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Navy News
Ostseemarine in multinationaler Kooperation Die Schwedische Marine
Dieter Stockfisch
Nach dem Ende des Kalten Krieges weichte Schweden seine fast 200 Jahre andauernde militärische Neutra-
litätspolitik auf, indem es sich 1995 der Europäischen Union (EU) und deren Ge- meinsamer Außen- und Sicherheitspo- litk (GASP) anschloss und enge Beziehun- gen zur Nato aufnahm. Seitdem betei- ligt sich insbesondere die Schwedische Marine an den weltweiten Friedens- und Stabilisierungsoperationen im Rahmen von EU und Nato sowie an den multina- tionalen Nato-Seemanövern. Im Ostsee- raum besteht zwischen der Deutschen und Schwedischen Marine eine feste Ma- rinekooperation.
Geschichte und Tradition
Die Schwedische Marine blickt auf eine lange Geschichte und Tradition zurück. Schon die ersten schwedischen Könige (9. bis 14. Jahrhundert) unterhielten eine Marineorganisation mit Namen „Ledun- gen“. Dazu gehörten zwangsverpflichte- te Ruder- und Segelboote mit ihren Be- satzungen, die entlang der schwedi- schen Küste und in der Ostsee operier- ten. Dieses Marinesystem wurde im 14. Jahrhundert schrittweise durch eine Flot- te ersetzt, die aus bewaffneten Koggen und später aus Galeonen bestand. 1427, als Schweden noch zur Kalmarer Union (mit Dänemark und Norwegen) gehör- te, kämpften schwedische und dänische Kriegsschiffe im Seegefecht im Öresund gegen die Hanse. Am 7. Juni 1522, nach Auflösung der Kalmarer Union, erwarb Schwedens König Gustav Vasa einige Koggen von der Hansestadt Lübeck als Grundstein für den Aufbau einer mäch- tigen Ostseeflotte. Dieses Datum gilt in der Schwedischen Marine als ihr offiziel- les Gründungsdatum.
Schweden wuchs im 17. Jahrhundert zur dominierenden Macht im Ostseeraum auf. Symbol der schwedischen See- macht stellte damals die zwischen 1626 und 1628 gebaute Galeone vasa dar. Sie war eines der größten und mit 64 Kano- nen am stärksten bewaffneten Kriegs- schiffe ihrer Zeit. Allerdings sank die vasa bereits auf ihrer Jungfernfahrt am 10. August 1628 vor Stockholm. Das Schiff war instabil und topplastig. 1961 wurde das Wrack gehoben, und die vasa wurde maßstabsgerecht rekons- truiert. Heute befindet sich das Schiff im vasa-Museum in Stockholm und bildet die größte Attraktion der Stadt. Seit 1961 haben über 40 Mio. Touristen die Gale- one besichtigt.
Russlands Aufwachsen zur Großmacht und der Nordische Krieg (1700 bis 1721) markierten das Ende der schwedischen Ostseemacht. Ab dem 19. Jahrhundert beschränkte sich die Schwedische Ma- rine vorrangig auf den Küstenschutz, die
Wappen der Schwedischen Marine
Schwedens Küste erstreckt sich ent- lang der Ostsee vom Bottnischen Meer- busen im Osten bis zum Skagerrak im Westen über 1.500 km Länge
38 Leinen los! 7-8/2020
Foto: Svenska Marinen
Grafik: Adobe Stock
Grafik: Svenska Marinen