen geführt wurden. Insbesonde- re, wenn die Spielleitung unter Führung des Leiters Ausbildungszentrum Uboo- te (AZU), Fregattenkapitän Bert Petzold, das Übungsgebiet nahe an eine Fährli-
nie oder Handelsschifffahrtsroute legte, um so noch den ein oder anderen zivilen Mitspieler „ins Boot zu holen“.
Die aufgrund des Breitengrades hellen Nächte boten in Sichtweite der norwe- gischen Küste keine Entspannung für die Schüler – neben diversen Übungen und Schulungen stand das Abarbeiten des Schülerordners und der vom Stab verschickten Schülerbriefe im Vorder- grund. Damit auch die Stammbesatzun- gen der Boote gefordert wurden, stan- den neben der Ausbildung seemänni- sche Manöver wie Schleppen, Formati- onsfahren und operative Übungen unter Beteiligung von Seefernaufklärern P-3C OriOn auf dem Plan. Ein Höhepunkt war die Übung mit der Fregatte Branden- Burg, die sich für kurze Zeit im Übungs- gebiet aufhielt. Sie bildete gemeinsam mit Main und FehMarn einen Geleitzug, der von den U-Booten aufgeklärt und an- gegriffen werden sollte.
Auch diese Übung wurde zu einem Er- folg für alle Beteiligten. Parallel zu den Wachoffizierschülern wurde auf U 34 ein Kommandantenschüler geprüft, bei dem der Fokus natürlich nicht auf grundsätzlichem Beherrschen des Boo-
10 Leinen los! 10/2020
Fotos: Bordkommando Main (3)